Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
und Tal schrie, als das Wasser näher und näher kam. Tal konnte gerade noch einmal tief Luft holen. Eine Sekunde später wurde ihm die Luft wieder entrissen, als sie auf der Wasseroberfläche aufschlugen.
    Der Sturmhirte und der Erwählte gingen unter und tauchten tief unter die Oberfläche und bis in den Schlamm des Flussbetts hinein.
    Tal war jetzt nicht nur von Adras‘ Armen gefangen, sondern auch von dem klebrigen Schlamm, der ihn nicht loszulassen schien. Er konnte weder atmen noch etwas sehen. Er ruderte mit Armen und Beinen, um freizukommen.
    Seine Gedanken bestanden nur noch aus Panik. Er wollte nur noch Luft holen. Er musste atmen. Er musste etwas in seine Lungen saugen. Und wenn es Wasser war.

 
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
     
     
     
    Milla und Odris sahen, wie Adras und Tal vielleicht hundert Spannen vor ihnen auf das Wasser aufschlugen. Eine Fontäne, höher als der Schiffsmast, schoss in die Luft.
    Milla lief zum Bug und hielt Ausschau. Als die Wasserfontäne verschwunden war, erwartete sie, dass Tals Kopf aus dem Wasser schießen und er nach Luft schnappen würde. Doch da war nichts weiter zu sehen als die Wellen des Aufschlags.
    Milla zögerte. Sie hatte das Gefühl, sie müsste hineinspringen, dabei konnte sie nicht besonders gut schwimmen. Eiscarls schwammen nicht, es sei denn, sie waren ins Eis eingebrochen. Dann blieben ihnen aber ohnehin nicht mehr als zwei Minuten, um lebend aus dem Wasser zu kommen.
    „Odris!“, rief sie. „Hilf ihnen!“
    „Weshalb?“, fragte Odris. „Adras wird gleich herausfinden, was er zu tun hat. Was für ein Idiot! Als ich den Hagel sah, konnte ich es kaum fassen. Man sollte nicht glauben, dass er der ältere von uns beiden ist, und das auch noch um zweihundert Jahre.“
    „Tal wird ertrinken!“, schrie Milla. „Geh und hilf ihnen!“
    „Er kann nicht unter Wasser leben?“, fragte Odris erschrocken. Sie löste sich sofort vom Mast und schoss über Millas Kopf hinweg. Einen Moment später gab es eine zweite, kleinere Fontäne, als die Sturmhirtin ebenfalls ins Wasser sprang.
    Milla sah besorgt zu. Auch wenn Tal noch so viele Fehler hatte, ertrinken sollte er nicht.
    Ein paar Luftblasen kamen an die Wasseroberfläche, dann erschien ein sehr schwer aussehender Sturmhirte und hielt nur ein paar Spannen über dem Wasser inne. Milla konnte nicht erkennen, wer von den beiden es war, bis die Kreatur ins Wasser griff und eine zweite nach oben zog – mit Tal in den tropfenden Armen.
    Der Junge der Erwählten war vollkommen vom Schlamm bedeckt, war jedoch am Leben, wie Milla am Husten und Spucken hören konnte.
    Asteyrs Boot ging näher an die zerzausten Sturmhirten und ihre menschliche Fracht heran. Adras wollte Tal gerade an Deck ablegen, als Milla schrie: „Warte! Er ist zu dreckig! Wasch ihn zuerst!“
    Adras folgte der Anweisung sofort und tauchte Tal wieder in den Fluss. Der Junge hatte gerade noch Zeit, um „Nein!“ zu schreien, bevor er völlig untergetaucht wurde.
    Als er wieder hochgehoben wurde, hustete er, spuckte Wasser – und war enorm wütend. Auf Deck abgesetzt, versuchte er aufzustehen, um Milla anzuschreien, doch ein Hustenanfall hinderte ihn daran. Zu schwach, um sich aufzurichten versuchte er, von Milla wegzukriechen. Doch er war noch keine Spanne weit gekommen, als sie ihn packte.
    Eine Sekunde dachte er, sie würde ihn über Bord werfen. Dann wurde ihm klar, dass sie ihm helfen wollte, das Wasser über der Reling auszuspucken.
    Und sie schrie ihm keine Todesdrohungen ins Gesicht. Sie sagte ihm nur, er möge vorsichtig sein und sich nicht an Bord übergeben.
    Auch als er kein Wasser mehr hervorbrachte, blieb Tal über der Reling hängen. Er fühlte sich so schlaff und ausgewrungen wie der Wischmopp eines Untervölklers.
    Doch wenigstens war er am Leben. Und Milla hatte nicht versucht, ihn umzubringen. Auch wenn sie sich ziemlich eigenartig verhielt, was die Verunreinigung dieses Schiffes betraf.
    „Also“, sagte Tal. „So sehen wir uns wieder.“
    „Ja“, sagte Milla kühl. „Verräter. Ich habe nichts vergessen. Nichtsdestotrotz habe ich zugestimmt, dir zu helfen, den Kodex zu finden und zurück in die Dunkelwelt zu bringen. Und ich werde zu meinem Volk zurückkehren, um ihnen zu erzählen, was ich über Aenir und den Leichtsinn der Erwählten gelernt habe. Danach werde ich mich dem Eis überlassen.“
    „Was?“, fragte Tal. „Was meinst du mit Leichtsinn der Erwählten?“
    „Tu nicht so, als wüsstest du es nicht“, sagte Milla

Weitere Kostenlose Bücher