Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
sehr interessanten Fall reagierte das Tier, eine Springer-Spaniel-Hündin, ganz unterschiedlich, je nachdem, in welcher Absicht der Besucher kam. Dieser Besucher war Christopher Day, ein Tierarzt in Oxfordshire, und die Hündin gehörte seiner Schwiegermutter. Dr. Day:
»Die Hündin wusste immer, ob ich privat oder als Tierarzt erschien. Sie sprang an mir hoch und stimmte ein freudiges Geheul an, wenn ich einen Privatbesuch abstattete, aber wenn ich als Tierarzt kam, versteckte sie sich hinter dem Boiler. Ich konnte nicht rausbekommen, woran sie merkte, dass ich als Tierarzt kam – aber sie entschied sich sowieso schon dafür, sich zu verstecken, bevor ich das Haus betrat. Und jedes Mal hatte sie recht. Ich kam eigentlich ziemlich oft zu Besuch, schaute kurz vorbei oder tat alle möglichen Dinge, als Tierarzt erschien ich allerdings ganz selten. Und ich machte meine Arztbesuche nicht bloß deshalb, weil die Hündin krank war – manchmal konnten das irgendwelche Routineangelegenheiten sein. Aber die Hündin wusste immer, wann ich im Dienst war und wann nicht.«
Somit hängt die Fähigkeit von Hunden, zu wissen, wann Menschen kommen, von emotionalen Banden ab, die gewöhnlich positiv, aber manchmal auch negativ sind, und sie kann von der Absicht beeinflusst werden, in der die Menschen kommen. Aber im Großen und Ganzen beruht sie auf liebevollen Beziehungen zu ihren unmittelbaren menschlichen Gefährten sowie zu Familienmitgliedern und guten Freunden, die zu Besuch kommen. Es ist natürlich bekannt, dass Hunde starke Bindungen zu Menschen eingehen können. James Serpell, der an der Universität Cambridge Pionierarbeit für das Studium von Mensch-Hund-Beziehungen leistete, hat dies folgendermaßen ausgedrückt: »Der Durchschnittshund verhält sich so, als sei er buchstäblich mit seinem Halter durch ein unsichtbares Band ›verbunden‹. Wenn er die Möglichkeit dazu hat, wird er ihm überallhin folgen, sich neben ihn setzen oder legen und klare Anzeichen von Kummer zu erkennen geben, wenn der Halter ausgeht und ihn zurücklässt oder ihn unerwartet aus dem Zimmer aussperrt.« [43]
Ich meine, dass das Beweismaterial, das in diesem und den folgenden Kapiteln untersucht wird, die Vermutung nahelegt, dass das unsichtbare Band, das Hund und Halter miteinander verbindet, elastisch ist – es kann sich dehnen und zusammenziehen (siehe erstes Kapitel, Abb. 4B). Es verbindet Hund und Halter, wenn sie nahe beieinander sind. Und es verknüpft sie selbst dann, wenn sie Hunderte von Meilen voneinander entfernt sind. Über diese elastische Verbindung vollzieht sich die telepathische Kommunikation.
Telepathie oder Vorauswissen?
Viele Haustierhalter, deren Tiere wissen, wann ein Familienangehöriger heimkommt, führen dies entweder auf Telepathie, auf einen »sechsten Sinn« oder auf ESP, die außersinnliche Wahrnehmung, zurück.
Der Begriff Telepathie besagt, dass das Tier auf die Gedanken, Gefühle, Emotionen oder Intentionen eines fernen Menschen reagiert. Aber Begriffe wie »sechster Sinn« und ESP sind allgemeiner. Sie können auch die Telepathie einschließen, aber oft werden sie in Verbindung mit einer Fülle anderer unerklärter Phänomene gebraucht, etwa der Fähigkeit, eine Gefahr vorauszuahnen, und der Fähigkeit, den Weg nach Hause zu finden. Und einige Phänomene, die dem »sechsten Sinn« oder der ESP zugeschrieben werden, betreffen anscheinend die Präkognition, also das Vorauswissen über künftige Ereignisse. Könnte es somit sein, dass Hunde aufgrund einer Präkognition der tatsächlichen Ankunft wissen, wann ihre Halter heimkommen, und dass sie nicht deren Gedanken oder Absichten aufschnappen?
In manchen Fällen ist dies vielleicht so. Aber mit Telepathie lässt sich für mich eher erklären, wann Hunde auf die Zeit reagieren, zu der ihre Halter aufbrechen oder zu der sie schlicht beabsichtigen aufzubrechen, bevor sie dies wirklich tun. Damit lassen sich offenbar auch eher die Reaktionen von Tieren erklären, wenn ihre Menschen an einer entscheidenden Phase ihrer Heimfahrt angelangt sind, etwa wenn sie aus einem Flugzeug, einem Schiff, einem Zug oder einem Bus aussteigen.
Was geschieht, wenn Menschen ihr Vorhaben ändern?
Eine Möglichkeit, Telepathie oder Präkognition auseinanderzuhalten, besteht darin, dass man untersucht, was geschieht, wenn Menschen ihr Verhalten ändern. Was passiert, wenn sie den Heimweg antreten und ihre Reise unterbrochen wird? Wenn das Tier präkognitiv reagiert, also die
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