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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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weißglühendem Metall und der Schmerz breitete sich an seinem Hals und Kopf aus. Doch der Kodex hatte ihnen befohlen weiterzugehen, also mussten sie es auch tun.
    Als Adras aus dem Dschungel aufstieg, dachte Tal an Milla. Er hoffte, dass der Kodex ihr gesagt hatte, sie sollte ihn nicht töten.
    Er fühlte einen Anflug von Schuldgefühlen, der schon einmal aufgetaucht und seitdem größer geworden war.
    Tal war noch immer der Meinung, dass er das Richtige getan hatte. Doch jetzt fragte er sich, ob Milla das jemals so sehen würde. Vielleicht war der Schatten auch für sie so, wie es für einen Erwählten wäre, keinen Geistschatten zu haben.
    Vielleicht… vielleicht hatte er sie zu einer Art Eiscarl-Untervölkler gemacht?
    Er hatte tatsächlich ihre Zukunft zerstört, das wurde ihm jetzt klar. Er hingegen hatte lediglich seine Wahl eines Geistschattens aufgegeben.
    Tal war klar, dass sie ihn sicher töten wollen würde. Doch das konnte er nicht zulassen, denn im Augenblick war es wichtiger als alles andere, dass er Gref und seine Familie rettete.
    Egal um welchen Preis.

 
KAPITEL EINUNDZWANZIG
     
     
     
    Der Flug zum Treffpunkt der vier Flüsse kostete Tal und Adras die ganze Nacht. Sie mussten immer wieder landen, damit Tal seine Arme massieren und die Schultern etwas lockern konnte. Schließlich musste Adras Tal tragen, indem er den Jungen der Erwählten in die Arme schloss. Irgendwie war das erniedrigend, doch Tal hatte längst aufgegeben, darüber nachzudenken. Er war nur noch froh, dass es ihm die Schmerzen ersparte.
    Kurz nach Sonnenaufgang sichteten sie den Treffpunkt der vier Flüsse. Zumindest nahm Tal an, dass er es war. Er sah vier Flüsse, die sich, aus Norden, Süden, Osten und Westen kommend, in einem völlig unübersichtlichen Delta aus Schlamm und tausenden Kanälen trafen. Das Ganze machte auf Tal einen absolut verwirrenden Eindruck.
    Wie konnten vier Flüsse alle in ein und dasselbe Kanalsystem fließen? Die vier Deltas müssten eigentlich in einem See enden, doch das taten sie nicht. Mindestens einer der Flüsse müsste in eine andere Richtung fließen. Aber keiner tat es.
    Die Flüsse teilten sich nur in viele kleine Finger, die sich in eine Ebene erstreckten. Eine vollkommen flache Ebene, wie Tal zuerst dachte. Doch dann stieg die Sonne höher und er sah, dass sich genau in der Mitte des Deltas etwas befand.
    Ein Berg, der auf allen Seiten von schmalen Strömen und grasbewachsenen kleinen Inseln umgeben war.
    Nichts von dem, was Tal da sah, ergab einen Sinn. Das Wasser aus den vier Flüssen musste schließlich irgendwo hin fließen. Doch an der Stelle, wo es einen See geben musste, stand der Berg.
    Tal sah weg, blinzelte und sah wieder hin. Doch alles war noch da. Eine riesige Masse grauen Steins mitten in einem wirren Flussdelta.
    Das ist Aenir, dachte Tal. Aenirische Magie.
    „Odris!“, rief Adras. Er wollte schon auf sie zeigen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass er Tal im Arm hatte.
    Tal sah nach unten. Unter ihnen war ein Schiff, das sich recht schnell auf einem der breiteren Kanäle fortbewegte. Es glitzerte in der Morgensonne und Tals geübtes Auge erkannte, dass es Sonnensteine waren. Eine Menge Sonnensteine.
    An Deck sah er einen kleinen Punkt, den er als Milla identifizierte und Odris war höchstwahrscheinlich die Wolke, die um den Mast hing. Noch etwas bewegte sich auf Deck, etwas sehr Kleines. Tal konnte bei der Entfernung nicht sehen, was es war.
    Adras begann abzusteigen. Tal schloss die Augen und versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, das er Milla sagen konnte. Würde es helfen, wenn er sich entschuldigte? Entschuldigten sich Eiscarls überhaupt? Oder würde sie dann noch schlechter über ihn denken?
    Sollte er versuchen, sie mit einem blauen Schockstrahl zu betäuben, bevor sie ihm etwas antun konnte?
    Nicht, dass er wirklich Angst hatte. Er fühlte sich nur furchtbar. So sehr er es auch versuchte, er konnte Milla nicht als jemanden betrachten, dessen Leben ihm gleichgültig war.
    Er spürte einen Ruck, so als wären sie gegen etwas Festes gestoßen und er öffnete die Augen. Doch sie waren nicht gegen etwas gestoßen. Adras stieg nur sehr unvermittelt schnell in die Höhe.
    „Adras!“, rief Tal in einem Anflug plötzlicher Panik. „Was machst du denn? Wir sollten doch landen!“
    „Aufwinde!“, donnerte Adras. „Ein heißer Luftstrom, gegen den ich nicht anfliegen kann. Ich bin nur eine Wolke.“
    „Was?“, rief Tal. Er dachte verzweifelt

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