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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Chance bestand darin, auf ein bestehendes Stück zurückzugreifen. Es musste eines sein, das entweder noch nie aufgeführt wurde oder so alt war, dass sich niemand mehr daran erinnerte.
    „Alt“, sagte Tal zu sich selbst und schlagartig kam ihm eine Idee. Sein Schattenwächter nahm seinen Gedanken auf und verwandelte sich von einer Art sehr hässlichem Lungenfisch in einen dünnen, schlaksigen Mann. Er war viel größer als Tal und hatte eine lange, spitze Nase. Es war eine Karikatur – aber Tal erkannte sie. Sein Großonkel Ebbitt!
    Ebbitt würde ihm helfen! Schon rannte Tal durch die Korridore. Er musste seine Vorsicht jetzt vergessen und jede Abkürzung nehmen, die er kannte.
    Zwei Minuten später sprang Tal mit den Füßen voraus in den Wäscheschacht. Ein riesiger Wäschesack rutschte vor ihm hinunter. Tal zählte die Ebenen.
    „Orange drei, zwei, eins, Rot sechs, fünf, vier, drei“, sagte er laut. Der Klang seiner eigenen Stimme ermutigte ihn. Bei „Rot zwei“ stemmte er seine Füße gegen die Rutsche. Er spürte die Hitze, die durch die Schuhsohlen drang, als die Reibung ihn abbremste.
    Ebbitt lebte in Rot eins, der niedrigsten Ebene der Erwählten. Darunter lagen nur noch die Arbeitshöhlen des Untervolks. Tal war noch nie dort gewesen. Er wusste, dass es in den Arbeitshöhlen nur wenige Sonnensteine gab, gerade genug, um ein schwaches Licht zu erzeugen, in dem die Untervölkler arbeiten konnten. Man hörte auch, dass es dort unten wegen der heißen Teiche, die das Schloss beheizten, immer schwül war. Unter den Teichen flossen Lavaströme hindurch. Die Sammelbecken für die Lava waren das Werk der Erbauer des Schlosses. Sie waren die Erwählten lang vergangener Zeiten und hatten noch Kenntnisse besessen, die den nachfolgenden Generationen längst verloren gegangen waren.
    Tal fröstelte, als er aus der Wäscherutsche stieg. Bald würde man ihn zwingen, dem Untervolk beizutreten. Er würde niemals mehr in die hellen Ebenen der Erleuchteten zurückkehren dürfen. Es würde heute geschehen, wenn er beim Wettkampf in Musik versagen und noch mehr Deluminanten bekommen würde…
    Er sah wieder auf seinen Sonnenstein. Bis zum Wettkampf blieben ihm noch fünfzehn Minuten. Wenn Ebbitt nicht zu Hause war, wusste Tal nicht mehr, was er noch tun konnte. Er lief schneller und hoffte, dass er nicht auf irgendwelche roten Halbhellen oder Düsteren stieß, denen es ein Vergnügen war, einen orangefarbenen Jungen aufzuhalten. Sie würden ihm vielleicht nichts Ernstes antun, dafür aber seine kostbare Zeit vergeuden.
    Ebbitt war einst ein Schattenlord gewesen, ein Hellblender des Indigo-Ordens, dem zweithöchsten im Schloss. Ebbitt war die größte Hoffnung der Familie gewesen; es schien nahezu sicher, dass er einmal zum Violetten Orden aufsteigen würde. Doch als Tal noch ein Baby gewesen war, musste Ebbitt irgendetwas Schreckliches passiert sein. Man hatte ihn bis hinunter zu den Roten und dann zur untersten Ebene degradiert. Jetzt war er ein Düsterer, gerade einmal eine Stufe über den Untervölklern. Irgendwie hatte er es trotz seiner seltsamen und manchmal etwas zu ehrlichen Art geschafft, dort zu bleiben.
    Er hatte sich für ein Leben im Zwielicht entschieden. Er lebte am Ende eines einfachen Tunnels ohne jede Tür.
    Seine wilde Sammlung aus ständig neu zusammengesuchten Möbeln belegte mindestens hundert Spannen an Korridoren und Ebbitt befand sich immer irgendwo dazwischen. Tal hatte keine Ahnung, wie Ebbitt die Leute davon abhielt, hereinzukommen und seine Sachen zu stehlen – allerdings hatte er hier noch nie jemanden anderen gesehen als Familienmitglieder und Freunde.
    Jetzt markierte ein großer Garderobenschrank aus weißem Stein den Beginn von Ebbitts Reich. Er blockierte den gesamten Korridor und einen Augenblick blieb Tal wie erschlagen davor stehen. Dann öffnete er die Tür und sah, dass der Schrank keine Rückwand hatte. Er ging hindurch und schloss die Tür hinter sich.
    Nachdem er sich vorsichtig an verschiedenen Stühlen, Tischen, einem riesigen Vogelkäfig und einer bronzenen Statue vorbeigeschoben hatte, sah er Ebbitt schlafend auf einem alten vergoldeten Thron sitzen. Der Thron war offensichtlich einmal mit Sonnensteinen besetzt gewesen, denn er war voller Löcher und Kratzer, die wohl entstanden waren, als man die Steine entfernt hatte.
    Ebbitt trug eine einfache graue Robe ohne jedes Zeichen eines Ordens oder eines Ranges. An seinem Zeigefinger trug er einen silbernen Ring mit einem

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