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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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oder Vorderflossen – und sprang und rutschte dann vorwärts. Es war so nah, dass Tal jedes Mal das Eis krachen hörte, wenn es aufkam. Der Schlitten bebte unter seinen Füßen.
    „Können wir es nicht einfach in Ruhe lassen?“
    „Nein“, sagte Milla. „Abtrünnige sind eine Gefahr für das Schiff und für andere Clans. Sie müssen wieder zu ihrer Herde gebracht werden.“
    „Damit wirst du aber nicht viel ausrichten“, sagte Tal und zeigte auf den Speer. Das Mädchen war noch verrückter, als er angenommen hatte. Nichts würde dieses riesige Monster zum Umkehren bewegen können!
    „Eine richtige Harpune wäre besser“, stimmte Milla ihm zu. Es war der selbe Tonfall, in dem ein Erwählter einen Wettkampf beschreiben würde, der nur knapp den indigofarbenen Strahl völliger Zustimmung verfehlt hatte. Sie zog ihr Messer – wiederum ein geschärfter, gebogener Knochen – und fügte hinzu: „Ich muss wohl zwischen zwei Sprüngen auf seinen Rücken klettern und sein rechtes Auge blenden. Dann wird es sich zur Seite drehen.“
    „Nein!“, rief Tal. Ohne Milla würde er es nicht zurück zum Schloss schaffen. Sie mochte vielleicht eine gefährliche Verrückte sein, doch er durfte sie nicht verlieren. Zumindest noch nicht. „Was ist mit unserer Suche? Ist die nicht wichtiger?“
    Milla zögerte. Zum ersten Mal erkannte er in ihr ein Mädchen seines Alters. Sie sah aus wie seine Freunde im Lektorium, wenn sie eine Frage nicht beantworten konnten. Dann kehrte die schon bekannte Selbstbeherrschung zurück und ihr Gesicht zeigte wieder einen entschlossenen Ausdruck.
    „Du hast… Recht“, sagte Milla mit offensichtlichem Widerwillen. Sie steckte ihr Messer in die Scheide und den Speer in den Köcher am Schlitten, senkte ihre Gesichtsmaske und sprang wieder auf den Schlitten. „Unsere Suche hat oberste Priorität. Der Ausguckwächter wird das abtrünnige Selski sehen.“
    Tal atmete erleichtert aus und steckte seinen Sonnenstein wieder unter seine Felle. Milla peitschte die Wreska an und der Schlitten nahm Tempo auf. Sie fuhren einen kleinen Bogen, um das abtrünnige Selski zu umgehen.
    „Du brauchst keine Angst zu haben“, erklärte Milla, als sie dichter an das Tier kamen. Sie hatte gesehen, wie Tal zu zittern begonnen hatte, als kleine Eisbruchstücke über sie regneten, die bei der seltsamen Fortbewegungsart des Selski aufgewirbelt wurden. „Selski drehen sich niemals um. Sie können die Richtung seitwärts ändern, aber nie rückwärts.“
    Wie die Eiscarls, dachte Tal. Er spähte durch die bernsteinfarbenen Augengläser seiner Maske zu Milla. Sie war offensichtlich sehr mutig. Wäre sie auf diesen Selski gestiegen, hätte das ihren sicheren Tod bedeutet und doch hätte sie es getan, wenn Tal es ihr nicht ausgeredet hätte. Es fiel ihm schwer es zuzugeben, doch er kannte nicht viele Erwählte, die für ihren Orden sterben würden. Aber sie lebten ja auch viel zivilisierter…
    Milla war bereit, die Richtung wenn nötig zu wechseln, dachte Tal. Und die Gefahr, die von dem Selski ausging, war vorüber.
    Oder doch nicht? Je weiter der Schlitten vorankam, desto lauter wurde das dauernde Trommeln – sehr, sehr viel lauter. Und das Glühen, das den Himmel und das Eis erleuchtete, war heller und näher.
    Tal sah jetzt noch mehr dieser großen Umrisse. Sie alle hüpften und rutschten auf dem Eis. Unmengen davon. Er wollte gerade etwas sagen, als Milla die Peitsche knallen ließ und zu rufen begann. Die Wreska galoppierten jetzt noch schneller.
    Der Schlitten gewann an Geschwindigkeit. Tal starrte auf das Eis vor ihnen und wünschte, hindurchsehen zu können. Zu seiner Linken konnte er eine geschlossene Mauer aus Selski erkennen, die sich von ihnen entfernte. Zu seiner Rechten sprang und rutschte eine gewaltige Masse Selski auf sie zu. Es war wie eine Mauer aus glühendem Fleisch, vor der eine Welle aus Eis und Schnee rollte.
    Das Trommeln erklang jetzt wie ein tiefes Donnergrollen, das alle anderen Geräusche übertönte.
    Sie waren dabei, das Lebende Meer aus Selski zu überqueren. Doch Tal schien es nicht die richtige Stelle und der richtige Zeitpunkt zu sein. Die Selski auf der rechten Seite waren zu nahe und die Lücke zwischen den beiden Teilen der Herde war im Begriff, sich zu schließen.
    „Wir müssen bei den Felsen Deckung suchen!“, schrie Milla und versuchte, den Lärm der Selski zu übertönen.
    Sie zeigte auf eine dunkle Masse vor ihnen, von der Tal angenommen hatte, es wäre ebenfalls ein

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