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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zum Schlafen gebracht, bevor er gestorben war. Tal war darüber erstaunt. Er kannte keinen Erwählten, der so tapfer war, allein in der Dunkelheit zu sterben, um seinen Sonnenstein zu retten.
    „Schattenwächter, Schattenwächter“, murmelte er. „Komm zurück zu mir.“
    Der Schattenwächter ließ Milla los und zog sich hastig zurück. Er verwandelte sich wieder in einen normalen Schatten. Einer seiner Arme blieb in Bewegung und winkte dabei vor und zurück.
    „Was ist los?“, fragte Tal. Er verlor langsam seine Konzentration.
    Der Schattenwächter winkte wieder und Tal begriff, dass er ihn zur Eile antreiben wollte. Im selben Augenblick bemerkte er, dass Milla wieder zu ihm aufgeschlossen und er es nicht einmal mitbekommen hatte. Er musste ein paar Sekunden ohnmächtig gewesen sein.
    „Luft“, japste Milla. „Schlechte Luft.“
    Sie schob ihn vorwärts. Tal drehte sich um und begann, weiterzukriechen.
    So krochen sie durch den Tunnel. Tal kam es wie eine Ewigkeit vor, doch es konnten nicht mehr als ein paar Minuten gewesen sein. Dann kamen sie an eine weitere Gabelung. Tal holte langsam die Knochenkarte hervor und versuchte herauszufinden, wo sie sich befanden. Das rote Glühen war hell, doch nicht hell genug, um zu lesen. Und die Mottenlaterne war aus irgendeinem Grund schwächer geworden. Tal schüttelte sie, um die Motten wieder zu beleben, doch es funktionierte nicht, obwohl die Löcher im Gewebe völlig offen waren.
    Es war harte Arbeit, die Laterne abzustellen und stattdessen den Sonnenstein hervorzuholen. Tals Hände waren so schwer, als ob Gewichte daran hingen und sie taten nicht das, was sie tun sollten. Irgendwann schaffte er es und nach ein paar Blitzern leuchtete der Sonnenstein stark genug.
    Im Licht des Steines sah er, dass alle Leuchtmotten leblos auf dem Boden der Laterne lagen. Ihre grün leuchtenden Körper wurden dunkler und dunkler. Die Motten schliefen… oder waren tot. Fragend gab Tal die Laterne an Milla. Es war ein Eiscarl-Ding. Sie würde wissen, was sie damit tun musste.
    Er sah wieder auf die Karte. Es kostete ihn etwas Zeit, sich zu erinnern, wo sie sich befanden. Eine Linksbiegung und dann ein Symbol, das eine Leiter repräsentieren konnte. Oder vielleicht eine Rampe. Wie auch immer: Es war ein Weg nach oben.
    So hoffte Tal zumindest.
    Es sei denn, sie wären gerade an der vorigen Gabelung. Dann müssten sie zuerst nach links und dann nach rechts gehen. Aber das hatten sie doch bereits getan, oder nicht?
    Tal drehte die Karte auf den Kopf. Jetzt, wo er sie erneut ansah, war er sich nicht sicher, ob er sie nicht die ganze Zeit falsch herum gehalten hatte.
    „Weiter!“, flüsterte Milla. „Wir müssen… weitergehen!“
    Tal konnte sich nicht erinnern, welchen Weg sie schließlich nahmen, doch nach einiger Zeit kamen sie an eine Öffnung in der Decke des Tunnels. Dort war auch eine Leiter aus dem selben Kristall wie der Kristallwald im Schloss. Tal versuchte, einen Lichtstrahl darauf zu richten, um es zum Singen zu bringen, doch aus irgendeinem Grund verfehlte er die Leiter. Lichtstrahlen der verschiedensten Farben schossen aus dem Sonnenstein – doch keiner traf.
    Tal musste unwillkürlich lachen. Ein ersticktes Kichern entwich ihm. Es hörte sich so eigenartig an, dass er sich umdrehte, um zu sehen, woher es kam.
    Er merkte noch, wie Milla sich an ihm vorbeischob und zu klettern begann. Dann zog sein Schattenwächter an ihm, legte Tals Hand an die Leiter und seinen Fuß auf die unterste Sprosse.
    Die Leiter war eigenartig kühl in dieser Umgebung, in der alles heiß war. Die kalte Leiter kühlte auch Tals Kopf ein wenig ab und ihm wurde in einem plötzlichen Anfall von Panik gewahr, dass etwas Giftiges in der Luft sein musste. Es waren Dämpfe von der Lava weit unten, die seinen Kopf und seine Glieder schwer wie Blei machten.
    Der Schattenwächter zerrte an Tals Handgelenk und drängte ihn weiterzuklettern. Milla war nur ein wenig vor ihm und kletterte sehr langsam. Sie rutschte ein paar Mal beinahe ab, doch der Schattenwächter gab auch auf sie Acht und schoss nach oben, um ihre Hände und Füße wieder auf die Sprossen der Leiter zu setzen.
    Tal sah jetzt alles doppelt. Er griff nach Sprossen, die nicht da waren und seine Finger schlossen sich um Luft, anstatt um Kristall. Seine Arme wurden zu schwach, um noch nach oben zu greifen. Unendlich langsam streckte er seine Beine durch die Leiter und setzte sich hin. Er nestelte an seinem Gürtel. Da er nicht weitergehen

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