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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fanden warme Haut, Lippen bebende, empfindliche Stellen, und für eine Weile ließen Lust und Zärtlichkeit die beiden die Unzulänglichkeit des Lagers vergessen.
    »Danke, mein Herz. Es ist so schön in deinen Armen.«
    Annik schnurrte leise.
    »Aber ich kann die Nacht denn doch nicht ganz hier bei dir verbringen. Deshalb will ich dir jetzt berichten, was sich in den vielen Gesprächen und Planungen ergeben hat.«

    »Erzählt, Valerius. Ihr habt mit Traian gesprochen, nehme ich an.«
    »Ja. Zum einen - er stimmt meiner Scheidung von Ulpia Rosina zu. Ich habe mit ihr noch nicht darüber gesprochen, aber ich glaube, sie wird erleichtert sein. Falco weiß es ebenfalls, und er ist nicht abgeneigt, Ulpia Rosina zu heiraten.«
    »Ein wenig wird es die alten Skandale wieder aufrühren«, gab Annik zu bedenken.
    »Ja, möglich. Aber es wird eine Zeit großer Veränderungen werden, und darum werden derartige Dinge sicher bald in Vergessenheit geraten.«
    »Ich hoffe es für sie.«
    »Ich werde fortgehen von hier, Annik. Auch das wird es leichter machen. Wirst du mit mir gehen?«
    »Soll ich jetzt sagen - wo immer Ihr hingeht, werde ich Euch folgen?«
    »Nein. Ich werde dich nicht zwingen. Aber bitten darf ich doch?«
    Sie rieb ihren Kopf sanft an seiner Brust.
    »Wohin?«
    »Ich werde für eine Provinz verantwortlich sein, sowie Traian zum Caesar ausgerufen ist. Eine Provinz, die nicht sonderlich beliebt ist bei jenen, die ihre Karriere in Rom sehen. Eine Provinz, Dame Anna, am Ende der Welt.«
    Es war sehr still im Raum.
    »Annik?«
    »Armorica?«
    »Nordgallien.«
    »Und Ihr wollt wirklich dorthin?«
    »Ja, dorthin möchte ich. Und ich wünsche mir, dass mich eine Frau begleitet, die mit dem Leben dort vertraut ist. Es war ausschlaggebend für Traian, dass eine Adlige aus dem dort lebenden Volk an meiner Seite steht.«

    »Es könnte aber auch Probleme geben!«
    »Die lassen sich nirgendwo vermeiden. Kommst du mit?«
    »Ja, Valerius, ich komme mit dir in das Land meiner Vorfahren.« Und dann, ganz leise, sagte sie: »Der Rabe wird mich zurückbegleiten, hat die Seherin gesagt. Doch nicht in diesem Leben. Ich hoffe, sie hat sich geirrt, Corvus.«
    Er umarmte sie noch einmal sehr fest, dann murmelte er: »Ich werde ins Haus zurückgehen müssen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du machst mich sehr glücklich. Era - meine Herrin meine Geliebte.«
    »Dominus - mein Geliebter.«
    Er befreite sich von den Decken und stand auf, um sich wieder anzukleiden. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie noch einmal.
    »Meine Sehnsucht wird erst gestillt sein, wenn ich in deinen Armen schlafen kann, Valerius!«
    »Bald!«
     
    Erwan lag im Sterben. Der alte Mann hatte sich von seinem Husten nicht mehr erholt, und weder die Arzneien von Ursa noch die wärmenden Decken und Kohlebecken an seinem Lager hatten seine angegriffenen Lungen heilen lassen. Als Annik am Morgen zu ihm ging, rasselte sein Atem heftig, und er konnte kaum sprechen. Aber sie verstand seinen Wunsch.
    »Hol Cullen!«
    »Ich schicke Ilan gleich ins Dorf, er wird ihn finden.«
    Sie richtete ihn vorsichtig auf, damit er freier atmen konnte, und er keuchte: »Die Tore der anderen Welt haben sich heute Nacht für mich aufgetan.« Ein Husten
schüttelte ihn, doch er fuhr fort: »Ich bleibe nicht mehr lange! Er soll mir von dem Leben dort singen.«
    »Gewiss, Erwan. Und dennoch, trink diesen heißen Kräutersud, er wird dich wärmen.«
    »Ihr seid ein gutes Mädchen, Annik. Besser als eine Tochter.«
    »Rede nicht so viel, es strengt dich an und tut dir weh. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, dann komme ich wieder zu dir.«
    Der Alte schlürfte mit ihrer Hilfe den Becher leer und ließ sich dann mit geschlossenen Augen von ihr zurechtbetten.
    »Eine große Ehre, von einer Herrin wie Euch gepflegt zu werden.«
    »Psst.«
    Um die Nachmittagszeit kam der Barde zu Erwan und setzte sich mit seiner Harfe an sein Lager. Annik sah kurz zu den beiden herein, ließ sie aber alleine. Denn sie hatte ebenfalls Besuch bekommen. Martius war zurückgekehrt.
    »Du siehst gut aus, Annik. Ruhiger und - irgendwie weiblicher. Bist du verliebt?«
    »Geht dich das was an?«
    Er grinste schief. Aber er war nicht glücklich, das merkte Annik. Er hatte sich auch verändert. Die langen blonden Locken hatte er abgeschnitten, er trug sie nun so kurz wie die römischen Legionäre. Auch seinen prächtigen Bart hatte er gestutzt. Lediglich der bronzene Halsring, der Torques, wies ihn noch als Gallier

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