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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Ebbitt zu schnell. Er warf seinem Geistschatten einen Blick zu. Der streckte seine Klauen durch die Lichtmembran und krallte sie in die steinerne Wand des Schachtes.
    Sie blieben fast schlagartig stehen, begleitet vom furchtbaren Kreischen der Klauen des Geistschattens. Tal kam dieses Geräusch plötzlich bekannt vor. Er hatte es schon ein paar Mal hinter den Wänden gehört. Man hatte ihm immer gesagt, es wäre ,die Heizung’, dabei musste es Ebbitt – oder jemand anders – gewesen sein, der diese seltsame Art der Fortbewegung benutzt hatte.
    „Wir sind da“, erklärte Ebbitt. „Oder knapp dran vorbei. Drei Minuten zu Fuß. Moment noch.“
    Der Geistschatten ließ los und sie fielen vielleicht zehn Spannen abwärts. Noch immer wirbelte der Dampf um sie, wenn auch nicht mehr so viel. Tal sah, dass genau vor ihnen eine weitere Metalltür war. Ebbitt griff mit seinen vom Licht beschirmten Händen nach vorn und öffnete die Tür. Weißes Licht fiel in den Schacht und Tal sah einen der Nebenkorridore.
    An der neutralen Farbe der Sonnensteine konnte er erkennen, dass dies einer der farblosen Flure war. Und es war die Ebene des Kristallwalds.
    „Raus“, sagte Ebbitt. Sein Sonnenstein blitzte ohne Vorwarnung auf und er stieß Tal durch die schützende Lichtbarriere hinaus in den Gang. Die Tür schloss sich mit einem metallenen Krachen hinter ihm und eine Sekunde später waren Großonkel Ebbitt und seine seltsame, dampfgetriebene Kapsel aus Licht verschwunden.
    Tal stand auf, versicherte sich, dass er die Schriftrolle mit der Komposition noch bei sich hatte und machte sich auf in den langen Korridor. Jetzt hatte er wenigstens eine Chance, wenn auch nur eine sehr kleine, denn er kannte weder das Musikstück, noch war er geübt im Umgang mit Kompositionen.
    Aber es war eine Chance, sagte Tal sich selbst. Vielleicht seine einzige…

 
KAPITEL SECHS
     
     
     
    Der Kristallwald war ein weiteres antikes Kunstwerk, das zum Schloss gehörte. Er bestand aus neunundvierzig kristallenen, durchsichtigen Bäumen. Jeder einzelne war vielleicht zwanzig Spannen hoch und hatte zahlreiche Äste. Die Bäume standen in der Mitte einer riesigen Halle, umgeben von Sitzreihen für das Publikum.
    Die Magie und das Wundersame des Kristallwalds bestanden darin, dass jeder Ast eines jeden Baumes einen klaren Ton hervorbrachte, wenn man ihn mit einem Lichtstrahl richtig traf. Dauer und Intensität des Tons hingen von der Farbe des Lichtstrahls ab und davon, wie lange er den Ast berührte.
    Der Wald wurde von einem zentralen Stein aus gespielt. Der Stein war ungefähr so hoch wie ein erwachsener Mann und hatte in der Mitte einen silbernen Dorn, der die Schriftrolle mit den Noten halten konnte.
    Tal fühlte sich eigenartig ruhig, als er den Stein bestieg. Er war an diesem Tag der erste, der vorspielen musste und es waren nicht sonderlich viele Zuschauer da. Er erkannte Mitglieder aller Orden – außer den Violetten, die sich wohl für zu bedeutend hielten, um ihre Zeit damit zu verschwenden, einem unbekannten Jungen vom Orange-Orden zuzusehen und zuzuhören.
    Tal versuchte, die Leute nicht anzusehen, als er seine Noten auf dem Dorn befestigte und sie abrollte. Glücklicherweise hatte Ebbitt eine deutliche, große Schrift und so waren die Symbole leicht lesbar. Es sah nicht so aus, als wäre das Stück zu schwer für ihn.
    Tal warf einen Blick auf den Platz, an dem die Juroren saßen. Sie waren zu dritt und würden die Reaktion des Publikums steuern. Theoretisch durfte jeder das Licht zeigen, das er wollte: den roten Strahl der Ablehnung, den violetten Strahl der Erfüllung oder den weißen der Abscheu. Tatsächlich aber würden alle den Juroren folgen, die auf einer getrennten Bank mit deutlichem Abstand zum Publikum saßen.
    Tal bemerkte, dass es auf der Jurorenbank unruhig wurde. Eine der Richterinnen, eine Frau aus dem Grünen Orden, lächelte und verließ die Bank, um jemand anderem Platz zu machen. Doch Tal bemerkte trotz ihres Lächelns, dass dort drüben Gefahr im Verzug war, denn der Geistschatten der Frau hielt sich immer zwischen ihr und ihrem Ersatzmann.
    Tal wandte sich wieder ab, um noch einmal die Symbole auf der Schriftrolle zu studieren, als ihm etwas an dem neuen Juror ins Auge stach. Sein Blick schoss zurück und ein schreckliches Gefühl verengte seinen Brustkorb. Der Ersatzrichter war Schattenmeister Sushin!
    Sushin setzte sich und sah hinüber zu Tal. Als sich ihre Blicke trafen, wurde Tal klar, was er in den Augen des

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