Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten
wurden langsam zu Träumen.
Er schlief noch, als Wind aufkam und überall um ihn Kuchenfrüchte mit leisen Ploppgeräuschen zu Boden fielen.
Er schlief auch weiter, als etwas am Stamm des Kuchenfrucht-Baumes herunterkroch, an dem er lehnte. Etwas Langes, Schuppiges. Es war flach und dünn und hatte tausende kleiner Beine mit Widerhaken. Sie klapperten leise unter dem Wesen und rissen winzige Stücke aus der Rinde heraus, als sie sich ihren Weg rund um den Stamm bahnten.
Das Wesen hatte zwei Köpfe an der Spitze seines schlangenartigen Körpers. Sie waren von unterschiedlicher Größe. Der kleinere Kopf besaß acht Facettenaugen und zwei gelenkige Fühler, mit denen er alles in Gangrichtung abtastete. Der andere Kopf war zweimal so groß. Er war ein einziger Mund, der im Augenblick geschlossen war.
Das Ding schien keine Eile zu haben. Es bewegte sich unbeirrbar nach unten, bis es genau über Tals Kopf war. Die Fühler seines kleineren Kopfes tasteten die Haare des schlafenden Jungen ab und die Augen glitzerten, als die Kreatur ihn näher betrachtete.
Dann begann sich ihr Mund zu öffnen. Zuerst schien es so, als könnte sich der Schlund nicht weit genug aufklappen, um Tal gefährlich zu werden. Doch der untere Teil des Kopfes öffnete sich weiter und weiter, bis sich der ganze Kiefer am kleineren Kopf vorbei zurück in den Körper der Kreatur geschoben hatte.
Sie hatte keine Zähne, doch ein ekelhafter grüner Speichel begann aus der Kehle zu tropfen.
Das Ding tippelte ein wenig zur Seite, um in eine bessere Position zu gelangen und begann dann langsam, seine Kiefer über Tals Kopf zu senken. Der grüne Speichel lief über Tals Kopf.
KAPITEL ELF
Tal wachte beim Klang eines eigenartigen Rumpelns auf. Die Sonne stand jetzt niedrig am Himmel. Er setzte sich ein wenig auf und kratzte sich am Kopf. Er fühlte etwas Klebriges und zuckte mit den Fingern sofort zurück, um es sich anzusehen.
„Ihhhh!“, rief er und stand auf. Irgendein ekliger Baumsaft oder so etwas war auf seinen Kopf gelaufen, während er geschlafen hatte. Er lief zu der Quelle und wusch sich die Hände. Dann tauchte er seinen Kopf ins Wasser und rubbelte ihn sauber.
Die Oberfläche des kleinen Teiches war um eine gute Handbreit gesunken. Es war nicht schwer festzustellen, weshalb, und auch nicht woher das Rumpeln kam: Adras schwebte schnarchend geradewegs über Tals Kopf. Er hatte so viel Wasser aufgenommen, dass er jetzt wie eine fette Kugel aus Wolken aussah. Weiß und flauschig, ohne jedes Anzeichen der schlanken, herrischen Finsternis eines Sturmes.
„Du bist mir ein schöner Sturmhirte!“, sagte Tal, doch nicht allzu laut. Er konnte Adras nicht vorwerfen, eingeschlafen zu sein. Es ärgerte ihn, dass er selbst eingeschlafen war, wenn sie auch ohnehin nicht früher hätten aufbrechen können.
Glück gehabt, dachte Tal, dass nichts geschehen ist. Aenir war keine Welt, in der man ohne weiteres unbewacht schlief.
Er hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er die furchtbare Kreatur mit zwei Köpfen sah. Sie schlängelte sich nur ein paar Spannen entfernt auf dem Boden auf ihn zu. Ein Rinnsal des grauenhaften grünen Speichels tropfte aus ihrem Mund.
Tal hob die Hand und konzentrierte sich auf den Sonnenstein. Er würde die Kreatur mit dem gnadenlosen roten Strahl der Zerstörung vernichten.
Sein Sonnenstein blitzte rot auf und begann zu leuchten. Doch bevor das Rot vollständig war, blinzelte Tal und senkte die Hand.
Der groteske zweiköpfige Wurm oder die Schlange, oder was auch immer es war, hatte mit Speichel eine Spur in einem bestimmten Muster hinterlassen. Die Kreatur hatte eine ganze Reihe von Buchstaben in den Sand unter den Bäumen geschrieben.
Tal starrte das Geschriebene an. Zuerst konnte er es nicht entziffern. Dann bemerkte er, dass er alles auf dem Kopf betrachtete. Er ging also um die Buchstaben herum, wobei er sorgfältig darauf achtete, genug Abstand zu der zweiköpfigen Schlange einzuhalten, die noch immer weiter schrieb.
Da war wieder der Buchstabe K und ein Pfeil, der nach Osten zeigte. Doch es war auch noch ein Bild dabei. Ein Schlüssel, dachte Tal. Und noch mehr Buchstaben, die H-A-Z-R-O-R ergaben.
„Wer bist du?“, fragte Tal die Schlange. „Wie kannst du durch Kreaturen Kontakt aufnehmen?“
Die Schlange drehte sich und ließ einen weiteren Buchstaben in den Sand tropfen. Tal ging näher heran. Er war neugierig, was das für ein Buchstabe werden würde. Es sah aus wie der
Weitere Kostenlose Bücher