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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Highheels hinfallen würdest. Auf dem Catwalk setzt man die Füße voreinander wie eine Katze. Lächle nie! Achte auf die Haltung, die ist das Wichtigste!«
    Die Eventmanagerin machte drei Kreuze am Rand der Liste.
    »Du wirst dir ein paar Kleider ausleihen müssen.«
    Noch ein Kreuz.
    »So, das wär’s wohl erst mal für heute.«
    Damit entnahm sie der eleganten Ledertasche einen Taschenrechner. Sie fuhr mit dem Finger die Liste entlang, tippte ein paar Zahlen ein und addierte sie. Keiner im Raum wagte auch nur ein Wort zu sagen.
    »Das macht etwa zweitausend Euro, die Fotos nicht inbegriffen, denn Yasser«, und damit wandte sie sich dem Fotografen zu, »ist zwar sündhaft teuer, aber bereit, dich gratis abzulichten, wenn du ihm dafür erlaubst, das Material selbst zu benutzen. Wir können den Make-up-Stylisten und den Friseur für morgen früh bestellen. Außerdem werde ich mich für dich um einen Platz in der Modelschule bemühen. Das klappt bestimmt, so wie ich auch sicher bin, dass du diese Investition in deine Zukunft nicht bereuen wirst und die Kosten schon bald wieder hereinholst.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich zahlen soll?«
    Wieder wirkte die Eventmanagerin etwas konsterniert. Normalerweise waren die Mädchen, die zu ihr kamen, verrückt danach, ihren Traum, der der Traum einer ganzen Generation war, zu verwirklichen. Sie wollten zu den begehrtesten Frauen der Welt gehören und stellten niemals solche deplatzierten Fragen.
    »Hör mal zu, Cristina...!«
    »Jasmine. Als ich hier durch die Tür trat, wurde ich Jasmine.«
    Ein Handy klingelte. Der Fotograf zog seins aus der Hosentasche und ging in den hinteren Teil des Raumes; er lag ganz im Dunkeln und war durch Vorhänge vom Rest abgeteilt. Als er einen der Vorhänge öffnete, konnte Jasmine eine schwarze Wand, Stative mit Blitzlichtern, hell leuchtende, weiß bespannte Boxen und verschiedene Spots an der Decke erkennen.
    »Hör mir mal gut zu, Jasmine! Es gibt Tausende und Abertausende von Menschen, die gern an deiner Stelle wären. Du wurdest von einem der wichtigsten Fotografen der Stadt entdeckt, ich selber werde deine Karriere in die Hand nehmen, und die besten Profis werden dich unterstützen. Aber wie bei allem im Leben muss man daran glauben, dass man es schafft, und dafür etwas investieren. Du bist schön genug, um großen Erfolg zu haben, aber das reicht in unserer von erbitterter Konkurrenz bestimmten Welt nicht aus. Man muss auch die Beste sein, und das kostet Geld, zumindest am Anfang.«
    »Aber wenn Sie glauben, dass ich all diese Eigenschaften habe, warum investieren Sie dann nicht Ihr eigenes Geld?«
    »Das kommt schon noch«, erwiderte die Frau, und sie klang plötzlich sehr streng. Zuerst sollst du uns zeigen, wie engagiert du bist. Ich möchte sicher sein, dass du wirklich ein Profi werden willst und nicht einfach nur von der Chance geblendet bist, zu reisen, die Welt kennenzulernen, einen reichen Mann zu finden.«
    Der Fotograf kam ins Studio zurück.
    »Der Make-up-Stylist ist am Apparat. Er möchte wissen, wann er morgen kommen soll.«
    »Wenn es wirklich nicht anders geht, kann ich den Betrag auftreiben...«, sagte die Mutter.
    Aber Jasmine war schon aufgestanden und ging, ohne den beiden die Hand zu geben, zur Tür.
    »Vielen Dank. Ich habe das Geld nicht. Und selbst wenn ich es hätte, würde ich es für etwas anderes ausgeben.«
    »Aber es geht doch um deine Zukunft!«
    »Genau. Meine Zukunft, nicht Ihre.«
     
    Jasmine war weinend hinausgerannt. Zuerst war sie schnurstracks zu der Luxusboutique gegangen, deren Besitzer sie einstmals angesprochen hatte. Der war jedoch nicht da, und die Verkäuferinnen behandelten sie herablassend und ließen sogar durchblicken, dass sie sie für eine Lügnerin hielten, als sie sagte, sie kenne den Besitzer. – Wie hatte sie bloß glauben können, sie würde ein neues Leben beginnen? Sie hatte zwar einen perfekten Namen für sich gefunden, doch jetzt sollte sie auch noch zweitausend Euro aufbringen, um den ersten Schritt zu tun.
    Mutter und Tochter gingen wortlos nebeneinander nach Hause. Jasmines Handy klingelte mehrmals, doch nach einem Blick auf die Nummer auf dem Display steckte sie es wieder in die Tasche.
    »Warum gehst du nicht dran? Haben wir heute Nachmittag nicht noch einen Termin?«
    »Genau darum geht es. Wir haben keine zweitausend Euro.«
    Die Mutter legte Jasmine begütigend den Arm um die Schultern. Sie wusste, wie labil ihre Tochter jetzt war.
    »Doch, die haben wir. Wozu

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