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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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galt als einer der besten Schwertkämpfer in den Freistädten und legte ein offenes und freundliches Benehmen an den Tag. Er war auf eine mysteriöse Weise hübsch, und Dirk hatte Gerüchte gehört, wonach mehr als eines der Hausmädchen sich unter einem fadenscheinigen Vorwand mit ihm davongeschlichen hatte, und es gab mehrere Tavernenmädchen in der Stadt, die auf seinen nächsten Besuch warteten. Dirk hielt den Mann für einen netten Kerl, aber Jenna machte oft spitze Bemerkungen darüber, daß Drugen an wenig anderes denken konnte als an Frauen.
    Dirk stand auf und sagte: »Ich muß noch mehr Holz zu den Tsurani bringen.« Er verließ die warme Küche und wünschte sich draußen in der Kälte, er hätte es nicht getan. Er eilte zum Holzstoß.
    Dirk nahm einen großen Stapel Holz und ging zum ersten der drei Nebengebäude. Er stieß die Tür auf und fand die Tsurani vor wie immer. Sie ruhten sich zwischen Patrouillen oder anderen Pflichten aus, die die Hälfte der Garnison Tage, manchmal Wochen in die Ferne führen konnten. Ab und zu kehrten sie zurück und brachten Verwundete mit. Wenn sie sich ausruhten, dann schliefen sie auf ihren Pritschen, reinigten ihre seltsamen schwarz-orangefarbenen Rüstungen oder unterhielten sich leise. Manche spielten eine Art Glücksspiel mit Stöcken und Steinen, wieder andere spielten etwas, das wie Schach aussah.
    Die meisten waren im Auftrag ihres Vorgesetzten unterwegs, weniger als ein Dutzend hielten sich gerade in Weißbergen auf. Sie sahen gleichgültig zu, wie er die eine Holzkiste auffüllte. Dann bestückte er die beiden anderen Holzkisten. Als er fertig war, seufzte er hörbar vor Erleichterung. Sooft ihn seine Stellung als Holzjunge auch zwang, die von den Tsurani bewohnten Gebäude zu betreten, Dirk geriet in ihrer Gegenwart jedesmal an den Rand nackter Panik, nachdem er gesehen hatte, daß sie zu unbarmherzigem Mord fähig waren. Wenn er wußte, daß er für eine Nacht wieder mit ihnen fertig war, fühlte er sich jedesmal, als hätte er für die kommenden Stunden eine sichere Zuflucht.
    Da seine Aufgaben draußen für heute erledigt waren, kehrte er in die Küche zurück und nahm sein karges Abendessen zu sich, Wassersuppe und schlechtes Brot. Das beste Essen, das die Besatzer nicht für sich beanspruchten, wurde Lord Paul und seiner Tochter serviert. Dirk hatte gehört, wie sich Anika über das Essen beschwerte, worauf ihr Vater erwiderte, unter Berücksichtigung der Lage sei es so schlecht nicht. Dirk fand, daß es sich nach den Maßstäben, an die er gewöhnt war, um Festessen handelte. Drugen und die anderen Arbeiter im Haus teilten die Reste unter sich auf, und für einen Holzjungen blieb nie etwas übrig.
    Dirk kehrte in die Scheune zurück und beachtete das Stöhnen nicht, das unter einer Decke in der ersten Nische hervordrang. Mikia und Torren schien nicht zu kümmern, daß sie keinen Raum für sich hatten. Aber schließlich, überlegte sich Dirk, arbeiteten sie in der Molkereiwirtschaft, ein Hirte und eine Melkerin, und er hatte festgestellt, daß die Leute auf Bauernhöfen weitaus erdverbundener waren als Städter und sich auch weniger um Schicklichkeit scherten.
    Litia saß in der Ecke der angrenzenden Nische, und ihre magere Gestalt zitterte unter einer Decke, während sie auf dem Erdboden saß und sich an einem kleinen Feuer wärmte. Dirk winkte ihr zu, was sie mit einem zahnlosen Lächeln quittierte. Er ging hinüber und sagte: »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut«, antwortete sie, aber ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Dirk befürchtete, daß die alte Frau bei dem wenigen Essen und der Kälte den Winter nicht überleben würde, aber anderen im Haushalt schien das gleichgültig zu sein. Man wird alt und stirbt, sagten sie immer.
    »Was erzählt man sich?« fragte die alte Frau. Sie war immer begierig, kleine Neuigkeiten und die jüngsten Gerüchte zu erfahren. Dirk sperrte immer die Ohren auf, um Dinge aufzuschnappen, mit denen er der alten Frau den Abend versüßen konnte.
    »Leider nichts Neues«, antwortete er.
    Mit einem breiten Zahnfleischgrinsen sagte die alte Frau: »Und hat dich die Tochter des Hausherrn wieder mit einem Blick beschenkt, junger Mann?«
    Dirk spürte, wie er errötete. »Ich weiß nicht, was du meinst, Litia«, sagte er.
    »O doch«, tadelte sie ihn spielerisch. »Schon gut, Junge, sie ist das einzige Mädchen in deinem Alter hier, und es wäre nicht normal, wenn du dich nicht zu ihr hingezogen fühltest. Wenn diese

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