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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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knallen zu lassen. Odris hingegen ließ Millas Füße von Zeit zu Zeit auf dem Boden schleifen.
    Nach mindestens zwanzig weiteren Biegungen des immer steiler werdenden Korridors wurde Tal schwindlig. Seine Seitenstiche waren zwar verschwunden, aber der Schwindel war mindestens ebenso schlimm. Wenn sie so weitermachten, würde er nicht in der Verfassung sein, sich Sushin zu stellen. Er würde nicht einmal geradeaus sehen, geschweige denn Lichtmagie einsetzen können.
    „Halt!“, rief er. „Wir müssen ganz in der Nähe sein!“
    Die Geistschatten wurden langsamer und ließen ihre Passagiere los. Tal stolperte ein paar Sekunden lang herum und schüttelte den Kopf, bis der Schwindel verflogen war.
    „Es kann nicht mehr weit sein“, sagte Tal noch einmal. Er warf einen Blick auf seinen Sonnenstein. „Neunzehn Minuten. Wir haben noch zehn Minuten, bis der Schleier ausfällt.“
    „Wir sollten einen Plan machen“, sagte Milla. „Was ist, wenn Sushin freie Geistschatten bei sich hat?“
    Tal nickte. Er hatte am Roten Turm über dem Schleier schon viele freie Schatten gesehen, die als Vorhut für eine größere Streitmacht aus Aenir herübergebracht worden waren.
    „Ich glaube, wir sollten uns eher auf Sushin konzentrieren“, sagte er. „Wir müssen ihn angreifen, denn er ist der derjenige, der den Violetten Schlüsselstein benutzen kann. Adras und Odris können versuchen, uns die freien Schatten vom Hals zu halten.“
    „Mir fällt kein besserer Plan ein“, sagte Milla. „Wir müssen darauf bauen, dass das Schicksal uns hilft und unerschrocken und tapfer sein.“
    Sie streckte eine Hand aus, drehte ihr Handgelenk nach oben und entblößte die Narben ihres gemeinsamen Schwures.
    „Wir haben viele Gelübde gefasst“, sagte sie. „Lass und noch eines hinzufügen. Eines ohne Blut, denn dafür ist ohnehin keine Zeit. Lass uns zusammenstehen, um unsere Welt zu retten.“
    Tal hielt ebenfalls sein Handgelenk hoch, das ähnliche Narben trug, und legte es auf Millas.
    „Gemeinsam, um die Welt zu retten. Wir werden Sushin und Sharrakor besiegen!“
    Tal und Milla sahen sich eine volle Sekunde tief in die Augen und beide erkannten einen Teil von sich im Blick des anderen. Irgendwie war der Erwählte beinahe zum Eiscarl geworden und das Eiscarl-Mädchen zur Erwählten. Imperator und Kriegsführerin, eine Mischung aus dem Besten den beiden Völker.
    Dann trennten sie sich und liefen den Korridor hinauf, die Geistschatten an den Fersen. Zwei Menschen aus der Dunkelwelt, die gemeinsam nach oben liefen, um sich dem Feind zu stellen. Dem Feind allen Lebens unter dem Schleier.

 
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
     
     
     
    Der Schleiersaal ähnelte dem Raum oben auf dem Roten Turm, er war nur größer und eindrucksvoller. Er hatte vier breite, bogenförmige Fenster, die den Blick auf den blauen Himmel und Sonnenschein freigaben. Der Boden war hier nicht gekachelt, aber voller Sonnensteine, deren violettes Licht sich mit dem goldenen Sonnenschein mischte.
    Tal und Milla waren schneller dort, als sie erwartet hatten – der Korridor hatte noch eine letzte steile Biegung und war dann in den Saal übergegangen. Sie duckten sich, als sie die Ecke sahen und spähten über den Rand der Rampe.
    Es gab keinen Baum voller Glocken wie im Roten Turm, aber in der Mitte des Saales stand ein ähnlicher Pyramidenstumpf wie dort. Einige Teile des Pyramidenstumpfes leuchteten wie ein Sonnenstein in unterschiedlichen Farben. Erschrocken stellte Tal fest, dass der gesamte Pyramidenstumpf in Wirklichkeit aus einem einzigen riesigen Sonnenstein gehauen war, der einen Durchmesser von drei oder mehr Spannen gehabt haben musste. Er wusste nicht einmal, wie man einen Sonnenstein überhaupt bearbeiten konnte – und schon gar nicht in der Form einer Pyramide.
    Während Tal hinsah, fiel ihm auf, dass das waagerechte Band aus gelbem Licht in der Pyramide langsam dunkler wurde. Mit Entsetzen erkannte er, dass mehr als die Hälfte des Sonnensteins bereits nicht mehr leuchtete. Fünf verschiedene Farbbänder vom Sockel bis zur Mitte des Stumpfes waren schon dunkel und nur zwei leuchteten noch. Orange und Rot.
    Dann sah Tal Sushin. Der fette Erwählte stand auf der anderen Seite des Pyramidenstumpfs und hielt den Violetten Schlüsselstein in der Hand. Er schickte violette Strahlen in die Pyramide, von denen Tal instinktiv wusste, dass sie den Schleier ausschalteten – nein, wie hatte der Kodex es genannt? Ihn abstellten.
    Sushins Geistschatten, ein Monster mit

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