Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten
darüber nach, was er tun konnte. Sie stiegen so schnell auf, dass er ohnmächtig zu werden drohte. Sie mussten bereits tausende von Spannen hoch sein, so hoch wie die Sieben Türme in der Dunkelwelt. Viel zu hoch, um eine Treppe aus Licht zu bauen.
„Wie kommen wir nach unten?“, rief er.
„Wenn die Luft abkühlt, werden wir fallen“, brüllte Adras. „Hab Geduld!“
„Aber ich bekomme keine Luft mehr!“, keuchte Tal.
Adras schwieg. Tal war bereits aufgefallen, dass sein neuer Begleiter Schwierigkeiten hatte, wenn es darum ging, sich in die Lebensweise anderer Wesen hineinzudenken – oder überhaupt über etwas vollkommen Neues nachzudenken.
Kühle Luft, dachte er. Irgendwie musste er die Luft abkühlen. Aber wie? Er konnte sie mit seinem Sonnenstein erhitzen, aber nicht abkühlen.
Dann kam ihm ein Geistesblitz.
„Adras!“, rief er. Der Schrei verbrauchte fast seinen ganzen Atem und seine nächsten Worte waren nur noch ein Flüstern. „Regen! Regen wird die Luft abkühlen!“
„Was?“
„Regen!“
„Ah! Regen!“, bellte Adras. Er schwang seine Arme so schnell nach vorn, dass Tal befürchtete, davonzufliegen. Doch Adras hob ihn damit nur aus dem Weg. Der Rest seines Wolkenkörpers bebte und zitterte, breitete sich zu einer breiten, runden Form aus und wurde noch bauschiger.
Die Wolke wurde schwärzer. Tal drehte sich zur Seite, damit er besser sehen konnte. Schon jetzt roch er den frischen Geruch von Regen und die Temperatur sank um mehrere Grade.
Dann war in dem Sturmhirten ein gefährliches Grollen zu hören und es wurde noch kälter. Tal sah ein paar weiße Stellen in der dunklen Wolke erscheinen. Dann begannen große Eisbrocken hinunterzufallen.
Sehr große Eisbrocken. Gigantische Hagelkörner so groß wie Tals Kopf. Manche fielen in einem steilen Winkel seitlich weg und ein paar davon verfehlten Tal nur knapp, als er sich in den Armen des Sturmhirten wand.
Dank der Hagelbrocken fiel die Temperatur fast bis an den Gefrierpunkt. Der Sturmhirte sank jetzt wieder, wenn auch langsam.
„Ich habe Regen gesagt“, rief Tal, als sie schneller und schneller fielen. „Milla ist irgendwo dort unten, du Idiot! Sie könnte von einem Hagelkorn erschlagen werden!“
Dann zeigte die abgekühlte Luft ihre volle Wirkung und sowohl der Sturmhirte als auch Tal stürzten in der gleichen Geschwindigkeit wie die Hagelkörner hinunter.
„Tut mir Leeeeeeiiiiiiid!“, grollte Adras.
„Langsamer!“, schrie Tal. Doch seine Stimme ging im Tosen des Abstiegs unter. Jetzt zitterte er unkontrolliert und der eiskalte Wind ließ die Temperatur noch weiter sinken. Tal fror so sehr, wie er draußen auf dem Eis gefroren hatte.
Doch jetzt hatte er einen Sonnenstein, dachte Tal. Sogar ein paar davon. Er hatte bislang noch keine Zeit gehabt, Hazrors Steine zu untersuchen und er würde sicher nicht damit beginnen, solange er wie ein Stein vom Himmel fiel.
Tal streckte die Hand aus. Seine Finger waren bereits blau und er konnte sie kaum noch spüren. Doch der Sonnenstein glitzerte an dem Ring. Er konzentrierte sich darauf und brachte den Stein dazu, eine wohlige Wärme um seinen Körper zu produzieren.
Zuerst dachte er, er hätte es nicht geschafft. Dabei war es eine der einfachsten Übungen, die jeder Erwählte mit einem Sonnenstein bewerkstelligen konnte.
Dann erkannte er, dass er die Hitze nur nicht spürte, weil die Kälte so intensiv gewesen war. Er musste den Sonnenstein dazu bringen, mehr Hitze zu produzieren.
Er konzentrierte sich noch einmal und spürte sogleich eine Hitzewelle von dem Sonnenstein ausgehen, die ihn einhüllte. Auch Adras bekam etwas davon ab.
Sie stürzten noch immer beinahe senkrecht nach unten. Tal riskierte einen Blick, doch seine Augen füllten sich wegen des Fallwinds sofort mit Tränen. Dennoch sah er, dass der Fluss sehr nahe war.
Tal befahl dem Sonnenstein, noch mehr Hitze zu erzeugen, doch die Hitzemenge war beschränkt, da er irgendwann den Ring zu sehr erhitzen und sich den Finger verbrennen würde. Wellen heißer Luft gingen von dem Ring aus, doch das genügte nicht gegen die Kälte.
„Feeeeeeesthaaaalten!“, brüllte Adras und richtete sich schlagartig nach vorn auf. Ihr senkrechter Fall verwandelte sich in einen langen Gleitflug. Sie verloren zwar noch immer an Höhe, doch es gab eine kleine Möglichkeit, dass sie hochsteigen konnten, bevor sie in einen der Kanäle oder auf einer der schlammigen Inseln aufschlagen würden.
Doch sie stiegen nicht hoch.
Adras brüllte
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