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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einem wunderlichen Traum gekommen. Man möchte meinen, dass auch ich das Talent einer Seherin habe.«
    »Was hast du geträumt, mein Herz?«

    »Dass ich dich wieder traf, Dominus, in einer anderen Zeit, doch auf meiner Insel.«
    »Woher weißt du, dass es eine andere Zeit war?«
    »Die Insel war verändert, und es waren Veränderungen, wie das Meer und der Wind sie nur über lange Zeit hinweg bewirken. Und auch Ihr, Valerius, wart verändert. Nicht nur, dass Ihr sehr komische Kleider trugt, sondern auch ohne Narben erschient.«
    »Ein Einblick in die Anderwelt?«
    »Ein Einblick vielleicht in diese Welt, wie sie aussehen wird, wenn wir unsere Wanderung durch die andere Welt beendet haben und hierher zurückkehren.«
    Es klopfte an der Tür, und Cosimo fragte, ohne einzutreten: »Herr, seid Ihr wach? Der Praefect Falco bittet, Euch sehen zu dürfen.«
    »Oh, nicht nur Euch, Valerius, fürchte ich!«, raunte Annik. »Er wollte mich durch die Stadt führen.«
    »Nun, das Vorrecht werde ich mir nehmen, wenn du nichts dagegen hast.« Und etwas lauter rief Valerius seinem Leibdiener zu: »Sag ihm, er möchte sich einen Moment gedulden. Ich komme gleich.«
    »Und - äh - der Praefect möchte die Dame Anna ebenfalls sprechen.«
    »Auch auf sie wird er kurz warten müssen. Bewirte ihn einstweilen.«
    Annik war aus dem Bett geschlüpft und sah sich nach ihren Kleidern um.
    »Ich würde sehr gerne vorher ein Bad nehmen, aber ich denke, so lange dürfen wir ihn wohl nicht warten lassen. Er meint es gut mit mir, Valerius.«
    »Kind, Falco ist mein bester Freund, und es ist ausgeschlossen, ihm etwas vorzumachen. Eile dich, flechte deine Haare und leg deine Palla über die Tunika. Mehr braucht es für das knappe Gespräch nicht.«

    Wenn Falco überrascht war, Annik ein wenig zerrauft und Valerius in losem Gewand zu sehen, so ließ er es sich nicht anmerken. Doch um seinen Mund vertieften sich die strengen Falten.
    »Ich grüße dich, Corvus. Dame Anna!«
    »Guten Morgen, Falco. Es tut mir Leid, dass du dich vergebens herbemüht hast. Wir haben beschlossen, dass Annik den Tag mit mir verbringt.«
    »So, tut sie das.«
    »Und die folgenden Tage ebenfalls.«
    »Ist das klug?«
    »Falco, diese Frage bist du nicht berechtigt zu stellen.«
    »Nein, das ist richtig.« Er musterte Annik mit kühlem Blick. »Aber eine andere Frage muss mir erlaubt sein. Annik, was soll ich Ulpia Rosina berichten? Sie hat dich mir für zwei Tage anvertraut.«
    »Nun, du kannst ihr sagen, dass ich dem Zauber der Stadt erlegen bin und meinen Aufenthalt verlängern möchte.«
    »Sie wird Vermutungen anstellen!«
    »Nein, das wird sie nicht, sondern sie wird wissen, was geschehen ist, Falco. Denn deswegen hat sie mich hergeschickt.«
    Mit dieser Bemerkung war es ihr gelungen, beide Männer, sowohl Valerius Corvus als auch Falco, zu verblüffen.
    Valerius Corvus fasste sich als Erster.
    »Sie scheint klüger zu sein, als ich dachte.«
    »Ulpia Rosina ist eine kluge Frau, Dominus. Sie ist in manchen Dingen des Lebens unerfahren, sie hat auch einige unsinnige Vorurteile, aber sie ist eine sehr empfindsame Frau und eine verständnisvolle Freundin. Lass es darauf beruhen, Falco. Du weißt nicht alles, was das Denken und Handeln von Menschen bewegt.«

    »Offensichtlich nicht. Aber Corvus, du wirst Traian vor den Kopf stoßen, wenn du dich öffentlich mit einer deiner Arbeiterinnen vom Gut zeigst. Und das ist Annik nun einmal.«
    »Ich stoße ihn nicht vor den Kopf, wenn ich mich mit den Kurtisanen bei seinen Gelagen vergnüge?«
    »Das ist etwas anderes.«
    Valerius Corvus legte den Arm um Anniks Schultern und sagte zu Falco: »Annik, mein Freund, Anna Denezia, die Nachfahrin von Königen, ist ebenfalls etwas anderes. Und wenn es nach mir geht, wird sie nicht mehr als Töpferin arbeiten.«
    »Es geht aber nicht nach Euch, Valerius, und ich werde weiter als Töpferin arbeiten.«
    »Das bestimme noch immer ich, Kind.«
    »Na, da könntet Ihr wieder eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner heimischen Landschaft bei mir feststellen, Dominus!« Annik grinste ihn unverhohlen an. »Unsere Felsen sind aus hartem Granit.«
    »Wir reden noch darüber!«
    »Gerne, Dominus!«
    Ihre Augen blitzten, und er schüttelte mit gespielter Trauer den Kopf.
    »Willst du mit uns heute zu Abend speisen, Falco? Ich verspreche dir eine ausgesprochen anregende Unterhaltung!«
    »Nein, Corvus. Meine Aufgabe in der Colonia ist heute Mittag erledigt, ich ziehe es vor, zu meiner Truppe

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