Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
haben die Gewohnheit, an Zäunen entlangzumarschieren. In ihrer Heimat Australien werden sie oft »Vögel, die einen Zaun suchen« genannt, weil sie selbst dort, wo sie in riesigen offenen Räumen umherstreifen können, zu einem Zaun gehen und daran entlangmarschieren. Auf Sandy Scotts Emu-Farm in Auburn, Washington, schreiten die Vögel normalerweise an den Zäunen entlang und begeben sich etwa eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit in ihre Schuppen. Aber an zwei bestimmten Abenden verhielten sie sich anders: »Sie rannten fast am Zaun entlang. Und als es anfing dunkel zu werden und sie sich schließlich niederließen, taten sie dies außerhalb ihres Schuppens und nicht darin.« Beide Male gab es nachts mehrere Stunden, nachdem die Emus sich so ungewöhnlich verhalten hatten, ein Erdbeben.
Es gab auch viele Tiere, die vor einem Erdbeben nicht aufgeregt waren. Susan Gray aus Reseda bei Northridge bemerkte dazu: »Die Katzen spürten die Erschütterungen genauso überrascht wie wir. Es war am frühen Morgen, und beide Katzen waren bei uns im Schlafzimmer. Wenige Sekunden nach dem Beginn des Bebens rasten sie den Gang hinunter und zur Katzentür hinaus.« Diese Katzen hatten genau wie viele andere Katzen fürchterliche Angst und wollten tagelang nicht mehr ins Haus zurückkommen.
Nicht nur Tiere reagieren vor Beben, sondern auch manche Menschen – sie sprechen von Symptomen wie Aufgeregtheit, Kopfschmerzen und scheinbar grundloser Nervosität. Manche sagen, sie wachen kurz vor Erdbeben auf, andere leiden unter unerklärlicher Schlaflosigkeit. Wieder andere, wie Barry Cane, haben entdeckt, dass sie besonders sensibel auf Nachbeben reagieren: »Ich konnte ein Nachbeben oft im Voraus spüren. Es war, als ob sich etwas in der Atmosphäre veränderte. Ich kann es eigentlich gar nicht in Worte fassen, aber ich sag dann immer, o je, gleich geht’s los. Und irgendwann zwischen ein bis fünf Minuten – rumms, passiert’s dann.«
Ein auf Tieren basierendes Erdbebenvorwarnsystem
Stellen wir uns einmal vor, was geschehen könnte, wenn die von Tieren – und Menschen – gegebenen Warnungen nicht ignoriert, sondern ernst genommen würden.
Über die Medien könnten Millionen von Haustierbesitzern über die Arten von Verhalten informiert werden, die ihre Haustiere und andere Tiere vielleicht vor einem drohenden Erdbeben an den Tag legen. Wenn sie diese Anzeichen bemerkt hätten, würden sie sofort eine Telefonhotline mit einer leicht zu merkenden Nummer anrufen. Oder sie könnten eine Nachricht via Internet senden. Ein Computersystem würde dann den Ausgangsort der eintreffenden Anrufe ermitteln. Zweifellos gäbe es eine Unmenge von Fehlalarmen, verursacht durch Leute, die die Symptome ihrer Haustiere missverstehen, und vielleicht würden sich einige Anrufe auch als schlechter Scherz herausstellen. Aber falls es zu einer plötzlichen Fülle von Anrufen aus einer bestimmten Region käme, könnte dies darauf hindeuten, dass in dieser Region ein Erdbeben bevorsteht. Dann wäre es wichtig zu überprüfen, dass diese Fülle von Anrufen nicht auf andere Faktoren zurückzuführen wäre, die bekanntlich das Verhalten von Tieren beeinflussen, wie zum Beispiel dramatische Wetterveränderungen, Feuerwerke, Brände und die Nähe von Raubtieren.
Zunächst müsste dieses System nur für Forschungszwecke benutzt werden, um zu sehen, ob es auch einigermaßen zuverlässig funktioniert. Bevor man das nicht weiß, hätte es auch keinen Sinn, irgendwelche Warnungen auszugeben. Falscher Alarm kann schließlich zu Panik und Chaos führen und die Forschung über dieses Thema um Jahre zurückwerfen. Idealerweise würden die Berichte über ungewöhnliches Verhalten von Tieren genau wie in China mit der Überwachung anderer Vorzeichen von Erdbeben, wie seismologischen Messungen, kombiniert werden.
Forschungen in Kalifornien deuten bereits darauf hin, dass ein derartiges System funktionieren könnte. Ende der 1970er Jahre, im Anschluss an die erfolgreiche Vorhersage des Erdbebens von Haicheng durch die Chinesen, finanzierte der US Geological Service ein Pilotprojekt am Stanford Research Institute in San Francisco. Die Koordinatoren Leon Otis und William Kautz gewannen 1200 ehrenamtliche Beobachter, die in erdbebengefährdeten Teilen von Kalifornien wohnten und bereit waren, eine gebührenfreie Hotline immer dann anzurufen, wenn sie ein ungewöhnliches Verhalten von Tieren beobachteten, dessen Ursache unbekannt war.
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