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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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weiblichen Myrddraal gehört, aber Lan hätte nie gedacht, daß sich das Gesetz einmal der Mode beugen würde. Als nächstes würden sie die Öllampen abnehmen, die die Straßen säumten, und die Nacht schwarz lassen.
    Noch erschreckender als die Schleier war, daß Bukama einige dieser Frauen direkt ansah und nicht den Mund aufmachte. Dann ritt ein hakennasiger Mann namens Nazar Kurenin vor Bukamas Augen vorüber, und er blinzelte nicht einmal. Der junge Wachsoldat war ganz sicher geboren worden, bevor die Große Fäule Malkier verschluckt hatte, aber Kurenin, der das Haar kurz geschnitten und einen gegabelten Kinnbart trug, war doppelt so alt wie Lan. Die Jahre hatten die Spuren seines Hadori nicht vollständig tilgen können. Es gab viele wie Kurenin, und bei dem Anblick hätte Bukama lospoltern müssen. Lan sah seinen Freund besorgt an.
    Sie näherten sich stetig dem Stadtkern und erklommen den höchsten Hügel, den Hirschberg. Lord Marcasievs festungsartiger Palast beanspruchte den gesamten Gipfel, die der geringeren Lords und Ladies lagen auf den Terrassen darunter. Da oben würde al´Lan Mandragoran in jedem Haus herzlich aufgenommen werden. Wahrscheinlich herzlicher, als ihm im Moment lieb war. Bälle und Jagden, und Adlige aus dem Umkreis von fünfzig Meilen würden dazu eingeladen werden, auch von jenseits der Grenze zu Arafel. Leute, die darauf brannten, von seinen »Abenteuern« zu hören. Junge Männer, die ihn auf seinen Streifzügen in die Große Fäule begleiten wollten, und alte Männer, die ihre Erfahrungen dort mit seinen vergleichen wollten. Frauen, die wild darauf waren, das Bett mit einem Mann zu teilen, den, wie die Geschichten von Narren behaupteten, die Große Fäule nicht töten konnte. Kandor und Arafel waren manchmal so schlimm wie die im Süden; manche dieser Frauen wären verheiratet. Und es wären Männer wie Kurenin da, die sich bemühten, das untergegangene Malkier zu vergessen, und Frauen, die ihre Stirn nicht mehr mit dem Ki´sain als Zeichen dafür schmückten, daß sie ihre Söhne beschworen, den Schatten zu bekämpfen, solange sie atmeten. Lan konnte das heuchlerische Lächeln ignorieren, wenn sie ihn al´Lan Dai Shan nannten, den diademgeschmückten Feldherrn und ungekrönten König einer Nation, die verraten worden war, als er noch in der Wiege lag. In seiner derzeitigen Verfassung war Bukama zu einem Mord fähig. Oder zu Schlimmerem, bedachte man seine Schwüre am Tor. An die würde er sich bis in den Tod halten.
    »Varan Marcasiev wird uns eine Woche oder länger mit Zeremonien aufhalten«, sagte Lan und bog in eine schmalere Straße ein, die vom Hirschberg wegführte. »Nach allem, was wir über Banditen und dergleichen gehört haben, wird er genauso glücklich sein, wenn ich mich nicht sehen lasse, um meinen Kotau zu machen.« Das stimmte. Er hatte den Hohen Sitz des Hauses Marcasiev nur einmal gesehen, vor Jahren, aber er erinnerte sich an einen Mann, der ganz in seinen Pflichten aufging.
    Bukama folgte ihm ohne einen Ton der Klage über Palastbetten oder vom Koch zubereitete Festmahle, die ihm entgehen würden. Das war besorgniserregend.
    In den Vertiefungen zur Nordmauer hin ragten keine Paläste auf, nur Geschäfte und Tavernen, Gasthäuser und Stallungen und Höfe für die Wägen. Um die langen Lagerhäuser der Handelsvertreter herum herrschte rege Betriebsamkeit, aber keine Kutschen kamen hierher, und die meisten Straßen waren kaum breit genug für Karren. Aber es drängten sich so viele Leute dort wie auf den breiten Straßen, und genauso laut war es auch. Hier waren die Straßenhändler ziemlich heruntergekommen, aber das machten sie dadurch wett, daß sie um so lauter waren, und Käufer wie Verkäufer brüllten gleichermaßen, als wollten sie auch in der nächsten Straße noch gehört werden. Wahrscheinlich waren einige in der Menge Beutelschneider, Taschendiebe und anderes Diebesgesindel, die ihr morgendliches Geschäft weiter oben beendet hatten oder erst am Nachmittag dort sein wollten. Bei so vielen Kaufleuten in der Stadt wäre es ein Wunder, wenn es anders gewesen wäre. Als zum zweitenmal unsichtbare Finger in der Menge über seinen Mantel strichen, verstaute Lan seine Börse unter dem Hemd. Jeder Bankier hätte ihm eine größere Summe auf das Anwesen in Schienar vorgestreckt, das ihm zugesprochen wurde, als er zum Mann geworden war, aber wenn er das Gold verlor, das er bei sich hatte, würde das bedeuten, auf die Gastfreundschaft des Hirschbergs angewiesen

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