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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Wachen patrouillierten neben den Männern in Schlafsäcken und Decken. Ein Zelt stand zwischen den großen Männern - für einen Offizier, vermutete sie.
    Da sie nicht wußte, was sie sonst tun sollte, schlenderte Abby zwischen den schlafenden Männern dahin. In der Nähe des Zelts erfüllte der Reif ihren Arm mit kribbelnder Wärme.
    Abby sah, daß Posten um das kleine Zelt schwärmten wie Fliegen um ein Stück Fleisch. Die Segeltuchwände leuchteten schwach, wahrscheinlich von einer Kerze im Inneren. Auf der Seite sah sie eine schlafende Gestalt, die sich von den Männern unterschied. Als sie näher kam, konnte sie erkennen, daß es sich um eine Frau handelte: Mariska.
    Die alte Frau atmete ein wenig röchelnd im Schlaf. Abby stand wie gelähmt da. Wachen sahen zu ihr her.
    Abby mußte etwas tun, ehe sie ihr Fragen stellten, sah sie finster an und marschierte auf das Zelt zu. Sie versuchte, kein Geräusch von sich zu geben; die Wachen mochten sie für eine Mord-Sith halten, aber Mariska würde sich nicht lange täuschen lassen. Nach einem finsteren Blick von Abby wandten die Wachen sich ab und sahen über die nächtliche Landschaft.
    Abbys Herz klopfte fast unkontrolliert, als sie nach der Zeltklappe griff. Sie wußte, Jana würde im Inneren sein. Sie sagte sich, daß sie nicht aufschreien durfte, wenn sie ihre Tochter sah. Sie ermahnte sich, daß sie Jana eine Hand auf den Mund pressen mußte, bevor das Mädchen einen Freudenschrei ausstoßen konnte, damit sie nicht gefaßt wurden, bevor sie eine Chance hatten, zu entkommen.
    Der Armreif war so heiß, daß Abby den Eindruck hatte, er würde ihre Haut verbrennen. Abby duckte sich in das niedrige Zelt.
    Ein zitterndes kleines Mädchen in einem zusammengerafften Wollmantel saß inmitten von Decken auf dem Boden. Das Mädchen schaute mit großen Augen auf und blinzelte aus Angst davor, was als nächstes kommen mochte. Abby verspürte einen Stich der Enttäuschung. Es war nicht Jana.
    Sie sahen einander an, dieses kleine Mädchen und Abby. Das Gesicht des kleinen Mädchens wurde von der Kerze auf der Seite so deutlich beleuchtet wie das von Abby zweifellos auch. In den großen grauen Augen, die von unvorstellbaren Schrecken sprachen, schien sich die Entscheidung abzuzeichnen, zu der das kleine Mädchen gelangt war.
    Es hob flehend die Arme hoch.
    Instinktiv ließ sich Abby auf die Knie sinken, nahm das kleine Mädchen in die Arme und drückte seinen zitternden Körper an sich. Das Mädchen befreite die spindeldürren Arme aus dem Mantel, schlang sie um Abbys Nacken und hielt sich fest, als hinge ihr Leben davon ab.
    »Hilfst du mir? Bitte?« flüsterte das Kind Abby wimmernd ins Ohr.
    Bevor sie das Mädchen umarmt hatte, hatte sie sein Gesicht im Lichtschein der Kerze gesehen. Für Abby bestand kein Zweifel. Dies war Zedds Tochter.
    »Ich bin gekommen, um dir zu helfen«, tröstete Abby sie. »Zedd hat mich geschickt.«
    Das Kind stöhnte erwartungsvoll.
    Abby hielt das Mädchen auf Armeslänge von sich. »Ich bringe dich zu deinem Vater, aber du darfst diese Leute nicht wissen lassen, daß ich dich rette. Kannst du deine Rolle spielen, so wie ich? Kannst du so tun, als wärst du meine Gefangene, damit ich dich wegbringen kann?«
    Das Mädchen nickte den Tränen nahe. Sie hatte dasselbe lockige Haar wie Zedd und dieselben Augen, auch wenn sie faszinierend grau waren, nicht mandelbraun.
    »Gut«, flüsterte Abby, hielt die kalte Wange und versank fast in diesen grauen Augen. »Dann vertraue mir, und ich werde dich wegbringen.«
    »Ich vertraue dir«, antwortete die leise Stimme.
    Abby schnappte sich ein Seil, das in der Nähe lag, und band es dem Mädchen um den Hals. »Ich werde versuchen, dir nicht weh zu tun, aber sie müssen denken, daß du meine Gefangene bist.«
    Das Mädchen warf dem Seil einen besorgten Blick zu, als wäre es nur zu vertraut damit, gab dann aber durch ein Nicken zu verstehen, daß sie mitspielen würde.
    Abby stand auf, als sie das Zelt verlassen hatte, und zog das Mädchen an dem Seil hinter sich her. Die Wachen sahen zu ihr herüber. Abby setzte sich in Bewegung.
    Einer kam mit finsterer Miene näher. »Was geht hier vor?«
    Abby blieb aufstapfend stehen, hob den roten Lederstab und richtete ihn auf die Nase des Wachsoldaten. »Sie ist vorgeladen worden. Und wer bist du, das in Frage zu stellen? Geh mir aus dem Weg, sonst werde ich dich ausweiden lassen und zum Frühstück verzehren.«
    Der Mann erbleichte und trat hastig beiseite. Bevor er

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