Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Virginia, springt Christine Murrays Hündin, eine Mischung aus Pitbullterrier und Beagle namens Annie, zwei- oder dreimal pro Woche auf ihren Schoß und fängt an, ihr Gesicht wie wild zu lecken. Christine lässt dann alles stehen und liegen und legt sich hin, und ein paar Minuten später wird sie von einem epileptischen Anfall geschüttelt. »Es ist unglaublich«, sagt sie. »Ich kann’s nicht erklären, woher Annie weiß, dass ich gleich einen Anfall haben werde.« [243]
Annie ist kein Einzelfall. Viele andere Hunde warnen vor epileptischen Anfällen. Wie sie das machen, weiß niemand. Aber für Epileptiker ist das eine ungeheure Hilfe.
Zu epileptischen Anfällen oder Absencen kommt es, wenn die normale Hirntätigkeit plötzlich gestört wird. Bei der dramatischsten Form, dem generalisierten oder Grand-mal-Anfall, erstarren die Patienten zuerst und können dann hinfallen. Dann fangen sie an, konvulsivisch zu zucken, das Atmen fällt ihnen schwer, und es kann zur Inkontinenz kommen. Zu Beginn des Anfalls können sie schreien und aufhören zu atmen, und dann kann ihr Gesicht blau anlaufen. Derartige Anfälle mitzuerleben kann sehr beunruhigend sein, aber die Betroffenen haben keine Schmerzen und erinnern sich normalerweise kaum an das, was passiert ist. Nach ein paar Minuten hört der Anfall spontan auf, und die Patienten erholen sich. Zunächst sind sie vielleicht verwirrt, und wenn sich der Anfall in aller Öffentlichkeit ereignet hat, sind sie verlegen, besonders wenn es zur Inkontinenz gekommen ist. Manche Patienten verfallen dann in einen tranceartigen Zustand und verhalten sich unberechenbar.
Nicht alle Arten von Epilepsie sind von Konvulsionen begleitet, und bei einigen Anfällen ist nur ein Teil des Körpers betroffen. Bei der schwächsten Form von Epilepsie, traditionellerweise Petit mal genannt, kommt es zu einem kurzen Aussetzen des Bewusstseins ohne andere Anzeichen, abgesehen vielleicht von einem Flattern der Augenlider. Derartige Anfälle treten am häufigsten bei Kindern auf und werden gewöhnlich »Absencen« genannt.
Die Epilepsie ist die am meisten verbreitete schwere neurologische Störung und befällt Menschen jeden Alters. Etwa 0,5 Prozent aller Menschen leiden daran, und in vielen Fällen beginnen die Anfälle bereits in der Kindheit. Sie lassen sich zwar durch Arzneimittel unter Kontrolle bringen, auch dadurch, dass man Situationen vermeidet, die sie auslösen, doch manche Menschen haben auch weiterhin Anfälle, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen.
In der Antike nannte man die Epilepsie »die heilige Krankheit«. Keine andere Krankheit hat den Aberglauben so beflügelt wie die Epilepsie, keine wahrscheinlich so sehr eine Besessenheit suggeriert. Eines der Probleme, mit denen Epileptiker leben müssen, ist das mit der Störung verbundene soziale Stigma oder zumindest die Beklommenheit, die viele Menschen in ihrer Gegenwart empfinden.
Die meisten Epileptiker sind in der Lage, ein einigermaßen normales Leben zu führen, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen nicht Auto fahren dürfen. Das größte Problem der Patienten, deren Anfälle sich nicht völlig durch Medikamente in den Griff bekommen lassen, ist ihre Unberechenbarkeit. In manchen Fällen gehen dem eigentlichen Anfall bestimmte Symptome voraus, die sogenannte Aura: ein unkontrolliertes Zucken in Teilen des Körpers, entsprechende Empfindungen oder ein bizarres Verhalten. Aber meist breitet sich die Störung so rasch aus, dass die Patienten bewusstlos sind, bevor sie Zeit haben, irgendetwas zu bemerken. Kein Epileptiker möchte auf der Straße gehen, einkaufen oder Treppen steigen, wenn der Anfall beginnt. Selbst im sicheren Zuhause besteht die Gefahr einer Verletzung, sobald diese Absencen auftreten, wenn die Patienten auf den Beinen sind. Meist stürzen sie dann. Daher können Hunde, die Anfälle vorausahnen können, das Leben der Epileptiker verändern.
Das prophetische Verhalten von Hunden
Seit vielen Jahren kursieren Geschichten von Hunden, die epileptische Anfälle vorausahnen, aber erst in letzter Zeit hat man sich genauer mit diesem Phänomen befasst. Die meisten Hunde, die ihre Halter warnen, tun dies spontan und nicht aufgrund irgendeines besonderen Trainings. Hilary Spate aus Little Sutton in South Wirral beschrieb dieses Verhalten bei ihrem Hund:
»Wenn ich zu Hause bin, scheint Penny, mein Dobermannweibchen, meine epileptischen Anfälle vorherzusagen, und dabei schubst sie mich jedes Mal in meinen Sessel. Ich habe das
Weitere Kostenlose Bücher