Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Jahre, dachte Milla. Ein Jahr entsprach einer Umrundung, das wusste sie. Zumindest war es ungefähr so. Sie zählte still die Generationen bis zurück zu Danir. Es passte zusammen. Danir musste ungefähr vor zweitausend Jahren gelebt haben. Doch sie war eine Ahnin der Eiscarls, nicht der Erwählten.
    „Das Gesicht sprach davon, dass der Schleier zur gleichen Zeit geschaffen wurde wie das Vergessen“, sagte Milla. Sie blieb stehen und dachte über die Fragen nach, die sie stellte. „Wer hat den Schleier erschaffen? Und wer hat… wie… wurde das Vergessen bewerkstelligt?“
    „Ich weiß es nicht genau“, gab Odris zurück. Ihre Blitz-
Augen leuchteten hell, das Thema interessierte sie offensichtlich. „Das Volk in deiner Welt – die, die sich jetzt die Erwählten nennen, obwohl sie damals anders hießen – erschuf den Schleier, um die Kreaturen von Aenir aus deiner Welt fern zu halten. Weil wir in eurer Welt immer zu Schatten wurden, war das Abdecken der Sonne die letzte Möglichkeit. Wie auch immer, der Schleier war nur ein Teil des Planes, den zwei verschiedene Arten von Erwählten verfolgten. Die erste Art schuf den Schleier. Die zweite Art schuf das Große Vergessen und band beinahe alle Aenirer an verschiedene Orte, während sie machtlos und schwach wegen des Vergessens waren. Diese Erwählten banden alles und jeden, egal ob wir Schatten in deiner Welt waren oder nicht. Danir gehörte zu dieser zweiten Art der Erwählten, dessen bin ich mir sicher.“
    „Aber was geschah mit ihnen?“, fragte Milla. „Mit denen, die das Vergessen arrangierten und die Bindungen vornahmen?“
    „Als sie ihre Arbeit getan hatten, verließen sie Aenir und kehrten in deine Welt zurück“, sagte Odris. „Eine lange Zeit danach waren noch alle Aenirer an ihre Orte gebunden. In einer Höhle, auf einem Hügel, in einem See oder wo auch immer. Es war sehr langweilig. Dann tauchten die Erwählten wieder auf, befreiten uns und banden einen Teil von uns als Geistschatten. Sie nahmen junge Aenirer als Schattenwächter mit und ein paar Aenirer wurden auch versehentlich befreit. Nur Adras und mich wollte niemand als Geistschatten binden, bis du und dein Freund Tal vorbeikamen…“
    „Er ist nicht mein Freund“, sagte Milla. Sie begann wieder zu gehen. Sie musste über viele Dinge nachdenken. Sie hatte immer gewusst, dass es eine Zeit vor dem Schleier gegeben hatte. Jedoch nicht, dass die Barriere gegen die Sonne erschaffen worden war, um Aenirer fern zu halten. Und doch machte das Sinn. Sie wurden in Millas Welt zu Schatten und wurden von der Dunkelheit enorm geschwächt.
    Das Vergessen und das Binden der Aenirer waren ebenfalls sehr interessant. So etwas hätte das Werk der Cronen sein können und das musste bedeuten, dass diese ,zweite Art von Erwählten‘ in Wirklichkeit Eiscarls gewesen waren.
    Das alles ließ sich zu der schrecklichen Erkenntnis zusammenfassen, dass sich vor zweitausend Jahren die Erwählten und die Eiscarls zusammengetan hatten, um gegen die Bedrohung aus Aenir zu kämpfen. Dann waren sie getrennte Wege gegangen. Doch jetzt schienen die Erwählten alles wieder rückgängig zu machen, was sie sich erkämpft hatten. Sie befreiten Aenirer und nahmen sie mit zurück in die Dunkelwelt, wo sie zu Geistschatten wurden. Und ihr exzessiver Einsatz von Sonnensteinen schwächte die Abwehr, die der Schleier gegen die Geistschatten bot.
    Milla fragte sich, ob die Cronen all das wussten. Wussten sie von Aenir, vom Krieg und der Rolle, die ihre Vorfahren darin gespielt hatten? Wussten sie, was die Erwählten mit den Geistschatten machten und was das für die Eiscarls bedeuten könnte?
    Etwas vor Milla bewegte sich und unterbrach ihre Gedanken. Was auch immer es war, es kam geradewegs auf sie zu. Ohne nachzudenken, warf sie einen der Steine, die sie gesammelt hatte. Er flog zwischen den Bäumen hindurch und traf mit einem lauten, verhängnisvoll klingenden Schlag auf.

 
KAPITEL DREIZEHN
     
     
     
    Milla zog ihr Schwert und näherte sich vorsichtig.
    Eine kleine, pelzige Kreatur lag auf dem Boden, ihr Schädel war offensichtlich von dem Stein zerschlagen worden. Milla stupste vorsichtig mit ihrem Schwert in das Tier. Es hatte das gleiche seltsam dünne Fell auf seinen winzigen Knochen, das sie schon bei den singenden Tieren in den Bäumen gesehen hatte. Vögel hatte Tal sie genannt. Doch dieser Vogel besaß keine Flügel und hatte sich am Boden fortbewegt. Er war blau, bis auf seinen gefleckten, spitzen Schnabel. Der

Weitere Kostenlose Bücher