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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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braunes Pferd und versuchte gleichzeitig, den harten grünen Äpfeln auszuweichen, die ein anderer Stalljunge als Wurfgeschosse verwendete. Alles in allem machte das Bild auf Annik einen beruhigenden ländlichen Eindruck.
    »Da wären wir also. Ich will sehen, dass ich Charal finde, den Verwalter. Er müsste wissen, dass du kommst.«
    Sie stiegen ab, und einer der Stallburschen lief herbei, um ihnen die Pferde abzunehmen. Annik sah sich um, während Falco auf das Hauptgebäude zuging. Es lag lang gestreckt vor ihr, ebenfalls weiß verputzt, das rote Ziegeldach bis auf das Peristyl heruntergezogen. Sie musste nicht lange warten, Falco war auf dem Weg zum Haus bereits einem untersetzten, kräftigen Mann in blauer Tunika und Leder-Braeces begegnet, unverkennbar ein Germane mit struppigen, rötlich blonden Haaren. Er hatte ein ruhiges, freundliches Gesicht und begrüßte Annik mit aufrichtiger Freundlichkeit.
    »Willkommen, Annik. Wir sind froh, wieder eine Töpferin zu haben. Es ist erstaunlich, wie viel Geschirr in zwei Monaten zerbricht. Und ganz dringend werden Ziegel für die Unterkunft der Arbeiter benötigt. Es regnet ins Haus.«
    »Nun, dann wird es mir ja an Arbeit nicht fehlen.«
    Falco legte ihr die Hand auf die Schulter und gönnte ihr eines seiner seltenen Lächeln.
    »Du wirst dich gut einleben, denke ich. Wenn Corvus hier ist, komme ich hin und wieder vorbei. Und wenn
Martius sich benimmt, wird er in seiner freien Zeit bestimmt ebenfalls den Weg herfinden. Mach’s gut, Annik. Ich muss zurück!«
    »Danke, Falco.«
    »Keine Ursache!«
    Falco schwang sich auf das Pferd und nahm die Stute, die Annik getragen hatte, am Zügel.
    »Ich bin Charal, Annik. Ich verwalte das Gut und teile die Arbeiten ein. Komm, ich zeige dir deine Werkstatt und die Wohnung.«
    Er führte sie an einem Häuschen am Rande des gepflasterten Hauptweges nahe dem Eingangstor vorbei zu einer etwas weiter abseits gelegenen Werkstatt mit einem Schuppen und dem Brennofen.
    »Ist weit genug von den anderen Unterkünften entfernt, falls es einmal brennen sollte!«
    Annik nickte verständnisvoll. Töpferöfen waren eine potentielle Feuerquelle. Und ihr war es ganz recht, ein wenig eigenen Raum zu haben. Die Enge in der Canabae war das, was sie nach ihren langen Jahren auf der Insel hatte am schwersten ertragen können.
    Die Werkstatt war hell und aufgeräumt, es gab eine Töpferscheibe, Tonbehälter, die jetzt leer waren, Holzregale an den Wänden, auf denen trockene Töpfe und Schalen standen, Werkzeug, eine tonfleckige Lederschürze und zwei Truhen. Nebenan war das Materiallager und auf der anderen Seite der Holzschuppen. Darin, durch einen Verschlag abgetrennt, stand ein durchgelegenes Bett mit einer schmuddeligen Decke darüber.
    »Na, für den Anfang wird’s wohl gehen«, seufzte Annik, nicht besonders begeistert.
    »Was? Das da? Unsinn, das ist Erwans Ecke. Der Alte will das so. Ach ja, Erwan ist der Ofensetzer, er hat bisher beim Befeuern geholfen, hackt Holz und macht sonst
alle möglichen Handlangertätigkeiten. Sehr helle ist er nicht, aber durchaus willig. Sieh zu, dass du dich mit ihm verträgst. Er bekommt hier sozusagen sein Gnadenbrot.«
    Merklich erleichtert atmete Annik auf und wurde noch zufriedener, als sie das Häuschen betrat, das ihr als Wohnung dienen sollte. Zwei Räume hatte die Hütte mit dem gestampften Lehmboden, einen Tisch, zwei Schemel und eine Bank in dem einen, ein breites Bett mit zwei sehr sauberen Decken und eine große Truhe in dem anderen. Es gab auch ausreichend Tongeschirr und häusliche Gerätschaften.
    »Ursa hat hier Ordnung geschaffen. Mit ihr musst du alles besprechen, was du sonst noch brauchst. Sie ist die Hausverwalterin.«
    »Und was ist mit dem Hausherrn? Sollte ich den nicht auch kennen lernen?«
    »Valerius Corvus ist noch in der Colonia, Ulpia Rosina und die Kleine haben ihn begleitet. Die Domina wird aber in ein paar Tagen zurückerwartet. Ich werde ihr melden, dass du hier eingezogen bist.«
    »Ich werde Ulpia Rosina das melden!«, sagte eine weibliche Stimme von der Tür her. Die Gestalt, die zu der Stimme gehörte, füllte den Eingang vollständig aus. Noch nie hatte Annik eine derart große und kräftige Frau gesehen.
    »Natürlich, Ursa. Du sagst es ihr. Annik, das ist unsere Hausverwalterin. Wie du siehst, trägt sie ihren Namen mit einer gewissen Berechtigung.«
    Ursa, die Bärin, war wahrhaftig von bärenhafter Gestalt. Eine Braunbärin, den wolligen braunen Haaren nach, die sich um

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