Der siebte Schrein
Duncan. Das einzige, was ich noch mehr verabscheue als Pferde, sind Schwerter. Schwere Dinger, und gemein scharf. Ich werde mir große Mühe geben, beim ersten Durchgang ritterlich auszusehen, aber danach . . . nun, vielleicht könntet Ihr mir einen netten Schlag seitlich am Helm verpassen. Damit er scheppert, aber nicht zu laut, wenn Ihr versteht, was ich meine. Meine Brüder sind mir überlegen, was das Kämpfen und Tanzen und Denken und Bücherlesen betrifft, aber keiner kann es nur halbwegs mit mir aufnehmen, wenn es darum geht, bewußtlos im Dreck zu liegen.«
Dunk konnte ihn nur anstarren und sich fragen, ob der Prinz versuchte, ihn zum Narren zu halten. »Warum seid Ihr hergekommen?«
»Um Euch davor zu warnen, womit Ihr es zu tun bekommt«, sagte Daeron. »Mein Vater hat der Königsgarde befohlen, mit ihm zu kämpfen.«
»Der Königsgarde?« sagte Dunk erschrocken.
»Nun, die drei, die hier sind. Dank den Göttern hat Onkel Baelor die anderen vier bei unserem königlichen Großvater in King´s Landing gelassen.«
Ei lieferte ihre Namen. »Ser Roland Crakehall, Ser Donnel von Duskendale und Ser Willem Wylde.«
»Sie haben in dieser Sache kaum eine andere Wahl«, sagte Daeron. »Sie haben geschworen, das Leben des Königs und der königlichen Familie zu schützen, und meine Brüder und ich sind vom Blut des Drachen, Gott helfe uns.«
Dunk zählte an den Fingern. »Das sind sechs. Wer ist der siebte Mann?«
Prinz Daeron zuckte die Achseln. »Aerion wird einen finden. Sollte es erforderlich sein, wird er einen Kämpen kaufen. An Gold fehlt es ihm nicht.«
»Wen habt Ihr?« fragte Ei.
»Raymuns Vetter, Ser Steffon.«
Daeron zuckte zusammen. »Nur einen?«
»Ser Steffon ist zu einigen seiner Freunde gegangen.«
»Ich kann Leute beibringen«, sagte Ei. »Ritter. Das kann ich.«
»Ei«, sagte Dunk, »ich werde gegen deine eigenen Brüder kämpfen.«
»Aber Ihr werdet Daeron nichts tun«, sagte der Junge. »Er hat Euch gesagt, daß er sich fallen läßt. Und Aerion . . . ich erinnere mich, als ich klein war, kam er immer in mein Schlafgemach und hat sein Messer zwischen meine Beine gehalten. Er hätte zu viele Brüder, sagte er dann, und eines Nachts würde er mich vielleicht zu seiner Schwester machen, damit er mich heiraten könnte. Und er hat meine Katze in den Brunnen geworfen. Er sagt, daß er es nicht getan hat, aber er lügt immer.«
Prinz Daeron zuckte resigniert die Achseln. »Ei spricht die Wahrheit. Aerion ist das Monster. Wißt Ihr, er hält sich für einen Drachen in Menschengestalt. Deshalb war er so wütend auf die Puppenspieler. Jammerschade, daß er nicht als Fossoway geboren wurde, dann würde er sich für einen Apfel halten, und wir wären alle sicherer, aber so ist es nun mal.« Er bückte sich, hob seinen Mantel auf und schüttelte den Regen heraus. »Ich muß mich ins Schloß zurückschleichen, bevor sich mein Vater fragt, warum ich so lange brauche, um mein Schwert zu schärfen, aber ehe ich gehe, möchte ich gern ein Wort unter vier Augen mit Euch wechseln, Ser Duncan. Werdet Ihr ein Stück mit mir kommen?«
Dunk sah den Prinzen einen Moment argwöhnisch an. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.« Er steckte den Dolch ein. »Ich muß auch meinen Schild holen.«
»Ei und ich werden nach Rittern suchen«, versprach Raymun.
Prinz Daeron knotete den Mantel am Hals und zog die Kapuze auf. Dunk folgte ihm in den leichten Nieselregen hinaus. Sie gingen zu den Wagen der Kaufleute.
»Ich habe von Euch geträumt«, sagte der Prinz.
»Das sagtet Ihr im Gasthaus.«
»Wirklich? Nun, mag sein. Meine Träume sind nicht wie Eure, Ser Duncan. Meine sind wahr. Sie machen mir angst. Ihr macht mir angst. Seht Ihr, ich habe von Euch und einem toten Drachen geträumt. Einer großen Bestie, riesig, mit so großen Schwingen, daß sie diese Wiese bedecken könnten. Sie war auf Euch gefallen, aber der Drache war tot, und Ihr wart am Leben.«
»Habe ich ihn getötet?«
»Das kann ich nicht sagen, aber Ihr wart da, und der Drache auch. Wir waren einst die Herren der Drachen, wir Targaryens. Nun sind sie alle fort, aber wir sind noch da. Ich will heute nicht sterben. Die Götter allein wissen, warum, aber es ist so. Also tut mir einen Gefallen, wenn Ihr wollt, und sorgt dafür, daß mein Bruder Aerion derjenige ist, den Ihr tötet.«
»Ich will auch nicht sterben«, sagte Dunk.
»Nun, ich werde Euch nicht töten, Ser. Ich würde meine Vorwürfe auch widerrufen, aber das würde Euch nur etwas nützen,
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