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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kontrolle geraten. Aber vielleicht hilft es, wenn du den Barden etwas bearbeitest. Du sagst doch, er habe großen Einfluss auf die Leute.«
    »Ich werde es versuchen, Dominus.«
    Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
    »Selten habe ich an einem Abend so viel guten Wein vergeudet wie heute. Zu allem Überfluss säuft der Hohlkopf auch noch wie ein Loch.«
    »Mit irgendwas muss er ja wohl seinen hohlen Kopf auffüllen.«
    »Aber doch nicht mit meinem besten galizischen Rotwein.«
    »Hättet Ihr ihm Essig eingeschenkt …«
    »…stände jetzt schon der halbe Wald in Flammen. Schlaf noch etwas, Annik. Ich breche morgen früh auf, bevor meine Gäste ihren Rausch ausgeschlafen haben, und versuche, schon mal mit Traian zu sprechen.«
    Er blieb noch einen Moment sitzen und betrachtete Annik im flackernden Licht, das das Öllämpchen spendete.
    »Heute Nachmittag, Annik …«
    »Ja, Dominus?«
    Aber er schüttelte den Kopf und sagte leise: »Ich verlange, wie immer, zu viel. Schlaf, schöne Barbarin.«

    »Schlafen? Jetzt wahrscheinlich nicht mehr. Dominus?«
    »Ja?«
    »Wann kommt Ihr wieder zurück?«
    Er sah sie eindringlich an. Seine müden Züge wurden sanft, und Hoffnung schimmerte in seinen Augen.
    »So bald ich kann.« Dann drehte er sich zu der Truhe um und wies auf die dort stehenden Plastiken. »Darf ich den mitnehmen?«
    »Euer Kopf gehört Euch!«
    Wieder ging er sehr rasch und ohne Abschiedsgruß.
    Und wie erwartet fand Annik keinen Schlaf.

25. Kapitel
    In den Wäldern
    »Warum hast du diesen Martius nur gewarnt? Da siehst du, was dabei herauskommt, wenn man sich mit Legionären einlässt!«
    Der junge Barde ließ die Schultern hängen. Seine Mutter hatte die Bitternis aufgewühlt, die ihn seit dem Überfall quälte. Er hatte sich selbst schon einen Narren genannt, dass er an Samain die Warnung ausgesprochen hatte. Aber sich einen Fehler einzugestehen war nicht seine Stärke. Doch nun bekam er zusätzlich Vorwürfe von dieser Seite. Er verteidigte sich wenig überzeugend: »Er war bislang ein guter Freund. Er muss es nicht gewesen sein. Selbst in jener Nacht hat er versucht, mich zu schützen.«
    »Natürlich. Er wird ja auch weiter dein Freund bleiben wollen, wenn er seine Spitzeldienste richtig betreiben will. Aber seinetwegen starben Kemo und sein Bruder, dein Vetter und zwei halbwüchsige Jungen in diesem Kampf. Darum trau ihm nicht.«
    »Er war für uns einige Male hilfreich. Sehr hilfreich sogar. Wenn man ihn richtig behandelt, gibt er eine Menge Informationen preis.«
    »Dann lad ihn weiter in dein Haus ein und gib ihm Met zu trinken. Schmier ihm Honig um den Mund und bewundere seinen Heldenmut. Aber trau ihm nicht!«
    »Es gab auch andere, die von dem Überfall wussten und Kontakt zu den Legionären hatten.«
    »Hör auf, dir etwas vorzugaukeln! Er ist ein Verräter.
Und du bist ein Dummkopf. Hat er dir nicht sogar gesagt, er habe sogar den Göttern abgeschworen und bete jetzt zu dem Soldatengott?«
    »Was hat denn sein Glauben damit zu tun?«
    »Es hätte dir eine Warnung sein müssen, was seine Gesinnung anbelangt. Darum trau ihm nicht!«
    »Er kann glauben, was er will.«
    »Er ist ein Opportunist. Er wendet sich dahin, wo er den größten Nutzen hat und das größte Vergnügen für sich findet. In seiner Loyalität, in seinem Glauben und in der Liebe. Er hat ein Verhältnis mit Ulpia Rosina. Direkt vor der Nase dieser Töpferin, die ihm hierher gefolgt ist. Trau ihm nicht!«
    »Er betrügt Annik?«
    »Seit Anfang des Jahres schon. Was meinst du wohl, warum er so häufig abends an deinem Haus vorbeireitet? Sie treffen sich auf der Weißdornlichtung.«
    Als seine Mutter gegangen war, betrachtete der Barde das Netz aus Nachrichten, Vermutungen und Gefühlen, das er gewebt hatte. Er fand die Verbindungen zu den alten Weisen, die sich stets wiederholenden Muster, in denen Treue zu Verrat, Glauben zu Zweifel und Liebe zu Hass wurde. Und er sah sich mitten darin, ein Opfer des launischen Geschicks.

26. Kapitel
    Das Stilett
    »Annik, Rosina hat gesagt, wir sollen sie in ihrer Werkstatt besuchen, sie hat etwas ganz Besonderes gemacht.«
    Gratias Schnupfen war abgeklungen, sie hielt Feli auf dem Arm, die mit ihren Pfoten Strähnen aus den aufgesteckten Zöpfen tatzte.
    »Schön, wenn die Domina es wünscht.« Etwas unwillig ließ Annik ihre Töpferscheibe im Stich und wischte sich die tonverschmierten Hände an einem Lappen ab. »Große Gala lege ich aber nicht an.«
    »Brauchst du auch nicht. Sie

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