Der siebte Schrein
ganzen Morde vorhergesehen hat; vielleicht hat sie dem Leibwächter nur vorgeschlagen, das Gold zu stehlen und zu fliehen. Mit ihrem Vater hinter den Linien der Tsurani und dem vielen Gold in ihrem Besitz . . . Sie hätte in Krondor oder sogar in Rillanon eine Persönlichkeit der Gesellschaft werden können. Den Leibwächter wäre sie mühelos losgeworden - er konnte seine Rolle in der Sache wohl kaum jemandem beichten, oder? Und wenn wir von den Morden erfahren hätten, wären wir davon ausgegangen, daß die Tsurani sämtliche Hofbewohner unter irgendeinem Vorwand getötet hätten.« Borric schwieg. Dann sagte er: »Ich habe das untrügliche Gefühl, daß das Mädchen hinter allem gesteckt hat . . . aber mit Sicherheit werden wir es nie erfahren, oder?«
»Nein, Euer Gnaden«, stimmte der Kapitän zu. »Was ist mit den Toten?«
»Begrabt sie! Wir haben nicht die Möglichkeit, das Mädchen zu ihrer Familie in Walinor zurückzubringen.«
Der Kapitän sagte: »Ich werde Männer zum Graben einteilen. Es wird eine Weile dauern, ein Loch in dem gefrorenen Boden auszuheben.« Dann fragte er: »Und das Gold?«
Borric sagte: »Ist konfisziert. Die Tsurani hätten es sowieso genommen, und wir haben eine Armee zu ernähren. Schickt es unter Bewachung zu Brucal in LaMut.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Und schickt den Jungen mit. Ich schreibe eine Nachricht für Brucal und bitte ihn, daß er ihm dort im Hauptquartier eine Stelle besorgt. Er ist ein tüchtiger Junge, und wie er gesagt hat, er weiß nicht, wohin er sonst gehen soll.«
»Sehr gern, Euer Gnaden.«
Als der Kapitän sich zum Gehen wandte, sagte Borric: »Noch etwas, Kapitän.«
»Ja, Euer Gnaden?«
»Behaltet für Euch, was ich gesagt habe. Der Junge braucht es nicht zu erfahren.«
»Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden«, sagte der Kapitän und ging hinaus.
Borric beugte sich nach vorne und versuchte, sich wieder auf die anstehenden Probleme zu konzentrieren, aber die Geschichte des Jungen ging ihm nicht aus dem Kopf. Er versuchte, sich vorzustellen, was Dirk empfunden haben mochte, allein, nur mit dem Küchenmesser bewaffnet und ängstlich. Er selbst war fast sein ganzes Leben lang ein ausgebildeter Krieger gewesen, wußte aber noch, was es heißt, unsicher zu sein. Er sah das Handeln des Jungen als das, was es war, ein ungewöhnlicher und seltener heroischer Akt. Das Bild eines verliebten, ängstlichen Jungen, der nachts durch den Schnee stapfte, um einen Mörder zu stellen und ein Mädchen zu retten, ließ den Herzog nicht los, und er beschloß, daß es das beste war, dem Jungen diese letzte Illusion hinsichtlich des Mädchens nicht zu nehmen. Das zumindest hatte er verdient.
Das Rad der Zeit
ROBERT JORDAN
D ROHENDE S CHATTEN (1993)
D AS A UGE DER W ELT (1993)
D IE GROSSE J AGD (1993)
D AS H ORN VON V ALERE (1993)
D ER WIEDERGEBORENE D RACHE (1994)
D IE S TRASSE DES S PEERS (1994)
S CHATTENSAAT (1994)
D IE H EIMKEHR (1994)
D ER S TURM BRICHT LOS (1995)
Z WIELICHT (1995)
S CHEINANGRIFF (1996)
D ER D RACHE SCHLÄGT ZURÜCK (1996)
D IE F ÜHLER DES C HAOS (1996)
S TADT DES V ERDERBENS (1997)
D IE A MYRLIN (1997)
D IE H EXENSCHLACHT (1998)
D IE ZERBROCHENE K RONE (1998)
W OLKEN ÜBER E BOU D AR (1998)
D ER D OLCHSTOSS (1999)
Die Welt von Robert Jordans Das Rad der Zeit liegt sowohl in unserer Zukunft wie auch in unserer Vergangenheit, eine Welt von Königen und Königinnen und Aes Sedai, Frauen, die die Wahre Quelle anzapfen und die Eine Macht beherrschen können, die das Rad dreht und das Universum antreibt: eine Welt, wo der Krieg zwischen Licht und Schatten jeden Tag ausgefochten wird.
Im Augenblick der Schöpfung hat der Schöpfer den Dunklen König aus der Welt der Menschen verbannt, aber vor mehr als dreitausend Jahren haben Aes Sedai, damals Frauen und Männer, ohne es zu wissen, ein Loch in dieses Gefängnis außerhalb der Zeit gebohrt. Der Dunkle konnte die Welt nur leicht streifen, und das Loch wurde schließlich wieder versiegelt, aber der Makel des Dunklen senkte sich über die Saidin, die männliche Hälfte der Macht. Schließlich verloren alle männlichen Aes Sedai den Verstand, sie vernichteten die Zivilisation bei der Zerstörung der Welt und veränderten das Antlitz der Erde, indem sie Berge ins Meer stürzen und neue Meere entstehen ließen, wo vorher Land gewesen war.
Nun tragen nur noch Frauen den Titel Aes Sedai. Sie werden von ihrer Amyrlin angeführt, sind in sieben nach Farben benannte Ajahs unterteilt,
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