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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fragenden Blick auf ihre Stiefmutter, packte dann kommentarlos die Katze und verschwand.
    Annik zog sich einen zweiten Schemel herbei und setzte sich neben Ulpia Rosina. Mit leiser Stimme begann sie zu erzählen. Sie berichtete von zerbrochenen Schalen und misslungenen Bränden, über ihre ersten Versuche, arretinische Keramik herzustellen, die sie bei ihrem Töpfermeister in der Heimat gemacht hatte. Sie erzählte von ihrem Häuschen auf der Insel, den Stränden und dem Meer. Rosina schien nicht zuzuhören, aber ihre Stimme mochte wohl beruhigend wirken.
    »Martius, den wir damals noch Rayan nannten, besuchte mich hin und wieder auf meiner Insel. Aber er war schon von klein auf ein unabhängiger Geist, und ich wusste nie, wann er kommen und wie lange er bleiben würde. Wie oft habe ich ohne Botschaft von ihm vergeblich gewartet. Hier wurden seine Besuche sogar noch seltener. Und jetzt wird er zwei oder drei Monate lang überhaupt nicht mehr vorbeischauen. Falco hat ihn mit zwei anderen aus seiner Reitertruppe nach Novaesium gesandt. Dort brauchen sie ihn beim Zureiten der neuen Pferde. Er ist eben nicht nur ein Kurierreiter, sondern
kann mit den Tieren besonders gut umgehen. Nun ja, ich habe schon vor Beginn meiner Reise nach Germanien gewusst, dass es so kommen würde. Wir sind nicht füreinander bestimmt. Ich liebe meine Unabhängigkeit genauso wie er. Und ich bin froh, hier auf Eurem Gut eine so freundliche Aufnahme gefunden zu haben, Domina.«
    Ulpia Rosina hob den Kopf und wischte sich über die feuchten Wangen.
    »Er kommt wieder?«
    »Wenn der Winter vorüber ist, denke ich. Der Praefect gibt einen so begabten Zureiter nicht für lange aus seiner Verfügungsgewalt.«
    »Danke«, flüsterte sie und richtete sich dann gerade auf. »Du hast Recht, es war nur eine Glasschale. Ich werde eine neue machen. Tut mir Leid, dass ich euch so erschreckt habe. Ich mag Gratias Katze eigentlich sehr.«
    »Ja, sie ist ein lustiges Tierchen. Nachts kommt sie manchmal in meine Hütte und schläft in meinem Bett.«
    »Tja, Katzen und Kater sind wohl so…« Schon huschte ein winziges Lächeln über Rosinas verquollenes Gesicht. Dann schien ihr eine Idee zu kommen, die ihre Züge weiter erhellte. »Annik, du hast vor ein paar Tagen gesagt, dass du gerne die Stadt besuchen würdest. Falco wird übermorgen mit einigen wichtigen Urkunden zu Valerius Corvus reiten. Was hältst du davon, wenn du ihn begleitest?«
    »Und meine Arbeit hier?«
    »Wird mal ein paar Tage ruhen können. Es sind keine schadhaften Ziegel auf dem Dach, und genügend Geschirr ist auch im Haus. Du kannst in der Villa dort wohnen, wenn du magst. Sie ist riesig, sie hat genügend Zimmer und Gesinde, das sich um dich kümmern kann.«
    »Das ist ein sehr großzügiges Angebot, Domina.«
    »Nein, ein sehr praktisches.«

    »Aber was wird Dominus Valerius Corvus dazu sagen, wenn seine Töpferin dort plötzlich auftaucht?«
    »Das wirst du schon selbst herausfinden müssen, Annik. Nimm deine Tuniken und Stolen mit, besuche das Theater und die Rennbahn, geh bummeln und kaufe dir -«, sie lächelte jetzt noch heiterer, »- Schminke und Kämme. Dann gehst du eventuell sogar als zivilisierte Dame durch!«
    Annik lächelte sie nachdenklich an. Dann gab sie zu: »Der Gedanke ist verlockend. Ja, Domina, ich werde Falco für einen Tag begleiten. Darf ich eines der Pferde benutzen?«
    »Natürlich. Du kannst ja mit ihnen umgehen. Und jetzt will ich die Scherben aufkehren und danach ein Bad nehmen.«
    Annik ging mit gemischten Gefühlen zu ihrer Werkstatt zurück, doch sie kam nicht dazu, das Angebot näher zu überdenken, denn der Barde lehnte an der Tür zum Verschlag und unterhielt sich mit Erwan.
    »Singst du dem alten Nichtsnutz Lieder zur Unterhaltung vor, Cullen?«
    »Annik, sei gegrüßt. Nein, ich habe mich nur nach seiner Verletzung erkundigt. Du scheinst dich gut um ihn zu kümmern.«
    »Hast du gedacht, ich lasse ihn zur Strafe Holz hacken? Das wird er erst morgen wieder tun müssen!«
    Erwan grinste sie von seinem Lager her an, musste aber gleich wieder husten.
    »Die ist schon in Ordnung, Cullen! Und nun lass mich allein«, keuchte er und wedelte ihn fort.
    »Komm in die Werkstatt, da ist es wärmer«, lud Annik den jungen Mann ein.
    »Schau mich nicht so grimmig an, Annik. Ich kann nichts dafür, dass er verletzt wurde.«

    »So? Kannst du nicht? Wer hat denn den Überfall auf den Gesandten angezettelt?«
    »Ich nicht.«
    »Wenn ich das glauben könnte!«
    »Du

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