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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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weiterzumachen. Er musste den Kodex finden, der ihn zu Gref führen würde.
    Doch er musste immer wieder an Milla denken.
    „Ich musste es tun“, verkündete er laut, um sich selbst zu bestärken. „Ich musste es tun.“
    Je länger er darüber nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, das absolut Richtige getan zu haben und dass Milla nur eine Barbarin war, die nichts begriff.
    Sie hatte kein Recht, ihn zu beschuldigen und zu würgen. Nach allem, was er für sie getan hatte. Sie hatte jetzt einen Sonnenstein! Und sie hatte sogar einen Geistschatten. Damit war sie praktisch eine Erwählte – und das hatte sie Tal zu verdanken. Ihr dummer Eiscarl-Aberglaube war es nicht einmal wert, darüber nachzudenken.
    Er musste sie jetzt als Feindin betrachten. Wenn er sie wiedersehen würde, musste er sie niederstrahlen, bevor sie ihn angreifen konnte.
    Einen Moment später wünschte er, er hätte diesen Gedanken nicht gehabt. Sein Zorn verging und er wurde traurig. Und hungrig.
    Während er sich den Nacken rieb, ging er hinaus in die Sonne. Die Wärme heiterte ihn ein wenig auf. Er rief sich ins Gedächtnis, was er jetzt zu tun hatte: Er musste sich überlegen, wohin er gehen musste und was zu tun war.
    Er musste Milla vergessen und weiter nach dem Kodex suchen.
    Ein großer blauer Flugkäfer mit goldenen Streifen kam herangesummt und Tal wischte ihn sich aus dem Gesicht. Als er das tat, fiel ihm auf, dass sich ein Teil des Schattens des Sturmhirten bewegte. Es war ein Bereich, der dunkler war und die Form eines Jungen hatte. Tal bewegte wieder seine Hand und der Schatten bewegte sich ebenfalls.
    Das hatte man Tal im Lektorium nicht beigebracht. Er ging ein paar Schritte weg und bewegte seine Arme hoch und herunter. Der dunklere Schatten-Junge im Zentrum des Sturmhirten-Schattens bewegte ebenfalls seine Arme auf und nieder.
    Tal ging noch weiter weg, doch der Schattenjunge blieb exakt im Zentrum von Adras‘ Schatten. Er imitierte jede von Tals Bewegungen, folgte ihm aber nicht so, wie es ein richtiger Schatten getan hätte.
    Tal schüttelte den Kopf. Es musste hier noch sehr viel herausfinden und verstehen. Dabei hatte er noch ein paar Monate zuvor geglaubt, dass er eigentlich alles wusste, was man wissen musste. Er hatte geglaubt, dass er geradewegs auf dem Weg zum Schattenmeister war.
    Und jetzt wusste er nur, wie viel er nicht wusste.
    „He Adras!“, rief er. „Ich möchte mit dir reden.“
    Die Wolke zitterte und begann, sich wieder in eine menschliche Form zu verwandeln. Sie wurde dunkler und kleine Blitze leuchteten dort auf, wo die Augen waren. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Sturmhirte seine vollständige Form wieder angenommen hatte. Dann stand er ein paar Spannen von Tal entfernt.
    „Hast du geschlafen?“, fragte Tal.
    „Nein!“, stieß Adras hervor, verriet sich aber, indem er gähnte. Das Gähnen sandte einen Schauer kalter Luft über Tal. „Ich habe aufgepasst.“
    „Ganz bestimmt“, meinte Tal. „Was ist mit Milla und Odris passiert?“
    „Sie sind weggegangen“, gab Adras zurück.
    „Das sehe ich“, sagte Tal. „Aber wohin sind sie gegangen?“
    Adras zuckte mit den Schultern und gähnte noch einmal.
    „Hervorragend“, murmelte Tal. „Du weißt nicht zufällig etwas über den Kodex der Erwählten?“
    „Den was?“ Adras fuchtelte nach dem plötzlich zurückkehrenden Käfer. Seine riesige Hand verfehlte Tal nur knapp, der von dem plötzlichen Luftzug einen Schritt zurückgeworfen wurde.
    „Pass doch auf!“, rief Tal. Er ging ein paar Spannen weg und fragte noch einmal.
    „Der Kodex der Erwählten. Er ist eine Art Buch. Er kann alle möglichen Fragen beantworten. Hast du vielleicht einmal davon gehört? Oder wo er sein könnte?“
    Adras kratzte sich am Kopf. Kleine Blitze zuckten dabei über seinen Schädel. Der Käfer summte um Tals Kopf herum, fast so, als hörte er zu.
    „Nein“, sagte Adras schließlich. „Odris müsste man fragen. Sie weiß eine Menge.“
    „Aber wir wissen nicht, wohin sie gegangen ist“, erklärte Tal. Er musste sich bemühen, nicht aus der Haut zu fahren. „Gibt es hier sonst noch jemanden, der vielleicht meine Fragen beantworten könnte? Gibt es hier irgendjemanden, der mir dabei helfen könnte, den Kodex zu finden?“
    Adras hob eine Hand und stützte sein Kinn darauf. Er dachte angestrengt nach. Der Käfer flog jetzt in der anderen Richtung um Tals Kopf und machte eine Reihe auffälliger Auf- und Abbewegungen, die Tal ignorierte.
    „Ich

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