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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ins Auge, und überrascht stellte sie fest, dass Ulpia Rosinas Stilett noch dort lag. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es.
    »Ursa, wenn du ins Haus gehst und den Herrschaften von Erwans Tod berichtest, dann gib der Domina dieses Messer zurück. Sie hat es hier vergessen.«
    »Ja, natürlich.«

    Ursa nahm den Dolch und verließ die Werkstatt.
    Martius hatte noch mit Cullen ein paar Worte gewechselt, doch der Barde hatte ihn bald gebeten, ihn bei Erwan alleine wachen zu lassen. So war er wieder zu Anniks Häuschen gegangen und wartete dort auf sie. Die Dämmerung hatte eingesetzt, und er hatte eines der Öllämpchen angezündet und auf den Tisch gestellt.
    »Der Alte hat gewusst, wer du bist?«
    Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und stützte die Arme auf. Leichte Trauer lag in ihrer Stimme, als sie antwortete.
    »Er hat mich zumindest stets mit Achtung behandelt, auch wenn er nicht gerade gerne für mich gearbeitet hat.«
    »Annik, Liebe hin oder her, eins sollst du wissen - Achtung habe ich immer für dich empfunden.«
    »Danke, Martius. Wann wirst du deine Reise antreten?«
    »Der Senator plant, an den Kalenden des März aufzubrechen. In ungefähr zwei Wochen.«
    »Ich hoffe, du kommst vorher noch einmal vorbei. Falco wird es dir bestimmt gestatten.«
    »Annik, ich fürchte, die Zeit wird nicht reichen. Ich muss wegen der Pferde noch einmal nach Novaesium, und dann hat der Senator die Hand auf mich gelegt.«
    »Er wird ein weniger großzügiger Herr sein als Falco, vermute ich.«
    Martius grinste.
    »Schade, dass Falco nicht mitkommt. Er ist schon ein fantastischer Kerl. Er hat mir eine derart derbe Strafpredigt gehalten, dass mir nach wie vor die Ohren klirren. Aber seine Anschuldigung war ungerecht. Ich habe den Einheimischen keine Informationen über unsere Truppenbewegungen oder so was gegeben. Als er fertig war
mit seiner Standpauke hat er mich allerdings angehört, und ich denke, ich konnte ihn überzeugen.«
    »Ich habe eigentlich nie geglaubt, dass du bewusst den Unruhestiftern zugearbeitet hast. Aber der Barde ist ein geschickter Junge. Er kann dir Dinge entlocken, ohne dass du etwas davon merkst. Und du hast dich häufig mit ihm unterhalten, nicht wahr?«
    »Du genauso, Annik. Auch von dir könnte er eine Menge erfahren haben.«
    »Ich glaube kaum. Ich habe mich ausschließlich über seine Traditionen, die hiesigen Götter und die religiösen Feiern unterhalten. Und ihn hin und wieder gewarnt, sich mit den Römern anzulegen.«
    »Ach ja, Annik, ist dir aufgefallen, dass der alte Mann ihn Cullen, Kados Sohn, genannt hat?«
    »Ja, und?«
    »Hast du jemals die Liste der Hingerichteten vom Saturninus-Aufstand gesehen?«
    »Leider nein. Valerius Corvus hatte sie. Kennst du sie?«
    »Falco hat mir die Originalaufzeichnungen zur Durchsicht gegeben.«
    »Stand dieser Kado da drauf?«
    »O ja, zumindest ein Kado, Gaelix’ Sohn.«
    »Das ist Cullens Vater.«
    »Richtig. Und er ist gewiss nicht wegen seines Glaubens hingerichtet worden. Hier macht sich unser junger Barde etwas vor, denke ich.«
    »Oder uns.«
    »Oder uns. Nun ja, es dürfte uns beide wohl nicht mehr allzu sehr betreffen, Annik. Ich ahne, dass du bald in die Colonia ziehen wirst. Als Dame, nicht als Töpferin. Habe ich Recht?«
    »Ein wenig. Es ist noch nichts entschieden.«

    »Vielleicht werden wir eines Tages voneinander erfahren, was das Schicksal für uns bereithält. Nun gut, Annik. Es ist dunkel geworden, ich muss heute noch in die Colonia reiten. Kannst du mir etwas als Wegzehrung geben?«
    »Oh, Martius, das tut mir Leid. Ich habe keine Vorräte hier, Ursa war anderweitig beschäftigt, als ich zur Küche ging. Aber wenn du bei ihr vorbeischaust, wird sie dir sicher etwas geben. Brot, Fleisch, Käse und Kuchen hat sie immer da. Und einen warmen Trunk sicher auch. Sag ihr, dass ich dich geschickt habe.«
    »Gut, dann leb wohl, Anna, meine Fürstin.«
    »Leb wohl, Rayan, mein Freund.«
    Er umarmte sie rasch und ging dann mit schnellen Schritten den Weg zur Villa hinauf.
    Sie sah ihm nach, diesem großen, mutigen Gallier, der jetzt mit Stolz die rote Tunika der Legionäre trug und den mit glänzendem Metall besetzten Lederpanzer. Das Schwert war an seine Seite gegürtet.
    Er war auf dem Weg nach Rom.

30. Kapitel
    In der Küche
    Als Martius über den Wirtschaftshof der Villa zum Kücheneingang ging, wurde er Zeuge eines heftigen Wortwechsels. Cullen stand neben dem Herd und sprach auf Ursa ein. Sie drehte sich zornig zu ihm

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