Der siebte Schrein
gegenüber eingewilligt hatte, ihr zu helfen. Im Gegensatz dazu hatten diese Leute sich ihrer Dienste versichert, indem sie ihre Tochter als Geisel genommen hatten.
Während sie zurückwich, sah Abby das Messer, das die Mord-Sith fallen gelassen hatte, als Zedd sie in die Binsen warf. Das Messer war Tarnung gewesen und hatte dazu gedient, ihn zum Handeln zu zwingen; Magie war die wahre Waffe gewesen. Die Mord-Sith hatte seine eigene Magie gegen ihn gekehrt - hatte sie benutzt, um ihn kampfunfähig zu machen und zu fangen, und benutzte sie nun, um ihm Schmerzen zuzufügen.
Das war der geforderte Preis. Abby hatte gehorcht. Sie hatte keine andere Wahl gehabt.
Aber welchen Tribut verlangte sie anderen ab?
Wie konnte sie das Leben ihrer Tochter auf Kosten so vieler anderer retten? Würde Jana aufwachsen und Sklavin von Leuten sein, die zu so etwas fähig waren? Jana würde aufwachsen und lernen, sich vor Panis Rahl und seinen Günstlingen zu verbeugen, sich dem Bösen zu ergeben, oder schlimmer, aufwachsen und zur willigen Helferin der Plage werden, ohne jemals die Freiheit zu kosten oder den Wert von Ehre zu kennen.
Gräßlich und unwiderruflich schien in Abbys Gedanken alles zu verfallen.
Sie hob das Messer auf. Zedd wimmerte vor Schmerzen, als sich die Mord-Sith bückte und etwas Gemeines mit ihm anstellte. Bevor Abby die Gelegenheit hatte, ihre Entschlossenheit zu verlieren, näherte sie sich der Frau von hinten.
Abby hatte schon Tiere geschlachtet. Sie sagte sich, daß dies nichts anderes war. Dies waren keine Menschen, sondern Tiere. Sie hob das Messer.
Eine Hand wurde auf ihren Mund gepreßt. Eine andere packte sie am Handgelenk.
Abby stöhnte in die Hand, weil es ihr nicht gelungen war, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, solange sie die Möglichkeit dazu hatte. Lippen dicht an ihrem Ohr flüsterten ihr zu, sie solle still sein.
Abby wehrte sich gegen die Gestalt im Kapuzenmantel, die sie festhielt, drehte den Kopf, so weit sie konnte, und sah im letzten Tageslicht violette Augen, die sie anschauten. Einen Moment wurde sie nicht schlau daraus, konnte nicht verstehen, wie die Frau hier sein konnte, wo Abby doch gesehen hatte, wie sie zurückgeblieben war. Aber sie war es wirklich.
Abby hörte auf, sich zu wehren. Die Mutter Konfessorin ließ sie los und beorderte sie mit einer knappen Handbewegung zurück. Abby stellte keine Fragen; sie wich ins Riedgras zurück, während die Mutter Konfessorin die Hand nach der Frau in rotem Leder ausstreckte. Die Mord-Sith war gebückt und ganz auf ihre gräßlichen Manipulationen an dem schreienden Zauberer konzentriert.
In der Ferne zirpten und schnalzten Insekten. Frösche riefen mit beharrlichem Quaken. Nicht weit entfernt plätscherte und rauschte der Fluß wie immer - ein vertrautes, tröstendes, heimatliches Geräusch.
Und dann erfolgte eine plötzliche, brutale Erschütterung in der Luft. Die Welt schien in ihrer schrecklichen Pracht zum Stillstand zu kommen.
Das Gras wurde niedergedrückt, als würde Wind von einem Ring aus wehen, in dem sich die Mord-Sith und die Mutter Konfessorin befanden. Abby kam wieder zu Sinnen, während die Schmerzen in ihren Gelenken erfreulicherweise nachließen.
Abby hatte noch nie gesehen, wie es gemacht wurde, und hätte nie gedacht, daß sie es einmal in ihrem Leben sehen würde, aber sie wußte ohne jeden Zweifel, daß sie gerade gesehen hatte, wie eine Konfessorin ihre Gabe einsetzte. Wie Abby von ihrer Mutter wußte, wurde dabei der Verstand einer Person so gründlich zerstört, daß nur blinde Hingabe an die Konfessorin blieb. Sie mußte nur fragen, und alles wurde gestanden, welches Verbrechen auch immer zu verbergen oder zu leugnen versucht worden war.
»Herrin«, stöhnte die Mord-Sith jämmerlich klagend.
Abby, die zunächst vom Schock des lautlosen Donners der Macht der Mutter Konfessorin erschüttert worden war und nun fassungslos die völlige Unterwürfigkeit der am Boden zusammengebrochenen Frau sah, spürte eine Hand an ihrem Arm. Es war der Zauberer.
Mit dem Rücken der anderen Hand wischte er sich Blut vom Mund. Er bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. »Laß sie allein.«
»Zedd . . . es . . . es tut mir leid. Ich habe versucht, dir zu sagen, daß du keine Magie anwenden sollst, habe aber nicht laut genug gesprochen, daß du mich hören konntest.«
Er brachte trotz offensichtlicher Schmerzen ein Lächeln zustande. »Ich habe dich gehört.«
»Aber warum hast du dann deine Gabe eingesetzt?«
»Ich
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