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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zurückzog. Es war ein komisches Gefühl, den alten Fingernagel auf seiner Haut zu spüren.
    Er musste ihn einfach anstarren. Der Nagel war so lang und gelb – er mutete eher wie die Kralle eines Tieres an , als wie ein menschlicher Fingernagel.
    Dann hob die Mutter-Crone Tals Hand hoch und drückte seine Finger gegen ihre milchigen Augen. Tal zuckte zusammen und ein Ausdruck der Abscheu musste auf seinem Gesicht zu sehen gewesen sein, denn Milla trat mit einem zornigen Blick nach vorn.
    Alles Mögliche hätte jetzt geschehen können, doch die Mutter-Crone sprach. Alle verstummten beim Klang ihrer Stimme. Sie war nicht laut, schien aber in Tals Kopf nachzuhallen. Sogar als die Stimme noch leiser wurde, schien es Tal, als könne er nichts anderes hören. Alle Hintergrundgeräusche des Schiffes, des Eises und der Eiscarls verstummten.
    Er hörte nur die Stimme der Mutter-Crone.
     
    Tief bist du gefallen
    Und doch nicht so tief
    Lange musst du reisen
    Und doch nicht so lange
     
    Dein Zuhause ist das Schloss
    Und ist es doch nicht
    Schatten sind deine Freunde
    Und sind es doch nicht
     
    Die Schildjungfrau steht dir bei
    jedoch noch nicht Seite an Seite
    Licht wärmt dich
    Und doch fallen Schatten
     
    Blut bindet dich
    Und bindet dich doch nicht
    Das Böse verfolgt dich
    Doch verzehrt es dich nicht
     
    Dunkelheit versteckt dich
    Und blendet dich doch nicht
    Sonnensteine fallen von dir
    Doch in die Hände von anderen
     
    Die Stimme verstummte. Tal setzte sich hin und die Stimme hallte in seinem Kopf. Er wusste kaum, ob er sich von der Mutter-Crone verabschiedet hatte, als sie durch den Vorhang geführt wurde.
    „Das scheint deutlich zu sein“, sagte die Crone. Sie lächelte zum ersten Mal und zeigte sehr weiße Zähne.
    „Was scheint deutlich zu sein?“, murmelte Tal. Er war benommen, so als wäre er gerade aus einem langen Schlaf erwacht.
    „Wir werden dir helfen, zum Schloss zurückzukehren. Und du wirst uns einen neuen Sonnenstein besorgen.“
    Das weckte Tal mit einem Schlag auf. „Wie bitte?!“
    „Die Mutter-Crone hat es prophezeit“, sagte die Crone. „Wir werden dir jemanden mitgeben, der dir auf dem Eis helfen wird. Wenn du zum Schloss gelangst, wirst du ihr dafür einen Sonnenstein geben.“
    „Ihr?“, fragte Tal voller böser Vorahnungen.
    „Milla“, gab die Crone lächelnd zurück. „Es wird ihre Prüfung als Schildjungfrau sein. Sie soll dich sicher zum Berg des Lichtes und zu deinem Schloss bringen, das daraufgebaut ist.“

 
KAPITEL ACHTZEHN
     
     
     
    „Was?!“, schrie Milla auf. „Wie konntest du mir das antun?“
    „Eine Schildjungfrau muss sich ihren Schwächen stellen“, sagte die Crone. Sie lächelte noch immer. „Abgesehen davon ist das die größte Aufgabe, die ich dir jemals gestellt habe – zum Berg des Lichtes zu gehen und einen Sonnenstein zu suchen.“
    „Also wusstest du die ganze Zeit, wo das Schloss liegt?“, fragte Tal. „Du wusstest, dass ich die Wahrheit sage?“
    „Ja“, sagte die Crone. „Die Cronen wissen davon, denn dein Schloss auf dem Berg ist das einzige dauerhafte Licht am Himmel. Aber uns ist der Zugang verwehrt, denn es beherbergt viel Böses und es wird von den Schatten regiert.“
    „Das ist nicht wahr!“, rief Tal. „Die Schattenwächter dienen uns! Die Erwählten beherrschen sie. Sie sind Diener, wie mein Schattenwächter, den du dort drinnen gefangen hältst. Das ist alles.“
    „Das ist nicht mehr als Selski-Dreck für einen Merwin“, sagte die Crone. Ihr Lächeln war erstorben. „Wir wissen, was diese Schatten in Wirklichkeit wollen. Und wir wissen, wie unsere Vorfahren gegen sie gekämpft und die Dunkelheit gebracht haben, um uns zu beschützen.“
    „Eure Vorfahren!“, sagte Tal. „Sie hatten nichts mit dem Schleier zu tun. Die Erwählten schufen ihn, weil die Sonne zu stark war!“
    „Sprich nicht so mit der Crone!“, warnte Milla ihn und hob die Faust.
    „Genug!“, sagte die Crone. „Wir müssen euch für die Suche aneinander binden. Tal, gib mir deinen Arm.“
    Langsam streckte Tal seinen Arm aus. Die Crone nahm ihn und schob den Ärmel seines Fellmantels zurück. Das bloße Handgelenk war jetzt zu sehen. Tal wartete ab. Er nahm an, dass sie nun die Zukunft lesen und so etwas wie die Mutter-Crone sagen würde. Er war völlig überrascht, als sie plötzlich einen großen Stoßzahn in der Hand hatte und ihm damit in die Haut schnitt.
    „Ahhh!“, schrie Tal und zog seine Hand zurück. Er blutete. Tal sah, dass die

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