Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
gegenüber einem Arzt erwähnt, aber der hat bloß gelächelt. Ich habe selbst Vorahnungen, aber Penny ist mir stets voraus. Sie hat mich zu Hause nie im Stich gelassen. Draußen bleibt sie bei mir, bis Hilfe kommt.«
Ruth Beale, deren Golden Retriever Chad 1997 den britischen PAT-Preis »Hund des Jahres« bekam, hat einen Sohn, der unter mal schwächeren und mal stärkeren epileptischen Anfällen leidet. Chad warnt Ruth mehrere Minuten, bevor ihr Sohn Grand-mal-Anfälle hat, ignoriert aber normalerweise die schwächeren Attacken. »Er kommt zu mir und legt mir die Pfote auf den Schoß, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, und manchmal bellt er auch.« Oft geschieht dies, wenn Ruth sich in einem anderen Zimmer befindet als ihr Sohn. So kann sie rechtzeitig zu ihm gehen und einen Unfall verhindern, wenn er hinstürzt.
In manchen Fällen warnen die Hunde nur ein paar Minuten im Voraus, in anderen können sie ihre Besitzer eine halbe Stunde oder noch früher vor einem Anfall alarmieren. Antonia Brown-Griffin aus Kent erleidet bis zu zwölf stärkere Anfälle pro Woche und war deshalb ans Haus gefesselt, bis sie einen Rettungshund namens Rupert annahm, der ihre lebenswichtige Verbindung zur Außenwelt geworden ist:
»Er kann bis zu fünfzig Minuten vorher spüren, dass ich einen Anfall haben werde, und tippt mich zweimal mit der Pfote an, was mir Zeit lässt, mich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Er kann auch auf einen Knopf an meinem Telefon drücken und bellen, wenn am anderen Ende abgehoben wird, um Hilfe herbeizurufen, und wenn er meint, dass ich einen Anfall haben werde, während ich in der Badewanne bin, zieht er den Stöpsel heraus. Ein Leben ohne ihn kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen.« [244]
Niemand weiß, wie viele Epileptiker das Glück haben, Hunde zu besitzen, die sie warnen, aber wahrscheinlich sind es weltweit Tausende von Menschen.
Die bahnbrechenden Forschungen von Andrew Edney
Anfang der 1990er Jahre führte der britische Tierarzt Andrew Edney die erste systematische Umfrage über das Warnverhalten von Hunden vor epileptischen Anfällen durch. Er nahm durch einen Aufruf in Epilepsy Today, dem Mitteilungsblatt des britischen Epilepsieverbandes, sowie über Zeitschriften und Zeitungen mit epileptischen Hundehaltern Kontakt auf. Genauer untersuchte er 21 Hunde, die anscheinend in der Lage waren, Anfälle im Voraus zu spüren. Bei dieser Umfrage tat sich keine bestimmte Hunderasse besonders hervor – Arbeitshunde, Jagdhunde, Terrier, Schoßhündchen und Mischungen vermochten vor Anfällen zu warnen, ebenso Männchen wie Weibchen, junge wie alte Hunde.
Mit Hilfe von Fragebögen konnte Edney ein Profil des Verhaltens der Hunde vor dem Einsetzen des Anfalls erstellen. Typischerweise hieß es, die Tiere würden ängstlich, besorgt oder unruhig wirken. Sie alarmierten Menschen in der Nachbarschaft oder gingen Hilfe holen. Häufig bellten und winselten sie, sprangen hoch und schmiegten sich an die Patienten, leckten ihnen die Hände oder das Gesicht. Die Hunde setzten sich neben sie oder »behüteten« sie und forderten sie auf, sich hinzulegen. Während sich der Anfall ereignete, blieben sie entweder neben den Kranken, manche leckten ihnen Gesicht oder Hände oder gingen Hilfe holen. Und sie waren bemerkenswert zuverlässig. Dazu Edney: »Kein Hund schien sich zu irren – einer ignorierte sogar ›gespielte‹ Anfälle.«
Keiner der Hunde in Edneys Umfeld war dressiert worden. Sie alle hatten ihr Warnverhalten spontan bekundet. Und die meisten Epileptiker mussten das Verhalten ihrer Tiere erst selbst entdecken. Einige sagten, es habe einige Zeit gedauert, bevor sie die Bedeutung der Signale ihres Hundes bemerkt hätten.
Edneys folgerte, dass die vor Anfällen beobachteten Verhaltensformen großenteils die Aufmerksamkeit erregen sollen und anscheinend »darauf angelegt sind, dass die Patienten innehalten, damit Maßnahmen ergriffen werden können. Während des Anfalls ist das Verhalten ziemlich konsistent. Es ist offenbar auf Schutz und Wiederbelebung ausgerichtet wie auch in einem gewissen Maße auf das Alarmieren von anderen Menschen in der näheren Umgebung.« [245]
Neuere Forschungen an den Universitäten von Florida [246] und Calgary [247] haben Edneys Befunde bestätigt und erneut gezeigt, dass ein vor Anfällenden warnendes Verhalten weder auf bestimmte Rassen noch auf das Alter oder Geschlecht des Hundes beschränkt ist.
Katzen und Kaninchen
Bis auf zwei Ausnahmen beziehen sich alle
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