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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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grüßte sie ehrerbietig und schickte sofort zwei Jungen, die sich um die Pferde kümmerten.

    »Praefect Aurelius Falco, willkommen. Der Ratsherr ist noch im Praetorium, aber wir können ihm Nachricht von Eurem Kommen schicken.«
    »Keine Umstände, Gerardus. Ich muss sofort wieder aufbrechen. Aber ich möchte, dass du dich meiner Bekannten annimmst, die den Ratsherrn zu besuchen wünscht. Hier - die Dame Anna Denezia. Sie bleibt bis morgen oder übermorgen in der Stadt. Lass ihr ein Zimmer richten.«
    Höflich verbeugte sich Gerardus und übersah geflissentlich die grobe, staubige Reitkleidung, die Annik trug.
    Es war ein prachtvolles Haus, bei weitem eleganter eingerichtet als die Villa auf dem Land. Die Mosaikböden, warm geheizt durch das Hypocaustum, zeigten Szenen aus den römischen Mythen, die Wände waren so kunstvoll bemalt, dass der Eindruck entstand, durch weite Säulenhallen zu gehen. Auch hier gab es die von Rosina zu spiegelnder Transparenz polierten Glasscheiben in den Fenstern. Die Treppe, die in die oberen Schlafräume führte, war aus schön gemasertem Holz, das Zimmer, das Annik erhielt, war mit einer breiten, weich gepolsterten Liege und zierlichen Sitzmöbeln eingerichtet.
    »Die Baderäume sind geheizt, Domina, und Helgard, meine Frau, wird Euch gerne behilflich sein. Eure Kleider sind hier in der Truhe.«
    »Danke, Gerardus. Ja, schickt Helgard, ich würde gerne den Staub des Rittes abwaschen und mich - mmh - präsentabler kleiden.«
    Der Luxus des Bades war beeindruckend, auch wenn die Anlage als solche kleiner war als die des Gutes. Helgard zeigte ihr die verschiedenen warmen und kalten Wannen, brachte ihr gewürzten Wein und kleine, ausgefallene Leckereien und schickte dann ihre Tochter
Frikka, ein hübsches, sanftäugiges Mädchen, das ihr beim Waschen der Haare half. Außerdem erwies sie sich als geschickte Masseurin, die sie mit warmen, duftenden Ölen einrieb. Unter ihren kundigen Händen döste Annik vor sich hin. Valerius Corvus schien sich wirklich jede Annehmlichkeit zu gönnen. Ein prachtvolles Haus, aufmerksame Diener, hervorragende Weine, eine anspruchsvolle Küche und eine junge Frau, die vielleicht nicht nur für seine körperlichen Bedürfnisse im Bad sorgte.
    Es war bereits dunkel geworden, als Annik die Baderäume verließ. Mit Hilfe des Mädchens Frikka hatte sie ihre Haare zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt und die vorhandenen kosmetischen Mittel verwendet, um Augen und Lippen leicht zu schminken. Das Rosenöl war tief in ihre Poren eingezogen, und sie genoss den sü ßen, warmen Duft. Die seidene Tunika streichelte ihre Haut, das blaue Übergewand, die Stola, hatte sie mit den goldbestickten Bändern gebunden, die Gratia ihr geschenkt hatte. Annik fühlte sich schön.
    Sie wurde in ein weiteres prächtiges Zimmer geführt, einen Wohnraum mit kunstvoll geschnitzten Liegebänken an den Wänden, zierlichen Tischchen und hohen Truhen.
    »Der Ratsherr wird zum Essen zurückerwartet, Domina Anna Denezia. Wollt Ihr so lange hier warten?«
    »Ja, Gerardus.«
    Sie schritt gemächlich durch den Raum und bewunderte auch hier die Bemalung der Wände. Dann entdeckte sie die beiden seltsamen Pergamentstapel. Sie hatte davon gehört, aber gesehen hatte sie diese moderne Form der Gestaltung von Schriftstücken noch nie. Gewöhnlich waren es Rollen, die zum Lesen auseinander gezogen wurden, ein Codex jedoch bestand aus rechteckig geschnittenen Bögen, die an einer Seite zusammengeheftet
waren und so zum Lesen einfach umgeblättert werden konnten. Sie schlug das obere Buch auf und stellte fest, dass es sich um ein Gesetzeswerk handelte. Sicher von großer Wichtigkeit und voll tief schürfendem Wissen. Ihr stand allerdings nicht der Sinn nach derart trockener Lektüre. Offensichtlich fand sie darin eine geistige Verwandtschaft mit dem Hausherrn, der sehr wohl dieses Werk studierte, aber dazu ein Bedürfnis nach leichterer Unterhaltung hegte. Der zweite Codex beinhaltete ein Werk des Dichters Ovid, und mit der Beschreibung über die Kunst des Liebens legte sich Annik auf eine der Polsterbänke und schlug mit einem kleinen Lächeln die ersten Seiten auf.
    Lange konnte sie sich nicht in das Werk vertiefen, denn aus dem Eingangsbereich hörte sie Stimmen. Der Herr des Hauses war heimgekehrt, und seine Frage klang durch die Tür: »Die Dame Anna Denezia. Nun, wenn du sagst, dass Falco sie hergebracht hat, werde ich sie wohl begrüßen müssen.«
    Überaus erfreut war Valerius Corvus

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