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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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er nicht zurück.
    Tal blieb noch lange liegen, bis sein Schattenwächter unter ihm hervorkroch und sich an seine Füße schleppte. Der Junge setzte sich erschöpft auf und sah seine Beine an. Der Blitz hatte das Fell und die Beinkleider weggesengt und die bloße Haut freigelegt. An ein paar Stellen hatte er kleine Verbrennungen. Glücklicherweise nichts Ernstes.
    Tal lachte. Noch vor ein paar Tagen hätte er sich wegen dieser winzigen Verbrennungen eine Woche ins Bett gelegt. Jetzt war er schon eher wie die Eiscarls. Die Verbrennungen waren ärgerlich, aber mehr nicht.
    Er stand auf, ging zu dem Wasserbecken hinüber, zog seine Kleider aus und wusch sich so gut wie möglich. Seine Kleider behielt er dicht bei sich, für den Fall, dass Sushin plötzlich wieder auftauchte.
    Er zog gerade seine Hose wieder an, als er Schritte hörte. Schnell warf er sich seinen Mantel über und zog sich auf die andere Seite zurück.
    Doch es war nicht Sushin. Oder es klang zumindest nicht so. Wer immer es auch war, er oder sie hob ihre Füße nicht richtig. Wieder klang es nicht nach schweren Stiefeln.
    Tal war erschrocken, als ein Schatten über den Rand der Grube fiel. Dann entspannte er sich wieder. Es war ein natürlicher Schatten und die Person, die ihn verursachte, stand in der weißen Robe eines Untervölklers dicht dahinter.
    Tal erkannte, dass es eine alte Frau war, doch sie sah ihn nicht an. Sie kniete sich an den Rand der Grube und senkte vorsichtig einen Korb an einer langen, dünnen Leine herunter. Das Seil war so dünn, dass es gerade den Korb tragen konnte, aber keinesfalls Tal. Als der Korb den Boden berührte, ließ sie das Seil noch ein Stück weiter herab, bis der Haken sich lösen konnte. Dann zog sie es schnell wieder nach oben.
    Trockenes Brot, dachte Tal bedrückt. Die Untervölklerin zeigte auf das Brot, murmelte etwas sehr leise und ging schnell davon.
    Erst als sie verschwunden war, wurde Tal klar, was sie gesagt hatte: „Mit den besten Empfehlungen von deinem Großonkel.“
    Tal wartete, bis er keine Schritte mehr hörte. Dann ging er hinüber zum Korb und hob das Tuch, mit dem er abgedeckt war.
    Ein köstliches Aroma stieg auf und Tals Mund war plötzlich nicht mehr trocken. Da lagen ein halber, frisch gebackener Kuchen mit Menahas-Sprossen und zwei Körnerkekse. In einer steinernen Flasche gab es kaltes Süßwasser.
    Obwohl er plötzlich sehr hungrig war, war es nicht das Essen, das Tals Aufmerksamkeit erregte. In einer Ecke des Korbes lag ein Stapel Papier. Die Seiten, die nicht gebunden waren, sahen aus, als hätte man sie aus der Mitte eines Buches gerissen. Tal nahm sie heraus und studierte sie. Es waren nur ein paar Kapitel aus einem größeren Werk. Sie begannen auf Seite 173 und hörten mitten im Satz auf Seite 215 auf.
    Die erste Zeile lautete: „Wie man eine Treppe aus Licht macht.“

 
KAPITEL ACHTZEHN
     
     
     
    Milla wachte an Deck eines Eisschiffs auf. Einen Moment wusste sie nicht genau, wo sie war, doch dann spürte sie den vertrauten Knochenboden unter sich und den Wind in ihren Haaren. Sie hörte das Knirschen der Schiffskufen auf dem Eis.
    Doch irgendetwas war nicht in Ordnung. Sie sah an sich herab und bemerkte, dass sie nicht die Felle trug, die sie normalerweise an Deck tragen würde. Und ihr Merwin-Schwert war verschwunden, ebenso wie ihr Messer und ihr Wurfstern. Wie konnte sie nur so unvorsichtig gewesen und in der falschen Kleidung und unbewaffnet an Deck gegangen sein?
    Auch die Farbe des Sonnensteins am Mast war falsch. Er hatte einen unangenehm grünen Stich, der dem Eis eine ungesunde Farbe verlieh. Und außer ihr war niemand an Deck, was völlig unmöglich war. Es gab immer eine Wache auf Deck…
    Milla sah sich um. Es gab kein offensichtliches Anzeichen, dass ein Feind in der Nähe war und doch spürte sie eine fremde Gegenwart. Langsam griff sie sich an den Kopf, um ihre Maske zu senken. Doch die war ebenfalls nicht da. Verwirrt strich sie mit den Händen durch ihre Haare, die eigenartig lang waren. Keine Maske, keine Waffen, keine Überfelle, lange Haare.
    Der Wind heulte durch die Takelage. Die Segel standen voll im Wind und das Schiff raste über das Eis. Doch Milla war nicht kalt.
    Sie wusste, dass es dafür nur eine einzige Erklärung gab: Sie musste träumen.
    Es hatte keinen Sinn, aus einem Traum aufwachen zu wollen. Wenn ihre Zeit kam, würde sie schon wach werden. Sie holte tief Luft und setzte sich auf ihre Fersen. Dann lehnte sie sich nach vorn und legte ihre

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