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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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mit“, sagte Milla. Sie ging über das Deck, das vom Schnee rutschig geworden war, zurück zur Luke. Tal folgte ihr unbeholfen. Die Crone hatte gesagt, sie sollten schlafen, doch er war sich nicht sicher, ob er das tun würde.
    Bei der Luke drehte er sich um und sah hoch zum Sonnenstein auf dem Mast, der schon halb vom Schnee bedeckt war. Er griff nach seinem eigenen Sonnenstein und dachte darüber nach, wie tiefer eigentlich in Schwierigkeiten steckte.
    Er war unglaublich weit vom Schloss entfernt. In weniger als zwei Monaten musste er im Besitz eines Erhabenen Sonnensteins sein oder er würde niemals ein richtiger Erwählter werden. Seine Zukunft, sein restliches Leben, wäre dann verloren. Er musste schlucken, als er an seine kranke Mutter dachte, die diesen Sonnenstein genauso dringend brauchte. Und Gref und Kusi. Sein Vater würde – falls er noch lebte – darauf vertrauen, dass er sich um sie alle kümmerte.
    Er hatte gerade eben einen Eid geschworen, den er zwar nicht halten wollte, den er aber ernst nehmen musste. Er hatte sein Blut vermischt mit… er wusste es nicht, denn sie waren sicher keine Untervölkler. Aber mit einem verrückten Mädchen mit einem natürlichen Schatten, das ihn umbringen wollte und nur von der Tradition davon abgehalten wurde.
    Morgen früh nach dem Aufstehen würde er also die – wenn auch noch so bescheidenen – Annehmlichkeiten des Schiffes hinter sich lassen und mit dem verrückten Mädchen über das Eis gehen müssen, um ein lebendes Meer aus Tieren zu überqueren.
    Das alles war zu viel. Tal schluckte und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihm in die Augen kamen. Er versuchte sich einzureden, es wäre der Wind. Doch er wusste, dass das nicht stimmte.
    Dann sah er wieder die Crone. Sie stand in der Nähe des Mastes. Sie sah ihn an und warf ihm etwas zu. Tal duckte sich, doch was auch immer es war, es fiel auf das Deck und rollte auf ihn zu. Etwas Schwarzes, nach dem er instinktiv die Hand ausstreckte.
    Sein Schattenwächter floss hinter seine Füße, nahm wie ein natürlicher Schatten Tals Form an und legte sich auf die Treppenstufen unter ihm. Tal seufzte erleichtert, als er über seine Schultern sah.
    „Ich habe mit deinem Schatten gesprochen“, sagte die Crone aus der Entfernung. „Niemand sollte ohne seinen Schatten sein. Doch solange du mit den Eiscarls unterwegs bist, darf er sich nur wie ein normaler Schatten verhalten. Auf dem Eis darf kein Zweifel über solche Dinge herrschen.“
    Tal lächelte und ging nach unten. Sein Schatten folgte ihm, wobei er nicht anders aussah als der Schatten eines Eiscarls. Tal hatte keine Ahnung, ob sie dem Schatten-Wächter seine Kräfte genommen hatte. Vielleicht konnte er sich jetzt nicht mehr in eine feste Form verwandeln oder die Gestalt wechseln? Es war ihm gleichgültig. Er war zu müde, um noch darüber nachzudenken. Er war nur froh, ihn wiederzuhaben.
    „Ich werde dich beim Wechsel der Leuchtquallen wecken“, sagte Milla und wies ihm einen Stapel Felle zwischen zwei schnarchenden Jungen seines Alters zu. Sie zögerte kurz und stellte dann fest: „Ich will dich noch immer töten, aber es ist mir klar, dass ich das nicht darf. Jetzt sind wir für die Suche aneinander gebunden. Ich werde dich auf dem Eis beschützen und wir werden zusammen dein Schloss erreichen und einen Sonnenstein finden.“
    Zwei Sonnensteine, dachte Tal müde. Er vergrub sich tief in seine Felle. Alles hatte damit begonnen, dass er nur einen einzigen Sonnenstein haben wollte. Was würde wohl passieren, wenn er jetzt zwei brauchte?
    Neben ihm verwandelte sich der Schattenwächter plötzlich in eine winzige Version von Sharrakor, dem Schattendrachen. Milla sah es aus dem Augenwinkel und wirbelte herum.
    Doch da hatte er sich schon wieder in einen normalen Schatten zurückverwandelt und Tal war tief und fest eingeschlafen.

 
KAPITEL NEUNZEHN
     
     
     
    Als Milla ihn weckte, schien es Tal so, als wären erst ein oder zwei Stunden vergangen. Sein Sonnenstein hingegen zeigte ihm, dass er sieben Stunden geschlafen hatte. Sie sagte nichts und warf ihm stattdessen einen Stapel Kelle auf den Bauch, was schmerzte.
    Offensichtlich sollte er die Felle als Kleidung tragen. Er konnte zwar auch seinen Sonnenstein zum Wärmen benutzen, doch nachdem er in der Nacht zuvor schon einmal erloschen war, wollte er ihn nicht länger als nötig beanspruchen.
    Die Felle waren in drei unterschiedliche Lagen aufgeteilt. Tal musste eine Weile herumprobieren, bevor er

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