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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einhundert Spannen, als er der Straße folgte und mit seiner Laterne so gut wie möglich alles beleuchtete, was auf einen Tunneleingang hinweisen konnte.
    Doch weder er noch Milla konnten etwas entdecken. Nach einhundertzwanzig Spannen blieb Milla stehen und hob ihre Maske. „Vielleicht ist der Eingang auf der anderen Seite.“
    „Was?“, fragte Tal. Er hob seine Maske und sah Milla an. „Du meinst die andere Seite des Abgrunds! Das… kann doch nicht dein Ernst sein! Wir hätten ihn doch sehen müssen.“
    „Wir hätten ihn sehen müssen“, sagte sie und nickte ausdruckslos. „Wir müssen zurückspringen.“
    „Nein!“, rief Tal. „Nein. Er muss auf dieser Seite sein.“
    Milla nickte wieder. Es dauerte eine Sekunde bis Tal klar wurde, dass sie sich mühsam das Lachen verkniff. Dann konnte sie sich nicht länger zurückhalten und brach in lautes Gelächter aus. Tal konnte sich nicht erinnern, sie jemals lachen gesehen zu haben.
    „Das ist ein Eiscarl-Witz!“, prustete sie und schlug die Fäuste zusammen. „Wir machen immer Witze darüber, dass man sich noch einmal in dieselbe Gefahr begeben muss. Wie Talagrim Einarm, der dachte, er müsse noch einmal zurückgehen und das blaue Selski töten, obwohl Vilske es bereits getan hatte.“
    „Das verstehe ich nicht“, sagte Tal und schüttelte den Kopf.
    Milla lachte wieder und zeigte dann nach oben.
    „Sieh doch, wir stehen genau neben dem Eingang!“
    Sie deutete auf eine Stelle über ihren Köpfen. Dort gab es in der Felswand ein paar quadratische Steine, die um ein kreisrundes Loch herum angeordnet waren. Das Loch führte in die Felswand hinein. Der Tunnel.
    Tal starrte das Loch voller Unglauben an. Dann breitete sich langsam ein Lächeln auf einer Seite seines Gesichts aus. Er würde jede Menge dämlicher Eiscarl-Witze ertragen, wenn es nur um den Nachhauseweg ging. Bald würde er wieder im Schloss sein. An die Schwierigkeiten, die ihn dort erwarteten, wollte er jetzt nicht denken.
    Zuerst einmal mussten sie nichts weiter tun, als in den Tunnel zu steigen und der Karte zu folgen. Wie schwer konnte das schon sein?

 
KAPITEL SIEBEN
     
     
     
    In dem Tunnel war es unerträglich heiß. Selbst mit einem nassen Tuch vor Mund und Nase bekam Tal kaum Luft. Er konnte nur flach atmen und der Sauerstoffmangel zehrte bald an seinen Kräften.
    Wie schon mehrfach stellte er seine Eiscarl-Mottenlaterne ab und warf einen Blick auf die kleine, rechteckige Knochentafel. Mit der freien Hand hielt er sich das Vergrößerungsglas vors Auge, damit er die winzigen Zeichnungen, die in die Oberfläche gekratzt waren, erkennen konnte.
    Sie waren an der letzten Gabelung des engen Tunnels links abgebogen. An der nächsten Gabelung mussten sie rechts abbiegen. Der Tunnel war so niedrig, dass sie nur kriechen konnten.
    Ein Husten hinter ihm und ein Klopfen an seine Fersen erinnerte ihn daran, dass Milla diese überhitzten Tunnels noch unerträglicher finden musste als er. Sie war ein Eiscarl. Geboren, um sich in den gefrorenen Einöden zu bewegen. Tal hatte wenigstens schon einmal richtige Hitze kennen gelernt, wenn auch dieser Tunnel noch heißer war als die Obstgärten oder die Sonnenkammer seiner kranken Mutter.
    Er kroch weiter vorwärts. Sein Schattenwächter bewegte sich vor ihm – er ging offensichtlich Milla aus dem Weg. Im engen Tunnel, wo das Licht von den Wänden reflektiert wurde, war der Schatten stärker und besser sichtbar.
    An der nächsten Gabelung sah sich Tal die Miniaturkarte noch einmal an. Laut Gravierung mussten sie hier rechts abbiegen. Doch der Junge zögerte. Das Licht der Mottenlaterne war grün und beleuchtete nur einen kleinen Bereich. Vor ihnen im Tunnel zu ihrer Rechten war ein gedämpftes rotes Leuchten zu sehen.
    Tal befürchtete zu wissen, was das bedeutete. Milla und er befanden sich möglicherweise in einem Netzwerk von Tunnels, die einst von den Erbauern des Heizungssystems für das Schloss benutzt worden waren. Unter ihnen – weit unter ihnen, wie er hoffte – gab es viel größere Tunnels, in denen Lava aus den Tiefen des Berges kanalisiert wurde. Durch diese Tunnels wurden riesige Wasserreservoirs beheizt und der dadurch entstehende Dampf wurde in die vielen Ebenen und Räume gepumpt.
    Das rote Glühen gab Grund zur Annahme, dass einer der Lava-Tunnel aufgebrochen war und sein tödlicher Inhalt ungehindert nach oben blubberte. Die Knochenkarte in Tals Hand war sehr alt und seit ihrer Entstehung konnte sich alles Mögliche verändert

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