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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sonnenstein!

 
KAPITEL ACHT
     
     
     
    Tal ignorierte die Hitze des Felsens, drückte sich an die Tunnelwand und sah hinter sich. Milla hob den Knochenfinger auf und zog den Ring ab. Als sie das Juwel berührte, erstrahlte es plötzlich gleißend hell in allen Farben des Spektrums. Es war so hell, dass Tal die Augen schließen musste.
    Als er sie wieder öffnete, hatte Milla ihre Hände um den Sonnenstein-Ring geschlossen. Licht drang zwischen ihren Fingern hervor und schien durch die Hände hindurch.
    „Gib… ihn… mir“, sagte Tal. Der Ring war genau das, was er brauchte, wofür er auf den Roten Turm gestiegen war – ein neuer, mächtiger Sonnenstein, mit dessen Hilfe er ein vollwertiger Erwählter werden konnte. Er würde in die Geistwelt von Aenir eintreten und seine Familie retten können.
    „Nein.“ Milla drehte sich um.
    „Warte!“, krächzte Tal. Er drehte sich ebenfalls um, doch Milla war schneller. Sie war bereits ein paar Spannen weit in den Tunnel vorgedrungen. „Du weißt nicht, wie man ihn benutzen muss! Und du wirst… dich… verlaufen!“
    Milla ging einfach weiter. Sie erinnerte sich wahrscheinlich an die Gabelungen, dachte Tal. Doch er musste den Sonnenstein haben. Später konnte er immer noch einen zweiten beschaffen. Er sah nach unten zu seinem Schattenwächter. Milla würde ihm niemals vergeben, wenn er jetzt seine Hilfe benutzen würde… aber wenn er es nicht tun würde…
    „Schattenwächter, Schattenwächter“, hustete Tal. „Fang das Mädchen so schnell du kannst.“
    Der Schattenwächter schoss unter ihm hervor und wurde lang und dünn, wie der Schatten eines schlanken Riesen. Einer seiner Arme wurde länger und länger und die Hand daran spreizte ihre Finger weit auseinander. Sie fasste um Millas Fußgelenk und griff fest zu.
    Milla fiel sofort auf den Rücken, schoss nach vorn und stach mit einem knöchernen Messer, das aus ihrem Ärmel erschien, nach dem Schattenwächter. Doch das konnte ihn nicht verletzten und er hielt sie weiter fest.
    „Verräter!“, zischte Milla. „Du hast es geschworen!“
    Tal hatte tatsächlich mit seinem eigenen Blut geschworen, dass er einen Sonnenstein für die Far-Raider beschaffen würde. Auf seinem Handgelenk prangte noch eine dreifache Narbe, die das bewies. Doch er hatte nicht geschworen, ihnen den ersten Sonnenstein zu geben, den er fand.
    „Du hast auch etwas geschworen“, sagte er. „Dass du mir helfen würdest, das Schloss zu erreichen. Wir sind noch nicht ganz da. Außerdem ist dieser Sonnenstein nicht richtig eingestellt.“
    Milla zögerte, doch nur eine Sekunde. Dann beschloss sie, dass sie beide dicht genug am Schloss waren. Sie kroch weiter, wobei sie den Schattenwächter mit sich zog.
    „Ich habe dein Leben gerettet!“, keuchte Tal verzweifelt, als Milla keine Anzeichen machte anzuhalten. Der Schattenwächter war nicht stark genug, um sie lange festzuhalten und Tal wollte nicht, dass er ihr wehtat. „Du bist mir etwas schuldig.“
    Milla hielt inne, so als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Tal hatte tatsächlich ihr Leben gerettet, als sein Schattenwächter nach dem Kampf gegen das einäugige Merwin ihre Wunden verschlossen hatte. Natürlich hatte sie auch Tals Leben gerettet, indem sie das Merwin getötet hatte, doch das spielte jetzt keine Rolle.
    „Ich brauche diesen Sonnenstein“, hustete Tal. „Komm mit mir und ich beschaffe dir einen anderen. Wenn ich es nicht innerhalb von vierzehn Schlafzeiten schaffe… gebe ich ihn dir zurück. Für das Schiff… und den Clan.“
    Millas Messer verschwand in ihrem Ärmel. Dann öffnete sie ihre Hand. Tal musste seine Augen vor dem Licht des Sonnensteins schützen, als sie ihm den Ring zuwarf.
    „Vierzehn Schlafzeiten!“, stellte Milla wütend fest. „Aber ich schulde dir nicht länger mein Leben!“
    „Einverstanden“, gab Tal zurück. Er hob den Ring auf und konzentrierte sich auf den Sonnenstein. Er flammte noch einmal auf und wurde dann etwas dunkler, als Tal die Kontrolle darüber gewann. Als der Stein nicht mehr heller war als die Mottenlaterne, steckte sich Tal den Ring über den Mittelfinger. Da er zu groß war, hängte er ihn an die Kette um seinen Hals, neben das Stück schwarzen Steines, das einmal sein Sonnenstein gewesen war.
    Der Sonnenstein an dem Ring war sehr alt, doch da er nur unbenutzt in der Dunkelheit gelegen hatte, hatte er nichts von seiner Kraft verloren. Der Erwählte – das Skelett musste ein Erwählter gewesen sein – hatte ihn noch

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