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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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aus dem Fels gehauen worden war und den Aufstieg auf einem sonst unpassierbaren Terrain ermöglicht hatte.
    Doch alles, was er erkennen konnte, waren die gelegentlichen Hinweise auf längst vergangene Bautätigkeiten. Besonders auffällig waren die Stellen, an denen ein gut erhaltenes Stück der Straße einen perfekten rechten Winkel zur Felswand bildete.
    Manchmal hingegen war von der Straße überhaupt nichts mehr zu sehen und Tal hatte keine Ahnung, wie Milla hier den Weg erkennen konnte.
    Er fragte sie.
    „Die Straße riecht nach Ghalt, dem geschmolzenen Stein“, erklärte sie. Wie üblich schwang in ihrer Stimme eine gewisse Unlust mit, sich mit Tal zu unterhalten. Aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, mit ihrem Wissen die Überlegenheit der Eiscarls zu demonstrieren. Sie beugte sich hinab, wischte etwas Schnee zur Seite und zog mühsam ein Stück schwarzen Felsens hervor, das im Licht der Mottenlaterne schimmerte.
    „In den abgelegenen Bergen im Süden gibt es viele Becken mit heißem, geschmolzenen Ghalt“, sagte sie und hielt Tal den Stein unter die Nase. „Wenn er heiß ist, fließt er wie Wasser und riecht sehr säuerlich. Auch kalter, sehr alter Ghalt hat noch diesen Geruch. Ich weiß nicht, wie die Vorfahren es zum Bau dieser Straße hierher brachten.“
    Tal hob seine Maske, um an dem Stein zu schnüffeln, doch er konnte absolut gar nichts riechen. Lediglich sein Gesicht wurde kalt.
    Während die Stunden so dahinzogen, verlor Tal sein Interesse daran, wie Milla der Straße folgte. Er war nur froh, dass sie es tat. Außerdem hoffte er, dass sie bald eine Pause machen würde, damit er sich ausruhen konnte. Er nahm an, dass sie auch müde war, denn immerhin musste sie sich von ihrer Verletzung erholen. Doch sie zeigte keinerlei Anzeichen von Erschöpfung.
    Einmal blieb Milla stehen, jedoch nicht, um sich auszuruhen. Sie tat unvermittelt einen Schritt zurück und Tal stieß beinahe mit ihr zusammen. Als er sich schwankend an ihr festhielt, warf sie einen Arm um seinen Hals und zerrte ihn in die nächste Schneewehe an der Felswand.
    Tal spürte einen starken Windzug hinter sich, als sie in die Schneewehe eintauchten. Einen Sekundenbruchteil später sah er zwei riesige, glasige Augen. Jedes war so groß wie sein eigener Kopf und wurde gefolgt von einem Paar gewaltiger, gespreizter Flügeln.
    „Was war das?“
    Milla legte ihm sofort ihren Fellhandschuh auf den Mund und Tal erstickte fast. Er wehrte sich zappelnd, doch als Milla ihm ein Messer an die Kehle legte, gab er sofort auf. „Halt still!“, befahl sie ihm flüsternd.
    Sie blieben bewegungslos im Schnee liegen. Schließlich, als Milla einen schrecklichen Schrei in der Ferne hörte, lockerte sie ihren Griff. Das Messer verschwand aus ihrer Hand und sie ließ Tal aufstehen.
    „Ein Perawl“, sagte sie. „Sie können dich nicht sehen, wenn du dich nicht bewegst. Außerdem sind sie ziemlich schwerhörig.“
    „Was war das für ein… ein Geräusch?“, fragte Tal. Diese unsichtbaren Jäger der Luft machten die Gegend noch ungemütlicher als das Eismeer. Selski konnte man wenigstens kommen hören und die Merwin erkannte man an ihrem leuchtenden Horn.
    Milla gab keine Antwort, also wiederholte Tal seine Frage.
    „Es könnte alles Mögliche sein“, sagte Milla. Sie wollte seiner Frage offensichtlich ausweichen.
    „Höchstwahrscheinlich die Mahlzeit des Perawl.“
    „Also weiß auch die große Milla nicht alles“, bemerkte Tal. Milla ignorierte ihn. Sie sah noch immer konzentriert den Hang hinab.
    „Vielleicht… vielleicht war es auch andersherum“, fügte Tal hinzu. Der Schrei hatte sich nicht so angehört, als hätte ihn jemand ausgestoßen, der gefangen worden war. Er hatte eher wie ein Triumphschrei geklungen. „Vielleicht wurde der Perawl von etwas anderem gefressen.“
    Sie sahen einander an, die Gesichter hinter den Masken verborgen. Dann marschierte Milla noch schneller als zuvor weiter und Tal folgte ihr wortlos.
    Als sie irgendwann anhielten, um etwas zu essen und sich auszuruhen, hatte Tal keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Ohne seinen Sonnenstein konnte er die Zeit nicht messen. Wie auf dem Eis gab es Selski-Fleisch, aufgewärmt über einem Kocher mit Selski-Öl.
    „Wir werden drei Wachrunden halten“, sagte Milla, als sie zu Ende gegessen hatten. „Ich werde die erste und die dritte übernehmen. Du brauchst nur für die mittlere Wache aufzustehen.“
    „Ich schaffe auch zwei Wachen“, sagte Tal. „Lass

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