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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gref… Ebbitt… mein Volk braucht den Kodex. Was auch immer vor sich geht, auch die Eiscarls leiden darunter. Einer von uns muss zurückkehren.“
    Was auch immer Tal gesagt hatte, es zeigte Wirkung. Milla nickte entschlossen und legte sich neben den Kodex. Sie legte eine Hand flach darauf und ihren Sonnenstein auf ihre Brust.
    Tal warf einen schnellen Blick auf die näher kommenden Feinde und beugte sich zu Milla hinunter. Er hob seinen Sonnenstein und begann, den ,Weg zum Schloss‘ zu sprechen. Milla verdrängte das Donnergrollen, die entfernten Schreie und das Brüllen ihrer Verfolger. Sie konzentrierte sich ganz auf Tals Worte. Plötzlich sah sie, wie Farben aus ihrem Sonnenstein hervorquollen und sich über ihr Gesicht legten. Wie bei ihrem letzten Übertritt riefen die Farben jeweils ein anderes Gefühl auf ihrer Haut hervor.
    Tals Gesicht wurde undeutlich, als sich die Farben ausbreiteten. Der Himmel veränderte seine Farbe. Doch bevor der Himmel endgültig verschwomm, hörte Milla Odris unter Tals Worten etwas schreien. „Adras! Ich gehe!“
    Die Sturmhirtin stürzte schneller als ein Stein zu Boden. Sie streckte eine ihrer Wolkenhände aus. Milla spürte, wie Odris sie berührte, kurz bevor die Farben heller wurden und sich in einen vollständigen Regenbogen verwandelten.
    Milla blinzelte und war verschwunden.
    Tal stand auf. Milla und der Kodex waren fort. Sie waren wieder im Schloss, zurück in der Dunkelwelt. Und Odris war mit ihnen gegangen.
    Adras war noch da und feuerte wie besessen Blitze auf die Wespenwyrms ab. Doch während der Sturmhirte die fliegenden Kreaturen zurückdrängte, waren alle anderen Verfolger bereits auf halbem Weg den anderen Hügel hinab.
    Tal verspürte ein beinahe überwältigendes Bedürfnis davonzulaufen. Heerscharen furchtbarer Kreaturen liefen auf ihn zu. Sie würden in einer Minute oder noch schneller am Steinkreis sein. Wenn er sich hinlegen und versuchen würde, sich in die Dunkelwelt zu senden, wären sie vielleicht bei ihm, bevor der Zauberspruch vollendet war.
    Doch sie würden ihn ganz sicher einholen, wenn er zu Fuß ging.
    „Adras!“, schrie Tal, als er sich flach hinlegte. „Komm so tief wie möglich herunter, so tief wie du kannst!“
    Tal bemerkte, dass er zitterte. Er war unfähig, seine Hand ruhig auf seine Brust zu legen. Er starrte den Sonnenstein an seinem Finger an, versuchte aber gar nicht erst, ihn abzunehmen. Er wusste, dass er ihn dann fallen lassen würde.
    Sofort begann er, den ,Weg zum Schloss‘ aufzusagen. Rotes Licht ergoss sich aus seinem Sonnenstein, während er sprach. Das Licht floss wie Wasser über seine Brust und hinunter zu seinen Beinen.
    Der Donner hatte aufgehört und Tal konnte Schreie, Geheul und Gekreische hören, die sein Herz schneller schlagen ließen, als er es bei einem Menschen je für möglich gehalten hätte. All seine Schmerzen und Beschwerden waren vergessen. Jeder Teil seines Verstandes konzentrierte sich auf den Sonnenstein und den Rückweg.
    Tal sprach schneller und fügte die anderen Farben hinzu. Er befürchtete, er könnte die Farben verwechseln und sonst wo landen. Aber noch mehr Angst hatte er vor den Kreaturen, die vielleicht schon jetzt über seinem wehrlosen Körper geiferten.
    Der Regenbogen begann Form anzunehmen. Durch das wabernde Licht sah Tal, wie Adras mit einem ausgestreckten Arm zu ihm herunterstürzte. Sie würden nicht übertreten können, bevor der Sturmhirte ihn berührte, denn Adras hatte Tals Schatten. Er war wie ein Anker, der ihn in Aenir festhalten konnte.
    Als Adras herunterzischte, sah Tal einen Wespenwyrm heranfliegen. Der Sturmhirte und das Monster trafen direkt über ihm aufeinander. Adras griff nach unten, um Tal mit einer Hand zu berühren. Mit der anderen versetzte er dem Wespenwyrm einen Hieb. Im selben Moment verspritzte der Wespenwyrm Säure aus seinem Stachel.
    Licht in allen Regenbogenfarben blitzte auf. Tal und Adras waren verschwunden.

 
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
     
     
     
    Tal kam schreiend in der Dunkelwelt an. Säure fraß sich in sein Bein. Er fuhr hoch, um sich die Verletzung anzusehen und schlug mit dem Kopf gegen den Sargdeckel. Er hatte vergessen, dass er seinen Körper im Mausoleum der Erwählten zurückgelassen hatte. Es war ihnen als der sicherste Ort erschienen.
    Angesichts der Säureverätzung am Bein und seines am Deckel angeschlagenen Kopfes erschien Tal der Sarg als denkbar ungünstiger Ort. Und wie immer nach einer Rückkehr aus Aenir fühlte sich sein

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