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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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herrschen über die große Inselstadt Tar Valon, wo sich ihre Weiße Burg befindet, und sind durch die Drei Eide gebunden, die mittels Saidar, der weiblichen Hälfte der Macht, in ihren Knochen verankert sind: Kein Wort zu sprechen, das nicht wahr ist, keine Waffen herzustellen, mit denen ein Mensch einen anderen töten kann, und die Eine Macht niemals anzuwenden, es sei denn gegen die Schattenbrut oder im Extremfall, um ihr eigenes Leben, das ihres Behüters oder das einer anderen Schwester zu retten.
    Immer noch werden Männer geboren, die lernen können, die Macht zu kanalisieren, oder schlimmer, die sie eines Tages kanalisieren werden, ob sie es wollen oder nicht. Aufgrund der Befleckung von Saidin sind sie zu Wahnsinn, Zerstörung und Tod verdammt und werden von den Aes Sedai aufgespürt und gedämpft, indem man sie zum Wohle der Welt für alle Zeiten von der Macht trennt. Kein Mann unterwirft sich dem freiwillig. Auch wenn sie die Jagd überleben, nach der Dämpfung leben sie selten noch lange.
    Mehr als dreitausend Jahre lang, in denen Zivilisationen kamen und gingen, wurde nichts so sehr gefürchtet wie ein Mann, der kanalisieren kann. Aber die ganzen dreitausend Jahre hindurch wurde prophezeit, daß der Drache wiederkehrt, die Siegel an dem Verlies des Dunklen Königs ihre Kraft verlieren und er die Welt wieder berühren wird, und der Drache, der das Loch versiegelt hat, wiedergeboren wird, um sich dem Dunklen König erneut entgegenzustellen. Ein Kind, das in Sichtweite von Tar Valon geboren wird, auf den Hängen des Drachenbergs, wird aufwachsen und der Wiedergeborene Drache werden, die einzige Hoffnung der Menschheit im Letzten Gefecht - ein Mann, der kanalisieren kann. Wenige Menschen kennen mehr als Bruchstücke der Prophezeiung, und wenige wollen mehr wissen.
    Eine Welt von Königen und Königinnen, Nationen und Kriegen, wo die Weiße Burg nur Tar Valon beherrscht, aber selbst Könige und Königinnen dem Treiben der Aes Sedai argwöhnisch gegenüberstehen. Eine Welt, wo Schatten und Prophezeiungen drohen.
    Die nachfolgende Geschichte ist vor dem ersten Buch der Serie angesiedelt. Die nachfolgenden Bände sollten in der richtigen Reihenfolge gelesen werden.

ROBERT JORDAN
Der neue Frühling
    Der beißende Duft des neuen Frühlings lag in der Luft von Kandor, als Lan in das Land zurückkehrte, wo er sterben würde, was er immer schon gewußt hatte. Die Bäume zeigten das erste Rot des neuen Wachstums, und ein paar vereinzelte Wildblumen überzogen das winterbraune Gras, wo keine Schatten auf verschneite Flächen fielen, doch die blasse Sonne spendete, gemessen an der im Süden, wenig Wärme, ein schneidender Wind drang durch seinen Mantel, und graue Wolken kündeten von mehr als nur Regen. Er war fast zu Hause. Fast.
    Hundert Generationen hatten die breite Straße beinahe so hart gestampft wie den Fels der umliegenden Berge, daher wurde kaum Staub aufgewirbelt, obwohl ein konstanter Troß von Ochsenkarren den vormittäglichen Bauernmarkt in Canluum verließ und Händlerzüge mit hohen Wagen, von berittenen Wachen mit Stahlhelmen und Rüstungen umgeben, die hohe, graue Stadtmauer hinter sich ließen. Hier und da zierten die Ketten der Händlergilde von Kandori eine Brust, oder ein Arafellin trug Glöckchen, ein Rubin schmückte das Ohr dieses Mannes, eine Perlenbrosche die Büste jener Frau, aber im großen und ganzen war die Kleidung der Händler so unauffällig wie ihr Benehmen. Ein Händler, der damit prahlte, daß er zuviel Profit einstrich, stellte fest, daß es ihm schwerfiel, gute Geschäfte zu machen. Im Gegensatz dazu protzten die Bauern mit ihrem Erfolg, wenn sie in die Stadt kamen. Bunte Stickereien zierten die weiten Beinkleider der einherschreitenden Landmänner und die Pluderhosen der Frauen, deren wallende Mäntel im Wind wehten. Manche trugen bunte Bänder im Haar, andere schmale Pelzkragen. Sie hätten für die bevorstehenden Tanzveranstaltungen und Bel-Tine-Feste gekleidet sein können. Aber das Landvolk beäugte Fremde so argwöhnisch wie ein Wachmann, beäugte sie und hob Speere oder Äxte und hastete weiter. Es waren unruhige Zeiten in Kandor, vielleicht überall entlang der Grenzländer. Banditen hatten sich im vergangenen Jahr wie Unkraut vermehrt, und aus der Großen Fäule drohten mehr Gefahren denn je. Gerüchte sprachen sogar von einem Mann, der die Eine Macht kanalisieren konnte, aber solche Gerüchte gab es häufig.
    Lan führte sein Pferd in Richtung Canluum und schenkte den

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