Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
helfen sollte. Der Geistschatten würde sich herausziehen und Crow niederschlagen. Dann würde er Tal und Adras töten.
    „Lass das Seil los!“
    Tal schüttelte den Kopf. Doch das hatte in etwa denselben Effekt. Er verlor die Konzentration und das Seil begann durchsichtig zu werden. Tal warf Adras einen Blick zu und machte sich für eine schnelle Flucht bereit.
    Seltsamerweise zog der Hüter seinen Kopf nicht aus dem Beutel. Stattdessen glitt er sogar noch weiter hinein. Crow hielt die Tasche offen, bis der ganze Geistschatten darin war, zog sie dann an zwei Seilen zu und hängte sie ans Ende der Stange.
    „Schade, das war der letzte“, sagte er, setzte sich rittlings auf die Stange und klatschte sich den imaginären Staub aus den Handflächen, so als hätte er gute Arbeit geleistet.
    „Der letzte wovon?“, fragte Tal und starrte den Beutel an.
    „Schattensack“, erwiderte Tal. „Wir hatten nur drei davon. Jarnil fand sie vor ein paar Jahren. Ich weiß nicht, wo. Er wollte es nicht sagen.“
    „Kann er da wieder herauskommen?“
    „Nur, wenn ihn jemand herauslässt. Jemand Natürliches. Schatten können das goldene Metall nicht berühren. Wusstest du das nicht? Ich dachte, du hast all das im Lektorium gelernt.“
    „Nein“, sagte Tal. „Mir fallen erst jetzt all die Dinge auf, die ich im Lektorium nicht gelernt habe.“
    „Wir machen uns besser wieder auf den Weg“, sagte Crow. „Das war ein ziemlich lauter Kampf.“
    Er begann, auf die nächste Stange zu klettern. Tal sah zu Adras hinüber.
    „Alles in Ordnung?“
    „Ha!“, donnerte Adras. „Ich hätte gewonnen! Er war ein Schwächling.“
    „Ich glaube das bedeutet wohl eher, dass du schwach bist“, sagte Tal. In der Schulter seines Geistschattens waren ein paar Löcher, die ihn aber nicht sonderlich zu stören schienen. Außerdem wusste Tal, dass sich Geistschatten in der Sonne sehr schnell regenerierten. „Los, weiter.“
    Crow war auf der Stange stehen geblieben und griff in das Netz, um seine Taschen mit Sonnensteinen zu füllen. Doch er hatte sich gerade mal eine Hand voll geholt, da ließ er sie auch schon wieder ärgerlich fallen.
    „Das sind ja gar keine Sonnensteine!“, rief er wütend.
    Tal kletterte zu ihm hoch und nahm ebenfalls ein paar Steine aus dem Netz. Es waren glänzende, schwarze Steine, die nur ganz leicht in ihrem Innern leuchteten.
    „Sonnensamen“, sagte Tal. Er verschwieg Crow, dass er sie selbst noch nie zuvor gesehen hatte. „Juwelen aus Aenir. Sie müssen die fertigen Sonnensteine erst kürzlich geerntet und diese hier zum Wachsen hinausgebracht haben.“
    „Was für ein Glück für mich“, brummte Crow. „Lass uns hoffen, dass wenigstens der Schlüsselstein noch hier ist.“
    Er begann wieder zu klettern, dieses Mal noch schneller als zuvor.
    „Man könnte denken, das hier ist ein Wettrennen“, beschwerte Tal sich. Dann dachte er, dass es möglicherweise eines war. Er wusste nicht, was Crow wirklich hier oben wollte. Oder wofür er sich wirklich bereit erklärt hatte.
    „Eine Bindung ohne Blut ist keine gute Bindung“, murmelte Tal. Er griff nach oben zur nächsten Stange und zog sich hoch. „Adras! Hilf mir!“
    Der Weg auf den Turm war unerwartet lang – das Bauwerk war über dem Schleier beinahe noch einmal so hoch. Mit Adras’ Hilfe holte Tal Crow bald ein, doch die Nacht war hereingebrochen, bevor die Turmspitze in erreichbare Nähe kam.
    Ein paar Mal waren sie in Versuchung geraten, auf einen der Balkone zu steigen und für den Rest des Weges die Treppe zu benutzen, doch die Vorsicht hatte die Oberhand behalten. Also blieben sie außen am Turm, bei den Bronzestangen und den Netzen aus geflochtenem Gold mit ihren Sonnensamen. Immer wieder holte sich Crow ein paar davon, um nachzusehen, ob ein richtiger Sonnenstein dabei war – er fand aber keinen.
    Irgendwann kamen sie an die letzte Bronzestange. Sie war vielleicht halb so weit vom obersten Steg entfernt, wie Tal groß war. Sie konnten die Spitze des Turmes, umgeben von einer Krone aus fernen Sternen, in nicht allzu weiter Entfernung sehen. Es drang noch immer Licht ins Freie, jedoch nicht mehr die hellen roten Strahlen der unteren Fenster – es war vielmehr ein gedämpftes, eher pinkfarbenes Leuchten.
    Der Turm war hier oben schlanker geworden. Sein Durchmesser betrug nur noch wenig mehr als vierzig Spannen. Tal und Crow saßen auf der Stange und horchten angestrengt in der Hoffnung, etwas aus dem Raum über ihnen zu hören. Doch außer dem

Weitere Kostenlose Bücher