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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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das ist der Schleier“, gab Tal zurück. „Adras und Odris, haltet euch aneinander fest und dann an uns. Milla, nimm meine Hand. Wir müssen ohne Pause durchgehen, ich taste mich mit der Hand an der Innenwand entlang.“
    Alle vier fassten sich an die Hände und Tal tastete nach der Wand.
    „Was ist, wenn im Schleier eine Falle auf uns lauert?“, fragte Milla misstrauisch.
    Tal schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube nicht, dass man im Schleier irgendetwas bewerkstelligen kann. Er nimmt nicht nur das Licht, sondern auch die Luft. Es ist eigenartig. Man kann sich nicht lange genug darin aufhalten, um eine Falle aufzustellen.“
    Tal holte tief Luft und Milla tat es ihm nach. Dann tauchten sie gemeinsam mit ihren Geistschatten in die vollkommene Dunkelheit ein.
    Mit dem Licht verschwand auch jedwedes Geräusch. Sogar Millas Berührung an Tals Hand erschien ihm fern und irreal. Unter seiner anderen Hand spürte er den rauen Stein, doch auch dieses Gefühl war schwach. Man konnte sich leicht im Schleier verirren, bis einem der Atem ausging.
    Für Milla war es noch schlimmer. Sie kannte zwar die Dunkelheit auf dem Eis, doch das war etwas anderes. Diese Dunkelheit war nicht kalt, doch sie entzog ihr gleichzeitig Wärme und Energie und ließ sie zittern, was ihr sonst eigentlich nie passierte, wenn es kälter wurde. Außerdem dauerte der Gang durch den Schleier nun schon um einiges länger, als Tal angekündigt hatte. Sie konnte zwar seine Hand spüren, aber nicht die ihres Geistschattens. Und sogar Tals Hand fühlte sich irgendwie seltsam und unmenschlich an. Der Schleier raubte ihr den Atem und sie war sicher, dass sie niemals mehr das Licht sehen würde…
    Als sie durch den Schleier in einen von Sonnensteinen erleuchteten Korridor traten, der sich vor ihnen nach oben wand, stöhnte Milla erleichtert auf und warf Tal einen kurzen Blick zu, um zu sehen, ob er dieses kleine Zeichen der Schwäche bemerkt hatte. Aber Tal keuchte selbst und hatte keine Notiz davon genommen.
    „Das war übel“, sagte Odris. „Ich glaube nicht, dass ich da allein durchgehen würde.“
    „Ich bin schon dreimal hindurchgegangen“, sagte Adras stolz.
    „Lasst uns hoffen, dass der Schleier noch da ist, wenn wir wiederkommen“, sagte Tal grimmig. Er begann zu laufen und das Stechen in der Seite kehrte sofort wieder zurück.
    „Werden Crow und Malen es durch den Schleier schaffen?“, fragte Milla.
    „Crow hat es schon einmal geschafft“, sagte Tal, obwohl es ihn ein paar Sekunden kostete, den Atem für diese Antwort zu sammeln. „Er kann Malen helfen. Sie könnten auch auf Ebbitt warten.“
    Tal schaute auf seinen Sonnenstein, um zu sehen, wie viel Zeit vergangen war.
    „Vierzehn Minuten sind vorbei“, sagte er. „Aber wir müssten schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt haben.“
    Sie begannen jetzt wieder zu laufen. Über dem Schleier gab es zwar auch ein paar Türen rechts und links, aber sie waren nicht durchsichtig. Die Türen bestanden entweder aus goldenem Metall oder aus etwas, das wie Holz aussah.
    Tals Seitenstiche wurden schlimmer und peinigten ihn immer mehr. Irgendwann musste er stehen bleiben und sich vornüber beugen. Er fiel beinahe um vor Erschöpfung.
    „Ich werde weitergehen“, rief Milla, aber Tal packte sie am Ärmel.
    „Nein“, keuchte er. „Sushin ist zu mächtig… und wenn Sharrakor da ist… Adras, kannst du mich bitte tragen?“
    „Siehst du, er denkt, ich bin sein Diener“, brummte Adras.
    „Ich habe bitte gesagt“, hustete Tal.
    „Er hat wirklich bitte gesagt“, bestätigte Odris. „Soll ich dich auch tragen, Milla?“
    Milla runzelte einen Moment die Stirn und nickte schließlich.
    „Ja“, sagte sie. „Darauf hätten wir früher kommen müssen. Der Korridor ist hoch genug und wir wären um einiges schneller.“
    „Ich kann nicht allzu schnell gehen“, sagte Odris. Ihrem Tonfall nach schien sie ihr Angebot bereits zu bereuen. „Ich werde auch müde, weißt du.“
    Milla und Tal hielten ihre Arme hoch und spürten das kühle Schattenfleisch um ihre Handgelenke, als die beiden Geistschatten zupackten. Im vollen, klaren Licht des Korridors waren Adras und Odris stark und so hoben sie den Erwählten und das Eiscarl-Mädchen mit Leichtigkeit an und kamen schnell um die nächste Kurve.
    Es ging jetzt viel schneller voran, als die beiden Menschen jemals hätten laufen können, wobei Adras allerdings dazu tendierte, die Kurven zu schneiden und Tal alle zehn Spannen gegen die Wand

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