Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Katzen sollen sich bis zu zwölf Stunden davor ohne ersichtlichen Grund versteckt haben, und Hunde, Ziegen und andere Tiere verhielten sich sonderbar. [264]
Eine der ganz wenigen systematischen Beobachtungen von tierischem Verhalten vor, während und nach einem Erdbeben befasste sich mit Kröten in Italien. Im Frühjahr 2009 führte die britische Biologin Rachel Grant eine Untersuchung des Paarungsverhaltens von Kröten für ihre Dissertation rund 70 Kilometer entfernt von L’Aquila in Mittelitalien durch. Zu ihrer Überraschung ging die Anzahl der männlichen Kröten kurz nach Beginn der Paarungszeit Ende März plötzlich zurück. Von den über 90 Kröten, die noch am 30. März aktiv gewesen waren, war in den folgenden Tagen fast keine mehr da. Rachel Grant und ihr Kollege Tim Halliday bemerkten dazu: »Das ist ein äußerst ungewöhnliches Verhalten für Kröten – sobald Kröten erschienen sind, um sich zu paaren, bleiben sie normalerweise in großen Zahlen aktiv an der Paarungsstätte, bis das Laichen vorbei ist.« Sechs Tage später, am 6. April, wurde Italien von einem Erdbeben der Stärke 6,4 erschüttert, dem eine Reihe von Nachbeben folgten. Die Kröten nahmen ihr normales Paarungsverhalten erst nach zehn Tagen wieder auf, zwei Tage nach dem letzten Nachbeben. Grant und Halliday studierten eingehend die Wetterberichte für diesen gesamten Zeitabschnitt, fanden aber nichts Ungewöhnliches. Sie sahen sich somit zu der Schlussfolgerung gezwungen, dass die Kröten irgendwie das bevorstehende Erdbeben fünf bis sechs Tage im Voraus erahnten. [265]
Doch trotz all dieser Belege ignorieren die meisten Erdbebenforscher die Geschichten über Warnungen durch Tiere oder tun sie als Aberglauben oder als Phänomen der selektiven Erinnerung ab. Soweit ich weiß, wird von den Hunderten von Dollarmillionen, die gegenwärtig alljährlich für die seismologische Forschung im Westen ausgegeben werden, kein Cent in die Untersuchung der Reaktionen von Tieren investiert. Hier haben wir es mit einem weiteren Gebiet zu tun, vor dem Fachleute aufgrund von Tabus die Augen verschließen und wo die Skepsis dazu dient, dass wissenschaftliche Untersuchungen behindert statt gefördert werden. Aber aufgrund dieser Einstellung verkümmert nicht bloß unser wissenschaftliches Verständnis – Tiere könnten nämlich wertvolle Warnhinweise liefern und damit Menschenleben retten.
Die Erdbebenvorhersage
Viele Politiker und Steuerzahler glauben, dass sich mit Hilfe der großen Summe öffentlicher Gelder, die für die seismologische Forschung ausgegeben werden, Methoden zur Erdbebenvorhersage entwickeln ließen. Aber ohne dass diejenigen, die diese Forschung finanzieren, eine Ahnung davon haben, gehen die meisten Fachleute davon aus, dass genaue Vorhersagen unmöglich sind, und versuchen sie auch gar nicht mehr zu machen. Vier herausragende Experten haben in einem 1997 in der amerikanischen Zeitschrift Science erschienenen Artikel ihre These bereits kurz und bündig im Titel formuliert: »Earthquakes Cannot Be Predicted« – »Erdbeben lassen sich nicht vorhersagen«. Beifällig zitierten sie die 1977 von Richter, dem Vater der gleichnamigen Erdbebenstärken-Skala, gemachten Aussagen, mit denen er die Erdbebenvorhersage als »Tummelplatz für Amateure, Verrückte und ausgesprochen publicitysüchtige Schwindler« abtat. Statt in der Vorhersage bestimmter Erdbeben sehen diese Experten die Rolle der Seismologie darin, dass sie zur »Risikoverringerung bei Erdbeben« beitrage.
»Statistische Schätzungen der seismischen Tätigkeit, die in einer allgemeinen Region in einem Zeitraum von 30 bis 100 Jahren erwartet wird, sowie statistische Schätzungen der erwarteten starken Bodenbewegung liefern wichtige Daten für die Konstruktion erdbebensicherer Gebäude. Die rasche Ermittlung von Quellenparametern (wie Lokation und Stärke) kann Hilfsmaßnahmen nach starken Erdbeben erleichtern.« [266] Das sind in der Tat sinnvolle Möglichkeiten der Seismologie. Aber während diese vorsichtige Einstellung Seismologen davor bewahrt, sich öffentlich eine Blöße zu geben, indem sie falschen Alarm schlagen, rechtfertigt sie zugleich die anhaltende Vernachlässigung einer Erforschung der warnenden Hinweise, die Tiere abgeben können.
Im Gegensatz dazu haben Erdbebenforscher in China in den 1970er Jahren die Öffentlichkeit aufgefordert, nach möglichen Vorboten, die nach uralten chinesischen Traditionen bevorstehende verheerende Erdbeben ankündigen würden,
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