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Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)

Titel: Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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gezogen. Warum verließen die Ratten die Kanalisation? Wieso ahnten so viele andere Tiere die bevorstehende Katastrophe voraus?
    Skeptiker tun derartige Geschichten ab, indem sie von Zufall und selektiver Erinnerung sprechen – die Leute würden sich an ein derartiges Verhalten nur dann erinnern, wenn es anschließend zu einem Erdbeben oder einer anderen Katastrophe käme, es ansonsten aber vergessen. An diesem Argument ist zweifellos etwas Wahres. Aber es wäre doch voreilig, sich über alle Indizien einfach hinwegzusetzen. Viele erfahrene Tierbeobachter sind davon überzeugt, dass Tiere sich vor Erdbeben tatsächlich ungewöhnlich verhalten. Drei Wochen nach dem Erdbeben von Assisi, während es noch immer Nachbeben gab, hat Anna Rigano, meine italienische Forschungsassistentin, vor Ort in Assisi, Foligno und anderen betroffenen Gegenden in Umbrien Dutzende von Menschen befragt – Haustierbesitzer, Inhaber von Zoohandlungen und Tierärzte –, während die Erinnerung an das Beben noch frisch war. Die meisten hatten vor dem Erdbeben ein ungewöhnliches Verhalten an ihren Tieren bemerkt.
    Über derartige Verhaltensmuster bei Tieren vor Erdbeben haben Menschen aus aller Welt unabhängig voneinander berichtet. Ich kann nicht glauben, dass sie sich solche ähnlich lautenden Geschichten bloß ausgedacht haben oder dass ihnen die Erinnerung einen Streich gespielt hat.
    Die erste ausführliche Schilderung aus Europa bezieht sich auf ein verheerendes Erdbeben im Jahre 373 v.Chr. in der griechischen Stadt Helike am Golf von Korinth, bei dem die Hafenstadt im Meer versank. Fünf Tage davor, so der Historiker Diodoros Siculus, verließen Tiere wie Ratten, Schlangen und Wiesel in Scharen die Stadt, sehr zum Erstaunen der menschlichen Bewohner.
    Unter anderen Belegen aus der Antike befindet sich auch die Feststellung des römischen Schriftstellers Plinius des Älteren, eines der Anzeichen eines bevorstehenden Erdbebens sei »die Aufregung und panische Angst von Tieren ohne ersichtlichen Grund«. Ähnliche Erklärungen sind aus dem Mittelalter überliefert, zum Beispiel aus Württemberg (1095): »In vielen Fällen verließ das Geflügel die menschlichen Behausungen, um wild in den Wäldern und Bergen zu leben.« [259] Das stärkste Erdbeben, das in den letzten Jahrhunderten Europa erschütterte, ereignete sich 1755 in Lissabon – es verursachte gewaltige Zerstörungen und war so stark, dass die Bewegung der Erde noch im fernen Schweden Kirchenglocken zum Läuten brachte. Über dieses Erdbeben ließen sich viele zeitgenössische Schriftsteller aus, unter anderem auch der Philosoph Immanuel Kant, der die Anzeichen eines bevorstehenden Erdbebens folgendermaßen beschrieb: »Die Tiere sind kurz zuvor von Schrecken eingenommen. Die Vögel flüchten in die Häuser. Ratten und Mäuse kriechen aus ihren Löchern …« Acht Tage vor dem Erdbeben von Lissabon sei die Erde bei Cadiz »mit einer Menge von aus der Erde gekrochenem Gewürm bedeckt« gewesen, und anderen Berichten zufolge habe es 20 bis 30 Stunden vorher »starke Aufregung beim Vieh gegeben« [260] .
    Hunderte von anderen Beispielen wurden von Historikern und Chronisten überliefert, und es gibt auch viele neuere Fälle – zum Beispiel: »Vor dem Erdbeben von 1960 im marokkanischen Agadir wurden herumstreunende Tiere, darunter Hunde, gesehen, wie sie vor dem Beben, das 15000 Menschen tötete, aus dem Hafen strömten.« [261] Ein ähnliches Phänomen wurde drei Jahre später beobachtet, bevor ein Erdbeben die jugoslawische Stadt Skopje dem Erdboden gleichmachte. Die meisten Tiere hatten die Stadt anscheinend vor dem Beben verlassen. [262] Und vor dem Erdbeben, das am 17. Januar 1995 die japanische Stadt Kobe großenteils zerstörte, wurde ein ungewöhnliches Verhalten an Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Fischen, Insekten und Würmern beobachtet. [263]
    Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches 1999 habe ich größere Erdbeben verfolgt, um zu erfahren, ob ihnen ein ungewöhnliches Verhalten von Tieren vorausging. So war es in der Tat. Zum Beispiel suchte am 17. August 1999 ein verheerendes Beben die Türkei heim, dessen Epizentrum bei Izmir lag. Davor heulten Hunde stundenlang, und Hunde, Katzen und Vögel verhielten sich merkwürdig. Einen Monat später geschah das Gleiche in Griechenland mehrere Stunden vor einem großen Erdbeben mit dem Epizentrum bei Athen. Am 28. Februar 2001 kam es zu einem Beben der Stärke 6,8 bei Seattle im US-Staat Washington. Etliche

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