Der siebte Schrein
alle zuviel, und viele tranken zuviel Wein und Bier.
Und viele junge Paare heirateten.
Dieses Jahr hatten die Tsurani Reisen verboten, und Dirk stand am Rand einer kleinen Menschenmenge auf dem Hof und sah zu, wie Mikia und Torren unter den wachsamen Blicken von Lord Paul und seiner Tochter heirateten. Die Tsurani hatten Dirk zum Schrein von Dala reisen und mit einem Priester dieses Ordens zurückkehren lassen, damit die Trauung durchgeführt werden konnte.
Das Paar sah glücklich aus trotz der frostigen Umgebung, die durch das große Freudenfeuer, das Dirk und die anderen im Lauf des Tages aufgeschichtet hatte, nur unwesentlich erträglicher gemacht wurde. Es loderte und wärmte die Seite, die man ihm zuwandte, aber sonst war es ein kalter und unfreundlicher Tag für eine Hochzeit, mit einem tiefhängenden grauen Himmel und einem schneidenden Wind von den Bergen.
Die Mahlzeit stellte das Beste dar, was man unter den Umständen zusammenstellen konnte, und Dirk erfuhr am eigenen Leib, wie es war, sich zu betrinken, weil er viel zuviel Apfelwein in sich hineinschüttete und feststellte, daß sein Magen ihn über die Grenzen seines Fassungsvermögens informierte, bevor es einer von Dirks Freunden tat. Die anderen Jungs standen amüsiert dabei, als Dirk, von unglaublicher Übelkeit geschüttelt, an der hinteren Wand der Scheune lehnte, wo sich alles um ihn drehte und sein Puls in den Schläfen pochte und sein Magen versuchte, ein Getränk zu erbrechen, das schon längst nicht mehr darin war.
Es war ihm irgendwie gelungen, den Rückweg zu dem Schober zu finden, wo er jetzt schlief. Weil er der jüngste Knabe des Haushalts war, bekam er die schlechteste Pritsche, gleich neben der Heutür, was eine zugige, kalte Nachtruhe bedeutete. Er kippte um und lief Gefahr, ohne die Wärme der anderen Jungs ringsum zu erfrieren.
Spät in der Nacht wurde er wach, als ein Schrei von draußen durch die stille Dunkelheit hallte. Dirk regte sich, genau wie die anderen Jungs, und Hemmy sagte: »Was war das?«
Dirk stieß die Heutür auf. Im Mondschein stand eine betrunkene Gestalt da, schwenkte ein Schwert in der rechten Hand und in der linken einen Krug Apfelwein. Er brüllte Worte, die die Jungs nicht verstehen konnten, aber Hemmy sagte: »Er kämpft mit Sicherheit eine alte Schlacht.«
Plötzlich sagte Alex: »Die Tsurani! Wenn Hamish sie mit seinem Gebrüll aufweckt, werden sie ihn töten. Wir müssen ihn dazu bringen, daß er still ist.«
»Wenn du versuchen willst, mit ihm zu reden, solange er dieses Schwert schwingt«, sagte Hemmy, »nur zu. Ich werde hier oben bleiben. Ich habe ihn schon einmal betrunken erlebt. Er ist dann in einer gefährlichen, düsteren Stimmung, das ist er.«
»Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Dirk.
»Was?« fragte Hemmy.
»Ich weiß nicht«, gab Dirk zu.
Dann kamen zwei Tsurani angelaufen und blieben stehen, als sie den betrunkenen alten Soldaten, dessen Atem Dampfwölkchen in der kalten Nachtluft bildete, im Mondschein sahen.
»Ihr stinkenden Säcke!« brüllte Hamish. »Kommt nur her, ich zeige euch, wie man ein Schwert benutzt!«
Die beiden Tsurani zogen langsam die Waffen, einer sagte etwas zu dem anderen. Der zweite Mann nickte, wich zurück und steckte das Schwert weg. Er drehte sich um und lief davon.
»Sie werden Hilfe holen«, flüsterte Dirk, der Angst hatte, der Tsurani könnte ihn hören.
»Vielleicht zwingen sie ihn nur, sein Schwert herzugeben und ins Bett zu gehen«, sagte Hemmy.
»Vielleicht«, wiederholte Dirk.
Dann tauchten ein halbes Dutzend Tsurani unter Führung des Offiziers auf. Der Offizier rief Hamish etwas zu, der im grellen weißen Mondschein wie ein zotteliger Wolf grinste. »Kommt her und singt für mich, ihr Hundesöhne!« rief der betrunkene alte Mann.
Der Tsuranioffizier schien durch den Vorfall eher verärgert als sonst etwas zu sein und sagte kurz etwas zu seinen Männern. Er drehte sich um und ging fort, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
»Vielleicht lassen sie ihn in Ruhe«, sagte Hemmy.
Plötzlich schoß ein Pfeil durch die Luft und traf den alten Hamish in der Brust. Er sah fassungslos nach unten und sank auf die Knie. Dann kippte er nach rechts, ohne das Schwert und den Krug Apfelwein loszulassen.
»Ihr Götter!« flüsterte Dirk.
Die Tsurani machten wie ein Mann kehrt und ließen den Toten im Mondschein liegen, eine schwarze Gestalt auf dem weißen Schnee.
»Was machen wir jetzt?« flüsterte Dirk den älteren Jungs zu.
»Nichts«, sagte
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