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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gelegenheit bieten, ihm zu zeigen, dass sie stärker war als er. Stattdessen stieg er wortlos in den Schlitten. Das Gefährt schaukelte dabei hin und her und Tal wunderte sich, wie leicht es gebaut war. Der größte Teil davon war aus verwobenen, sehr dünnen Knochen gebaut und die ganze Konstruktion knarzte, wenn Tal sich bewegte. Der Schlitten machte nicht den Eindruck, als könne er Tals Gewicht tragen – ganz zu schweigen von ihrer beider Gewicht.
    Als wäre das nicht schlimm genug, schien der Teil, in dem Tal stand, nicht richtig mit den beiden langen, schwertartigen Kufen verbunden zu sein. Das Ganze wackelte wie eine Kinderwiege, dachte Tal, als er nach unten spähte. Die Kufen waren an beiden Enden fest miteinander verbunden. Die gewobene Knochenkiste, in der Tal stand, war genau zwischen diesen beiden Trägern ausbalanciert. Sie ruhte auf sechs oder sieben langen Bändern aus Selski-Haut. Die Konstruktion federte die Stöße von kleinen Unebenheiten ab, doch dafür wackelte die Fahrerkabine.
    In einem langen Köcher draußen am Schlitten steckten zwei Speere und einen Peitsche. Einen Moment stellte Tal sich vor, wie er einen der beiden Speere gegen Milla werfen und fliehen würde. Doch er konnte die Wreska nicht führen und selbst wenn ihm sein Schattenwächter den Weg gezeigt hätte, wusste er nicht, wie man das Lebende Meer überquerte.
    Der dreieckige Schnitt an seinem Handgelenk brannte leicht, als Tal daran dachte, doch er bemerkte es kaum. Es gab im Moment viele gute Gründe, bei Milla zu bleiben. Später würde er schon einen Weg finden, sie loszuwerden.
    Milla sprang ebenfalls auf und der Schlitten schwankte noch mehr. Tal, völlig überrascht, fiel gegen sie. Sie stieß ihn von sich weg.
    „Halt dich fest“, sagte sie höhnisch. Sie zog die Peitsche aus dem Köcher des Schlittens und ließ sie gekonnt an die Seite knallen. Eiskristalle flogen durch die Luft und die Wreska begannen schnaubend auf dem Boden zu scharren. Überall wurde Schneestaub aufgewirbelt.
    Milla knallte wieder mit der Peitsche an die Seite und dann noch einmal direkt an den Kopf des Leittiers. Die Wreska schnaubten noch lauter und plötzlich wurde der Schlitten mit einem Ruck angezogen.
    „Heiii-aaarr-haaaah!“, schrie Milla so laut, dass Tal beinahe taub wurde. Die Wreska stürmten los. Ihre haarigen Beine mit den scharfen Hufen stemmten sich in das Eis und schoben sie voran. Der Schlitten wackelte und gewann an Tempo.
    „Das macht Spaß!“, sagte Tal. Er war überrascht, wie schnell sich der Schlitten fortbewegen konnte. Sie fuhren schneller über das Eis als er laufen konnte – beinahe so schnell wie er den Wäscheschacht im Schloss hinunter rutschte.
    „Es ist kein Spaß!“, brummte Milla. „Es ist nur eine Fortbewegungsart. Eine schwere Aufgabe liegt vor uns. Für Spaß ist da keine Zeit.“
    Tal gab keine Antwort. Was auch immer Milla sagte – die Schlittenfahrt machte Spaß. Viel wichtiger war jedoch, dass er wieder zum Schloss zurückkehren würde. Er war von seinem Ziel abgelenkt worden, doch er musste es erreichen. Er würde einen Sonnenstein bekommen und ein vollwertiger Erwählter werden. Er würde es für seinen Vater, seine Mutter, für Gref und für Kusi machen.

 
KAPITEL ZWANZIG
     
     
     
    Viel zu schnell verließ der Schlitten den Lichtkegel, den der Sonnenstein der Eiscarls warf. Wieder spürte Tal die Angst vor der Dunkelheit und seine Hand griff an die reparierte Kette um seinen Hals. Doch es gab noch die beiden Mottenlaternen am Schlitten und die Geweihe der Wreska – so wurden die Knochenauswüchse an ihren Köpfen genannt –, deren Spitzen blass leuchteten.
    Milla sah, wie Tal nach seinem Sonnenstein griff und lächelte. Er zwang sich, die Kette langsam loszulassen. Er wollte nicht, dass sie seine Angst bemerkte.
    So fuhren sie eine Stunde oder noch länger schweigend durch die Dunkelheit und Tal erkannte, dass Milla zumindest teilweise Recht hatte. Zunächst hatte er die Geschwindigkeit des Schlittens als aufregend empfunden. Doch nach einer Stunde Fahrt im Stehen über das holprige Eis schmerzten ihm die Knie und seine Finger taten weh, weil er sich die ganze Zeit festhalten musste.
    Außerdem machte es ihn nervös, dass er nicht sehen konnte, wohin sie fuhren. Milla jedoch schien sich darüber keine Sorgen zu machen. Entweder konnte sie im blassen Licht der Laternen besser sehen, oder die Wreska konnten es und sie vertraute ihnen.
     
    Eine weitere Stunde später wäre Tal vor

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