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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Geld.«
    »Deine Genusssucht kannst du mit dem Geld befriedigen, das dir gegeben wird. Du wirst die Amphore bezahlen. Und damit es sich besser einprägt, werden dich sechs Peitschenhiebe daran erinnern.«
    Annik nickte zu dem Urteil. Immerhin hätte der Mann aus anderen Gründen den Wein entwenden können als nur aus reiner Gier.
    Die Strafe wurde sofort vollzogen, Charal züchtigte den Mann, der unter den Hieben stoisch schwieg und dann mit grimmigem Gesicht zurücktrat.

    Die Dienerin war in Tränen aufgelöst, als sie vor Valerius trat und sich rechtfertigen musste, warum sich die silberne Fibel in ihrem Besitz gefunden hatte.
    »Ich wollte sie nur einmal tragen«, schnupfte sie. »Ganz bestimmt. Nur an jenen Iden des August, zum Fest der Diana.«
    »Warum gerade an diesem Tag?«
    »Da gibt uns die Domina frei.«
    »Und zum Dank entwendest du ihr den Schmuck?«, donnerte der Pater familias sie an. Die junge Frau zuckte zusammen und sah endlich mit tränenverschmierten Wangen hoch.
    »Nein, nein. Ich - ach, Ihr versteht das nicht.«
    Wieder vergrub sie das Gesicht in den Händen. Es war etwas Unruhe in den Reihen entstanden, und ein stämmiger Mann drängte sich nach vorne.
    »Ich glaube, ich weiß, warum sie es getan hat, Dominus.«
    »Du? Du bist der Pächter des südlichen Feldes, oder?«
    »Ja, Berold ist mein Name. Ich hatte mich an jenem Tag mit Mechthild im Wald verabredet. Sie... sie sah sehr hübsch aus und hatte ein neues Kleid an.«
    Ein leises Kichern ging durch die Menge.
    »Eitelkeit, das war der Grund, warum du die Fibel entwendet hast?«
    »Ja, Dominus. Ich war eitel, ich wollte...« Mechthild biss sich auf die Lippen, sandte Berold neben sich einen verstohlenen Blick und sprach aber dann mutig weiter: »Ich wollte Berold gefallen.«
    »War dazu die silberne Fibel der Domina notwendig, Berold?«
    »Nein, Dominus, ganz gewiss nicht.«
    Das Kichern wurde lauter, offensichtlich war die Beziehung zwischen den beiden ein offenes Geheimnis.

    »Sinnlose Eitelkeit also.«
    »Ja, Dominus. Und bitte, ich hätte die Fibel auch am nächsten Tag sofort zurückgelegt. Aber Ursa hat mich gesehen, als ich nach Hause kam. Und...«
    »Ulpia Rosina, hast du die Fibel wiederbekommen?«
    »Ja, das habe ich!«
    »Ist sie unversehrt?«
    »Ja, das ist sie.«
    »Wie hoch setzt du die Leihgebühr für eine Nacht an?«
    »Auf drei Tageslöhne.«
    »Du hörst, Mechthild, was du der Domina zu zahlen hast.«
    Nun, dachte Annik, das war ein verhältnismäßig gnädiges Urteil. Schließlich hatte sie ein Schmuckstück unrechtmäßig an sich gebracht. Andererseits - sie hatte eine sehr menschliche Begründung angeführt, und es sprach für sie, dass ihr Freund für sie einstand. Berold hatte den Arm um Mechthilds Schulter gelegt und führte sie in die Reihen zurück.
    Der nächste Fall allerdings entwickelte sich anders, und Annik selbst wurde mit hineingezogen.
    Erwan war der Beschuldigte. Er hatte sich mit einem der römischen Vorarbeiter geprügelt und dem Mann die Nase gebrochen. Der Vorfall hatte sich vor Anniks Eintreffen auf dem Gut ereignet, doch den Vorarbeiter hatte sie bereits kennen gelernt. Rufus, nicht zu Unrecht so genannt, war rothaarig, leicht erregbar und stolz auf seine Männlichkeit. Er hatte Annik mit seiner Zudringlichkeit schon zweimal kräftig verärgert. Er hatte außerdem ein giftiges Mundwerk, und sie vermutete, dass er Erwan so weit gereizt hatte, dass es zu der Schlägerei gekommen war. Andererseits hatte Erwan dem Mann eine blutige Verletzung zugefügt, und die musste bestraft werden.

    Erwan, der sich von seinem Gliederreißen noch nicht erholt hatte, hinkte mühsam in den Kreis. Er hielt sich mit seiner Rechtfertigung überraschend zurück, bekannte sich schuldig und akzeptierte mit hängendem Kopf die Strafe. Sie bestand aus einer Auspeitschung. Das war der Moment, an dem Anniks Rechtsempfinden merklich gestört wurde. Sie machte ein paar Schritte vorwärts und sah zu Valerius Corvus auf.
    »Es mag Euch entgangen sein, Dominus, dass Erwan, mein Ofensetzer, ein alter, kranker Mann ist, den diese Strafe für viele Tage arbeitsunfähig machen wird. Ich bitte Euch, sie zu mildern oder in eine Geldstrafe umzuwandeln!«
    Ein erstauntes Murmeln lief durch die Reihen.
    »Töpferin Annik, wer hat dich zum Sprechen aufgefordert?«
    »Mein Sinn für Gerechtigkeit, Dominus!«
    »Ach? Ist der größer als der meine?«
    »Anders, würde ich sagen. Denn ich bin auf die Hilfe dieses Mannes angewiesen, wenn ich die

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