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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Schwanz schlug donnernd auf.
    Tal sah es auf sich zukommen und schloss die Augen. Auch Milla sah es, doch sie behielt die Augen offen. Eiscarls waren davon überzeugt, dass man dem Tod ins Auge sehen musste.

 
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
     
     
     
    Der Schwanz verfehlte sie um eine Spanne. Dafür regnete so viel Schnee und Eis auf sie herunter, dass Tal einen Moment annahm, er wäre getroffen und tot. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar war, dass er überlebt hatte.
    Milla half ihm auf und sie stolperten davon, Milla voraus. Selski donnerten hinter ihnen vorbei, wenn auch keines mehr nahe war.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie weit genug von dem Lärm entfernt waren, um sich unterhalten zu können. Außerdem brauchte Milla Zeit, um sicherzugehen, dass keine Gefahr mehr durch abtrünnige Selski bestand. Sie nahm den Beutel vom Rücken und setzte sich darauf. Auch Tal setzte sich. Er schob die Felle seiner Kleidung unter, um die Kälte des Eises abzuhalten.
    „Wir haben das Lebende Meer überquert“, sagte Milla stolz, fast als würde sie ein Selbstgespräch führen. Sie schien sich nicht die geringsten Gedanken über den Verlust des Schlittens und der Wreska zu machen. Die Tiere waren längst in der Dunkelheit der ewigen Nacht verschwunden.
    Etwas in ihrem Tonfall veranlasste Tal, eine Frage zu stellen. „Hast du es denn noch nie zuvor überquert?“
    „Nein.“ Milla nahm ihre Gesichtsmaske ab und lächelte in eine unbestimmte Richtung. „Wir überqueren das Lebende Meer nie. Nur in Zeiten allergrößter Not. Wenn ich zurückkehre, werden sie ein Lied über unsere Überquerung singen.“
    „Großartig“, sagte Tal voller Bitterkeit. „Ich dachte, ihr macht das öfter. Ich hätte niemals zugestimmt, wenn ich gewusst…“
    Er verstummte, als er sah, dass Milla nicht einmal zuhörte. Sie war vollkommen verrückt, so wie alle Eiscarls. Je schneller er wieder ins Schloss zurückkehrte, desto besser. Nicht einmal Großonkel Ebbitt war so verrückt wie Milla.
    Er sah in die Dunkelheit hinaus. Das flackernde Licht der Motten in der Laterne reichte gerade, um Millas Gesicht zu erleuchten; sein Schattenwächter war beinahe unsichtbar. Jenseits dieses Lichtes herrschte absolute Dunkelheit. Und wieder musste Tal gegen das Bedürfnis ankämpfen, seinen Sonnenstein hochzuheben und das Licht einfach herbeizurufen.
    Draußen in der Dunkelheit konnte alles Mögliche auf sie lauern.
    „Du kannst dich eine Weile ausruhen, dann gehen wir weiter“, sagte Milla. „Ich halte Wache. Ohne den Schlitten werden wir länger brauchen.“
    „Sieht so aus“, grummelte Tal. Er spürte bereits die Kälte des Eises durch seine Felle dringen. Wie sollte er sich unter diesen Umständen ausruhen?
    Er schlief dann doch ein. Als er kalt und steif aufwachte, bereitete Milla gerade etwas zu essen vor. Sie hatte eine Knochenschüssel auf das Eis gestellt, die mit irgendeinem Öl gefüllt war und schlug zwei metallene Steine gegeneinander. Funken schlugen aus den Steinen und nach ein paar Versuchen brannte das Öl. Dann holte Milla ein knöchernes Dreibein aus ihrem Beutel, stellte es über das brennende Öl und setzte einen kleinen Topf darauf. Am Geruch erkannte Tal, dass sie wieder Selski-Fleisch briet.
    „Wie jagt ihr die Selski?“, fragte er, während er aufstand und mit stampfenden Füßen versuchte, seinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Die Luft um seine Brust, seinen Hals und sein Gesicht war überraschend warm und der Sonnenstein an seiner Brust fühlte sich beinahe heiß an. Tal musste im Schlaf unbewusst die Energie des Steins aufgenommen haben. „Sie sind so groß. Und scheinen sehr gefährlich zu sein.“
    „Wir jagen die alten und langsamen Selski“, gab Milla zurück. „An den Rändern der Herde. Die, die bereits langsam von den Kalakoi gefressen werden. Dennoch ist es gefährlich und zwanzig bis dreißig Jäger schaffen es erst nach vielen, vielen Spannen, eines zum Anhalten zu bringen.“
    „Und was geschieht dann?“, fragte Tal. Die Welt außerhalb des Schlosses war so seltsam, so mysteriös. Eine Welt, von der keiner der Erwählten etwas wusste. Zumindest dachte Tal, dass sie nichts davon wussten. Sonst hätte er sicherlich schon von den Eiscarls, den Selski und den Merwin gehört.
    „Sie sterben“, sagte Milla und zuckte mit den Schultern. „Wenn die Selski stehen bleiben, dann sterben sie. Hier, iss du zuerst.“
    „Essen wir etwa vom gleichen Löffel?“, fragte Tal voller Abscheu. Wie ungehobelt sie

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