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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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besetzt, die in der Sonne glitzerten.
    Milla kniete sich unwillkürlich auf dem Stamm nieder. Sie kannte dieses Schiff aus den Geschichten, die die Cronen erzählten, wenn der ganze Clan im Rumpf des Schiffes zusammensaß, während draußen die Winterstürme über das fest verankerte Schiff hinwegheulten.
    Das war Asteyrs Schiff. Asteyr, die Mutter von Danir, Susir und Grettir, die wiederum die Mütter aller Clans waren. Doch in den Geschichten der Cronen reiste das Orskir von Asteyr auf dem Eis. Was machte es hier auf einem Fluss in Aenir im Besitz einer Echse?
    „Asteyrs Schiff“, krächzte Milla. „Wie… wie ist dein Volk an dieses Schiff gekommen?“
    „Ja, ja“, gab Zicka mit zuckender Zunge zurück. „Es war Asteyrs Schiff vor langer Zeit. Wir verrichteten einen Dienst für sie, doch das Schiff wurde uns später von ihrer Tochter Danir überlassen. Daher haben wir der Bitte des Kodex um Hilfe zugestimmt – um einer Tochter von Danir zu helfen.“
    „Was für ein Dienst?“, fragte Milla, die noch immer das Schiff anstarrte. „Was habt ihr getan?“
    „Ich darf es nicht sagen. Nicht einmal einer Tochter von Danir“, sagte Zicka. „Es ist ein Geheimnis unseres Volkes. Ich darf ohne die Erlaubnis des Allwissenden Kurshken nicht darüber reden.“
    Das berühmte Schiff war bis zu dem Stamm herangedriftet. Zicka sprang hoch, griff nach der Reling und sprang an Bord. Milla kletterte voller Ehrfurcht hinauf und ging an Deck.
    Das Schiff war vollkommen trocken; es gab keinerlei Pfützen oder sonstige Anzeichen dafür, dass es unter Wasser gelegen hatte. Milla stand in der Nähe des Buges und eine seltsame Ehrfurcht hielt sie davon ab weiterzugehen. Sie wollte nicht dort gehen, wo Asteyr und Danir einst gegangen waren. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie ihre Stiefel vorher reinigen.
    Odris schwebte über ihr und ließ sich um den Mast nieder, als wäre sie ein Segel. Es gab kein Segel, keine Masten oder irgendeine Takelage, wie Milla eigentlich bei einem Eisschiff vermutet hätte. Es gab auch kein Steuerrad oder Ruder. Und doch schwenkte sich das Schiff auf den Fluss und begann Fahrt aufzunehmen.
    „Wohin fahren wir?“, fragte Milla. Doch Zicka war zum Heck gegangen und hörte sie nicht. Zögernd – fast auf Zehenspitzen – ging Milla zu ihm, wobei sie sich in der Nähe der Reling hielt.
    „Wohin fahren wir?“, fragte sie noch einmal.
    „Zum Treffpunkt der vier Flüsse“, sagte Zicka. „In der Nähe des Berges des kalten Steins. Der Erwählte Tal müsste auch dort sein und es sollte ihm gut gehen.“

 
KAPITEL ZWANZIG
     
     
     
    Tals Schultergelenke taten so weh, dass er schon lange landen wollte, bevor Adras müde wurde, ihn zu tragen. Sie waren schon weit von Hazrors Versteck in den Sanddünen entfernt. Die Landschaft unter ihnen war jetzt ein Dschungel – ein grünes Dach, nur hier und da von höheren Bäumen durchbrochen.
    Im Licht der Sterne sah das Dach eher schwarz als grün aus. Es erinnerte Tal an den Schleier und die Sieben Türme, was ihn etwas tröstete. Doch es war ein Ort, an dem man nur schwer landen konnte. Tal dachte ein paar Mal, er würde eine Lichtung sehen, doch es war jedes Mal nur eine Täuschung des Lichtes und es handelte sich nur um Vertiefungen in dem Dach.
    Irgendwann als Tal dachte, ihm würden die Arme abfallen, sah er endlich eine große Fläche, die eine Lichtung sein musste.
    Obwohl Adras ihn sanft absetzte, fiel Tal dennoch hin. Alle seine Muskeln taten ihm weh, nicht nur die Schultergelenke. Dennoch zwang er sich, vom Boden aus nassen Blättern aufzustehen. Sie hatten keine Zeit, sich auszuruhen. Jetzt, wo er die Flöte hatte, fühlte er sich dem Kodex näher denn je. Doch das vergrößerte nur seine Ungeduld. Was sollte er tun, wenn er zwar den Kodex finden und in Erfahrung bringen könnte, wer Gref festhielt, es aber zu spät war?
    Tal stand auf und sah sich um. Er beleuchtete die Umgebung mit seinem Sonnenstein.
    Er befand sich in einer Lichtung, doch die abgefallenen Blätter, die den Boden bedeckten, waren knietief. Überall wuchsen Büsche und Farne so hoch wie er selbst, doch keine der gewaltigen, rankenbewachsenen Bäume, die den eigentlichen Dschungel bildeten.
    „Hier gefällt es mir“, polterte Adras unvermittelt und Tal zuckte zusammen. „Viel Luftfeuchtigkeit. Ahhh!“
    Tal gefiel es weniger. Unzählige Dinge bewegten sich in der Dunkelheit. Er hörte es rascheln, knacken und rutschen oder gleiten. Doch jedes Mal wenn er den Lichtstrahl

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