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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hände und Füße und Augen und Mund und Nase und einen dichten, staubigen Haarschopf. Sie schrie die winselnden, geduckten Hunde an: »Runter! Zurück zum Haus, ihr Aas, ihr elenden Hurensöhne!«
    Elfenbein klopfte mit der Hand an sein rechtes Bein. Ein Hundezahn hatte ihm die Reithose an der Wade aufgerissen, ein dünnes Rinnsal Blut kam heraus.
    »Ist sie verletzt?« sagte die Frau. »Oh, das verräterische Gezücht!« Sie strich über das rechte Vorderbein der Mähre. Ihre Hände wurden naß von blutigem Pferdeschweiß. »Sachte, sachte«, sagte sie. »Mein tapferes Mädchen, mein tapferes Herz.« Die Mähre senkte den Kopf und zitterte vor Erleichterung. »Warum hast du sie mitten zwischen den Hunden stehen lassen?« wollte die Frau wütend wissen. Sie kniete neben dem Bein des Pferdes und schaute zu Elfenbein auf, der vom Rücken seines Pferdes zu ihr hinabsah; und doch kam er sich klein vor, kam er sich winzig vor.
    Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Ich bringe sie hinauf«, sagte das Mädchen, stand auf und streckte die Hand nach dem Zügel aus. Elfenbein wurde klar, daß er jetzt absteigen sollte. Er tat es mit den Worten: »Ist es sehr schlimm?« und begutachtete das Bein des Pferds, sah aber nur blutigen Schaum.
    »Komm mit, Liebes«, sagte die junge Frau, nicht zu ihm. Die Mähre folgte ihr zutraulich. Sie folgten dem unebenen Feldweg um den Hügel herum zu einem alten Stall aus Stein und Ziegeln, ohne Pferde, nur von den Schwalben bewohnt, die über den Dächern kreisten und zwitschernd Klatsch und Tratsch austauschten.
    »Halt sie still«, sagte die junge Frau und ließ ihn die Zügel der Mähre an diesem verlassenen Ort halten. Nach einiger Zeit kehrte sie zurück, schleppte einen schweren Eimer und machte sich daran, das Bein der Mähre mit dem Schwamm zu säubern. »Nimm ihr den Sattel ab«, sagte sie, und in ihrem Tonfall schwang das unausgesprochene, ungeduldige »Du Narr!« mit. Elfenbein gehorchte, halb verärgert über diese unhöfliche Riesin und halb fasziniert. Sie erinnerte ihn ganz und gar nicht an einen Baum in der Blüte, aber schön war sie tatsächlich, auf eine großartige, heftige Weise. Die Mähre fügte sich ihr rückhaltlos. Wenn sie sagte: »Beweg das Bein«, dann bewegte die Mähre das Bein. Die Frau rieb sie am ganzen Körper ab, legte ihr die Satteldecke wieder auf und vergewisserte sich, daß sie in der Sonne stand. »Sie wird wieder«, sagte die junge Frau. »Sie hat eine Rißwunde, aber wenn Sie sie täglich mehrmals mit warmem Salzwasser auswaschen, wird sie sauber heilen. Es tut mir leid.« Das letzte sagte sie aufrichtig, wenn auch zähneknirschend, als könnte sie immer noch nicht fassen, daß er seine Stute einfach so stehenlassen konnte, während sie angegriffen wurde, und sah ihn zum erstenmal direkt an. Ihre Augen waren klar und orange-braun, wie dunkler Topas oder Bernstein. Es waren seltsame Augen, auf gleicher Höhe wie seine.
    »Mir tut es auch leid«, sagte er und versuchte, sorglos und beiläufig zu sprechen.
    »Das ist das Pferd Irias von Westteich. Demnach sind Sie der Magier?«
    Er verbeugte sich. »Elfenbein, vom Großen Hafen von Havnor, zu Ihren Diensten. Darf ich?«
    Sie unterbrach ihn. »Ich dachte, Sie kämen von Roke.«
    »So ist es.« Er hatte seine Fassung wiedererlangt. Sie sah ihn mit diesen großen Augen an, die so undeutbar wie die eines Schafes waren, fand er. Dann platzte sie heraus: »Haben Sie dort gelebt? Dort studiert? Kennen Sie den Erzmagier?«
    »Ja«, sagte er lächelnd. Dann zuckte er zusammen und preßte einen Moment die Hand ans Schienbein.
    »Sind Sie auch verletzt?«
    »Es ist nichts«, sagte er. Tatsächlich hatte die Verletzung, sehr zu seinem Verdruß, schon aufgehört zu bluten. Die Frau sah ihm wieder ins Gesicht.
    »Wie ist . . . wie ist es so . . . auf Roke?«
    Elfenbein ging, nur leicht hinkend, zu einem alten Aufsteigeblock in der Nähe und setzte sich darauf. Er streckte das Bein aus, rieb sich die verletzte Stelle und sah zu der Frau auf. »Es wird lange dauern, Ihnen zu erzählen, wie Roke ist«, sagte er. »Aber es wäre mir ein Vergnügen.«
     
    »Der Mann ist ein Magier, jedenfalls fast«, sagte Rose die Hexe, »ein Magier von Roke! Du darfst ihm keine Fragen stellen!« Sie war mehr als nur erschüttert, sie war verängstigt.
    »Es stört ihn nicht«, versicherte Drachenkind ihr. »Er antwortet nur so gut wie nie.«
    »Natürlich nicht!«
    »Warum natürlich nicht?«
    »Weil er ein Magier ist! Weil du eine Frau

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