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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Malen…“
    Dann verließen ihn seine Kräfte und er konnte nicht weitersprechen.

 
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
     
     
     
    Tals Worte waren noch nicht im Saal verhallt, da feuerte Sushin eine Kugel aus leuchtendem Violett auf Crow ab. Gleichzeitig erfüllte Malens Stimme die Luft. Es war eine zögernde, unsichere Stimme, die das Gebet von Asteyr sprach.
    Crow sprang zur Seite und die violette Kugel flog an ihm vorbei. Sie traf die Wand zwischen zwei Fenstern, durchschlug sie in einer Explosion und verschwand draußen im Freien, gefolgt von einer Wolke aus Steinsplittern und Staub.
    Die Wirkung von Malens Worten war mindestens ebenso spektakulär. Sushin erstarrte mit offenem Mund und ausgestreckter Hand. Dann erschien sein ganzer Körper plötzlich wie ein unscharfes Bild. Man sah seine menschliche Form und gleichzeitig eine dunkle Kopie, die sich von ihm trennte und einen Augenblick später neben der menschlichen Version stand.
    Es war der Schatten, der die Haut verließ, die ihn versteckt hatte. Als der Schatten draußen war, veränderte er die Form und wuchs, wurde immer größer und bedrohlicher. Langsam nahm er eine Gestalt an, die Tal schon einmal gesehen hatte.
    Ein Monster. Ein Drache. Sharrakor höchst selbst.
    Als er sich endgültig aus seinem menschlichen Körper gelöst hatte, reichte er vom Boden bis zur Decke. Er hatte einen langen, mit Stacheln besetzten Kopf und ein Maul mit vielen spitzen Zähnen, das Tal mit einem Happen hätte verschlingen können. Seine Flügel hatte er zusammengefaltet, denn sie hätten ohnehin nicht in den Saal gepasst. Er hatte einen langen Schwanz, der in einem Knochen von der Form eines Schlachterbeils endete.
    „Nicht einmal Asteyr selbst konnte mich allein binden“, brüllte Sharrakor. „Wie willst du schaffen, was ihr nicht gelang, und wofür sie starb? Ich sehe Danir, Susir und Grettir nicht, die kommen, um ihr Werk zu vollenden!“
    Die Stimme des Schattendrachens übertönte einen Moment Malens Singsang und Tal dachte, sie hätte aufgehört. Doch dann war ihre Stimme wieder zu hören. Leise, langsam, aber ohne Angst. Ob ihr Gebet den Schatten fesseln konnte oder nicht, es gefiel ihm auf jeden Fall nicht.
    „Sprich deinen Zauberfluch!“, brüllte er wieder. „Ich werde nicht hier bleiben, um ihn mir anzuhören. Aber ich werde dich finden, Eishexe, wenn du nach meiner Rückkehr noch lebst. Geht jetzt und sagt euren Völkern, dass der Schleier zerstört ist! Dass Sharrakor bald den Krieg vollenden wird, den eure Vorfahren aus Dummheit begonnen haben!“
    Mit diesen Worten zuckte Sharrakors Kopf nach unten und biss Sushin die Hand ab. Er hielt sie einen Moment zwischen seinen gewaltigen Kiefern, dann verschwand der Geistschatten und die Hand fiel zu Boden – ohne den Sonnenstein-Ring, der eine Sekunde zuvor noch da gewesen war.
    Malen sprach noch immer das Gebet von Asteyr, obwohl ihr Ziel nicht mehr sichtbar war. Crow lief zu Tal und Milla, die sich auf dem Boden wanden.
    „Was ist passiert?“, fragte er. „Wo seid ihr verletzt?“
    „Geistschatten“, sagte Tal. Er konnte vor Schmerz kaum reden. „Zurückgeschickt. Aenir. Wir… müssen… ihnen folgen. Hol Ebbitt. Den Ring. Bitte… bitte…“
    Tal sah, wie Crow sich umdrehte und den Ring aufhob. Jetzt passiert es, dachte sein schockverwirrtes Hirn. Jetzt wird er mich verraten. Jetzt wird Crow den Ring nehmen und verschwinden. Er dreht sich schon um. Das ist das Ende…
    Diese Gedanken erfüllten ihn noch immer, als Crow den halben Schlüsselstein zurück an Tals Finger steckte.
    „Ich kenne den Weg nach Aenir“, sagte Crow. „Ebbitt hat ihn mir einmal gezeigt. Aber ich bin ihn nie gegangen. Es scheint so, als wäre jetzt die Zeit gekommen.“
    „Hol Milla“, flüsterte Tal. Er konnte sich nicht konzentrieren. „Du… musst das Licht in unsere Steine reflektieren…“
    Milla war bereits ein wenig näher gekrochen. Sie sagte kein Wort und gab keinerlei Schmerzlaute von sich, als Crow sie packte, neben Tal zerrte und beide auf den Rücken drehte. Er legte ihnen ihre Sonnensteine auf die Brust und ihre Köpfe in seinen Schoß.
    „Milla“, murmelte Tal. „Beobachte… Sonnenstein… folge… wiederhole…“
    Crow begann, sich die Farben vorzustellen und den Weg nach Aenir zu sprechen. Sein Sonnenstein leuchtete auf und er lenkte zwei Lichtstrahlen auf die Steine in Millas und Tals Händen.
    Trotz der Schmerzen versuchte Tal, die Worte zu wiederholen, die Crow sagte. Er wusste, dass sie nach Aenir

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