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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nein, Annik. Corvus ist mit Ulpia Rosina verheiratet, weil er ein alter Freund von Traian ist.«
    »Oh, ich dachte … Man hat es mir anders dargestellt.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Frauengeschwätz. Aber es gibt Dinge, die sogar schwerer wiegen als Familienbeziehungen. Corvus und Traian sind ungefähr gleichaltrig und waren zu Beginn ihrer Militärzeit gemeinsam Militärtribunen hier im Rheinland. Sie haben sich damals schon angefreundet, und sie schätzen einander sehr. Corvus gehört zu dem Kreis der engsten Vertrauten um den zukünftigen Kaiser.«
    Annik nickte nur und sah dann, wie Falco das Portrait des Mannes in die Hand nahm, über den er soeben gesprochen hatte. Er betrachtete auch das sehr eingehend.
    »Ein echter Künstler würde ihn nie so darstellen, das weißt du sicher?«
    »Ich bin ja auch kein Künstler. Die Köpfe entstanden aus einer Laune heraus, weil Gratia und Rosina mich darum gebeten hatten.«
    »Ich habe keine Kritik an dir geübt, Annik. Sie sind alle drei sehr gut. Aber das hier …« Er stellte Valerius’ Kopf vorsichtig zurück auf die Truhe und drehte sich zu ihr herum. »Du verträgst dich jetzt besser mit ihm, Annik?«
    »Manchmal.«
    Falco setzte sich wieder an den Tisch und betrachtete Annik eine Weile. Sie ließ sich die Musterung mit einem kleinen, spöttischen Lächeln gefallen.
    »Es trifft sich, dass wir einen Augenblick alleine miteinander sprechen können. Ich möchte dich um etwas bitten.«
    »Und das wäre, Falco?«

    »Martius - er verstößt ein bisschen zu oft gegen das Reglement. Ich habe in der Vergangenheit oft ein Auge zugedrückt, wenn er sich nicht pünktlich zu den Appellen einfand. Aber er übertreibt. Du solltest etwas auf ihn einwirken, sonst bringt er sich wirklich in ernsthafte Schwierigkeiten.«
    »Ich? Wie könnte ich das?«
    »Indem du ihn - äh - etwas früher aus dem Bett wirfst.«
    »Entschuldige, ich kann dir nicht ganz folgen, Falco. In meinem Bett findest du keinen Martius.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen, Annik, aber …«
    »Du glaubst, Martius verbringt die Nächte hier bei mir?«
    »Er hat es mir so dargestellt. Oder - nein, ich will ehrlich sein, es war wohl eine Annahme von mir, der er nicht widersprochen hat. Darum habe ich ja nichts weiter unternommen. Du bist doch mehr oder weniger seine Frau.«
    »Aber nein, Falco. Noch nicht einmal nach den Gesetzen meines Volkes bin ich das.«
    »Das wusste ich nicht. Aber wenn er nicht hier ist -«
    »- dann genießt er seine Freuden irgendwo anders. Aber ich kann dir nicht sagen, wo.« Und ich werde dir auch nicht sagen, mit wem, fügte Annik in Gedanken hinzu. Denn diese Wahrheit würde alle Beteiligten nur schmerzen und in Schwierigkeiten bringen. »Halte ihm eine gebührende Strafpredigt, wenn er wieder ohne Erlaubnis fortbleibt. Oder bestrafe ihn so, wie er es verdient. Aber lass mich aus dem Spiel.«
    Er nickte nur, und dann öffnete sich die Tür wieder. Valerius Corvus trat ein, einen Weinkrug in der Hand.
    »Ich habe uns eine Kostprobe mitgebracht von dem Wein, den der alte Pantscher da angeliefert hat. Annik, drei Becher!«

    »Gar nicht ganz schlecht!«, urteilte Falco nach dem ersten Schluck, und Annik beschloss, nur sehr vorsichtig an dem schweren Getränk zu nippen.
    »So, und nun, Falco, spinn deinen Gedankengang, den du vorhin angefangen hast, aus«, forderte Valerius Corvus.
    Doch Falco schwieg, und Annik wusste, dass er nun einen völlig neuen Verdacht hatte. Einen, der ihm eine bittere Enttäuschung bereitete, denn er hatte Martius vertraut, und vor allem hatte er selbst ihn als Kurierreiter eingesetzt. Martius hatte Zugang zu einer ganzen Menge brisanter Informationen!
    »Tut mir Leid, Corvus. Ich bin zu voreilig gewesen. Ich muss noch etwas nachprüfen. Und ich werde mich um die alten Aufzeichnungen kümmern. Es ist besser, wenn ich mich auf den Weg mache. Annik, danke für deine Hilfe. Lebt wohl!«
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Valerius Corvus: »Was ist zwischen euch beiden vorgefallen, Annik?«
    »Nichts, Dominus. Ich glaube nur, es fällt ihm nicht leicht, seine Leute des Verrates zu bezichtigen.«
    »Nein, das fällt ihm bestimmt nicht leicht, da hast du Recht. Aber es ist tatsächlich eine Möglichkeit. Die Auxiliaren verbringen oft ihre Zeit in den Schenken der Einheimischen. Da wird dauernd getratscht.«
    »Er wird es herausfinden, wenn es so ist, Dominus.«
    Nachdenklich trank der Hausherr seinen Wein, dann fragte er unerwartet: »Wer

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