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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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machen, Zorander!«
    »Der Rat hat entschieden, daß es geschehen soll. Der Krieg muß beendet werden, solange wir noch die Oberhand haben und bevor Panis Rahl mit etwas ankommt, das wir nicht konterkarieren können.«
    »Nein, ich meine, ich habe dieses Ding studiert, und du wirst nicht fähig sein, es zu vollbringen. Wir verstehen die Mächte nicht, die diese Zauberer beherrscht haben. Ich habe die Elemente durchgesehen, die du mir gezeigt hast. Allein schon der Versuch, so etwas zu beschwören, wird eine ungeheure Hitze erzeugen.«
    Zedd blieb stehen und brachte sein Gesicht dicht an das von Thomas heran. Er zog in gespielter Überraschung die Brauen hoch. »Wirklich, Thomas? Glaubst du? Einen Lichtzauber zu zünden, der das Gewebe der Welt der Lebenden aufreißt, könnte eine Instabilität der Elemente des Netzfelds erzeugen?«
    Thomas lief hinterher, als Zedd davonstürmte. »Zorander! Du wirst es nicht beherrschen können! Wenn du imstande wärst, es zu beschwören - und ich sage nicht, daß ich es für möglich halte -, wirst du die Grazie brechen. Die Beschwörung braucht Hitze. Die Bruchstelle erzeugt sie. Du wirst die Sturzflut nicht eindämmen können. Niemand kann so etwas tun!«
    »Ich kann es«, murmelte der Erste Zauberer.
    Thomas schüttelte wütend die Faust mit den Papieren. »Zorander, deine Arroganz wird unser aller Untergang sein! Ist der Schleier erst einmal geteilt, wird er zerreißen, und alles Leben wird verzehrt werden. Ich verlange, das Buch zu sehen, in dem du diesen Zauberspruch gefunden hast. Ich will es mit eigenen Augen sehen. Das ganze Ding, nicht nur Teile davon!«
    Der Erste Zauberer blieb stehen und hob einen Finger. »Thomas, wenn geschrieben stünde, daß du dieses Buch sehen sollst, dann wärst du Erster Zauberer geworden und würdest Zugang zur Privatenklave des Ersten Zauberers haben. Aber du bist es nicht, und darum hast du ihn auch nicht.«
    Thomas´ Gesicht leuchtete scharlachrot über dem weißen Bart. »Das ist eine närrische Verzweiflungstat.«
    Zauberer Zorander schnippte mit dem Finger. Die Papiere flogen dem alten Zauberer aus der Hand und vereinigten sich zu einem Wirbelwind, ehe sie entflammten und zu Asche verbrannten, die der Wind verwehte.
    »Manchmal, Thomas, bleibt einem nur eine Verzweiflungstat. Ich bin der Erste Zauberer und werde tun, was ich tun muß. Ende der Diskussion. Ich will nichts mehr hören.« Er drehte sich um und zupfte einen Offizier am Ärmel. »Alarmieren Sie die Lanzenreiter. Trommeln Sie die gesamte verfügbare Kavallerie zusammen. Wir brechen unverzüglich ins Pendisanische Reich auf.«
    Der Mann klopfte einen raschen Salut an die Brust und lief davon. Ein anderer Offizier, der älter und weitaus ranghöher aussah, räusperte sich.
    »Zauberer Zorander, dürfte ich Ihren Plan erfahren?«
    »Anargo«, sagte der Erste Zauberer, »ist die rechte Hand von Panis Rahl und beschwört zusammen mit Rahl den Tod, der uns verfolgt. Einfach ausgedrückt, habe ich vor, den Tod zu ihnen zurückzuschicken.«
    »Indem Ihr die Lanzenreiter ins Pendisanische Reich führt?«
    »Ja. Anargo hat sich bei Coney Crossing verschanzt. General Brainard dringt nach Norden zum Pendisanischen Reich vor, General Sanderson marschiert nach Süden, um ihre Kräfte zu vereinen, und Mardale nähert sich von Südwesten. Wir werden mit den Lanzenreitern und allen, die noch zu uns stoßen können, dorthin vorstoßen.«
    »Anargo ist kein Narr. Wir wissen nicht, wie viele andere Zauberer und Begabte er bei sich hat, aber wir wissen wohl, wozu er fähig ist. Sie haben uns immer wieder bluten lassen. Wenigstens konnten wir ihnen einen Schlag versetzen.« Der Offizier wählte seine Worte mit Bedacht. »Was meint Ihr, warum sie warten? Warum ziehen sie sich nicht einfach nach D´Hara zurück?«
    Zedd stützte sich mit einer Hand an die Zinnenmauer und ließ den Blick über die Stadt in der Dämmerung schweifen.
    »Anargo genießt das Spiel. Er spielt es mit höchster Dramatik; er will uns glauben machen, daß sie verwundet sind. Das Pendisanische Reich ist die einzige Gegend in jenen Bergen, wo eine Armee mit einer gewissen Geschwindigkeit operieren kann. Coney Crossing bietet ein großes Schlachtfeld, aber nicht groß genug, daß wir ohne Probleme manövrieren oder sie in die Zange nehmen können. Er versucht uns eine Falle zu stellen.«
    Der Offizier schien nicht überrascht zu sein. »Aber warum?«
    Zedd sah den Offizier über die Schulter an. »Offensichtlich glaubt er, daß er

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